Aufgespießt: Wort des Jahres 2019

 (Helmut Harff / Chefredakteur) Sie haben es vielleicht schon wieder vergessen in dieser schnelllebigen Zeit - das Wort "Respektrente". Dieses Kunstwort, erfunden von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, wurde zum "Wort des Jahres 2019" gekürt.

Das macht die Gesellschaft für deutsche Sprache schon seit 1977. Ob sie damit dem Politiker einen Ehrenplatz in der deutschen Sprachgeschichte beschert hat, wage ich zu bezweifeln. Auf den Plätzen folgen übrigens "Rollerchaos" und "Fridays for Future". Auf den weiteren Plätzen landeten: "Schaulästige", "Donut-Effekt", "brexitmüde", "gegengoogeln", "Bienensterben", "Oligarchennichte" und "Geordnete-Rückkehr-Gesetz".

Ich finde es einerseits schon merkwürdig, wenn eine Organisation, die sich "Gesellschaft für deutsche Sprache" nennt, ganz weit oben auf ihrer Liste für das Wort des Jahres einen rein englischen Begriff und einige Wortungetüme hat. Ist das ein Wink mit dem sprichwörtlichen Zaunpfahl, wohin es mit der deutschen Sprache weiter gehen wird oder sogar gehen soll? Dann habe ich schon einen Vorschlag für 2020: "Deutschquatsch".

Wenn mich jemand vor der Verkündung des Wortes des Jahres 2019 gefragt hätte, was das wohl sein wird, hätte ich sehr viel auf ein Wort gewettet, in der die Begriffe Klima oder Umwelt vorkommen. Nun ist es "Respektrente" geworden.

Abgesehen davon, dass ich jedem mehr Rente gönne, zeigt mir die Wahl, dass uns das Hemd augenscheinlich um einiges näher ist, als die Hose. Will sagen, dass das, was wir im Geldbeutel haben wohl wichtiger ist, als dieser Klimawandel. Die Jugend kommt in dieser Wahl sogar erst auf den dritten Platz, denn Schule schwänzen für die gute Sache darf man bekanntlich ab der ersten Klasse, E-Tretroller aber erst mit 14 Jahren, wenn der Anbieter nichts anderes vorschreibt.

Mehr Geld für die Alten, weniger Chaos auf Bürgersteigen und Straßen - auch eher von den Alten gefordert - und erst dann kommen die Jungen, die ihr Leben auf der Erde lebenswert halten wollen. Das ist schon eine wirklich klare Aussage, zumal unter den danach folgenden Begriffen mit "Bienensterben" nur noch ein Wort auftaucht, das etwas mit dem Leben der Jungen zu tun hat.

Wenn ich mir diese Wortwahl so richtig auf der Zunge zergehen lasse, so ist es für mich gar kein Wunder, dass wir in Sachen Klima- und Umweltschutz, in Sachen Energiewende nur so schnell vorankommen, wie ein Rentner mit seinem Rollator. Allerdings schaffen die es selbst im Schneckentempo noch bis ins Wahllokal.

Foto: Pixabay

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