Gewöhnlich schüttet es am ersten Novembersonntag im Süden Englands in Strömen oder wie die Briten sagen „it’s raining cats and dogs“. Egal, auch wenn es Katzen und Hunde regnet, der britische Royal Automobile Club lädt alljährlich an diesem Tag zum ältesten Motorsport-Ereignis der Welt, dem „London to Brighton Veteran Car Run“.
An ihm dürfen ausschließlich Fahrzeuge teilnehmen, deren Baujahr vor 1905 liegt. 2022 gab es für englische Verhältnisse eine Revolution, als der Verein eine Ausnahme machte und sozusagen zum Aufwärmen eine Handvoll Veteranenbesitzer samt deren Fahrzeuge zu einer sommerlichen Rundfahrt rief. Das will er in diesem Jahr am Donnerstag, dem 20. Juli, wiederholen.
„Die Veranstaltung im Sommer vergangenen Jahres war eine perfekte Vorbereitung für die London-to-Brighton-Veteranen-Auto-Fahrt im Herbst. Das werden wir im kommenden Juli wiederholen“, erklärt Ben Cussons, Vorsitzender des Royal Automobile Club. Doch es bleibt dabei: „Traditionsgemäß muss die Erinnerung an das Ende des Red Flag Act 1896, der schnelles Autofahren unter Strafe stellte, immer am ersten Sonntag im November stattfinden. Dann müssen die tapferen Teilnehmer allerdings oft mit herausforderndem Wetter fertig werden.“
Wenn die Sonne höher am Himmel stehe, sei der Sommerlauf ein weitaus entspannteres und geselligeres Ereignis sowie eine fabelhafte Gelegenheit für Veteranenautobesitzer, sich und ihre Autos für das Hauptereignis drei Monate später vorzubereiten, meint Cussons. Außerdem kämen in der warmen Jahreszeit mehr Zuschauer, die dann die Chance bekämen, Fahrzeuge aus der Frühzeit der Motorisierung in Aktion zu erleben.
Der erste London-to-Brighton-Run 1896 war als „The Emancipation Run“ in die Geschichte Großbritanniens eingegangen. Begeisterte Autofahrer der Frühzeit motorisierten Vorankommens hatten so das Ende des Locomotive Act gefeiert, ein Gesetz, das bestimmte, Fahrzeuge dürften nicht schneller als 4 km/h (vier Meilen pro Stunde) unterwegs sein. Beim Start dieses Rennen wurde außerdem eine rote Flagge zerrissen, denn die auch als „Red Flag Act“ bekannte Vorschrift schrieb vor, dass jedem motorisierten Fahrzeug ein Fußgänger mit einer entsprechenden Fahne vorauszugehen hatte.
Danach war zunächst 23 Jahre Pause bis 1927 die nächste Austragung stattfand. Seitdem wiederholt sich die Fahrt von der britischen Hauptstadt zum Badeort an der Südküste jährlich mit Ausnahme des Zweiten Weltkries und der folgenden Kraftstoffknappheit bis 1947, so dass der Run als die am längsten bestehende motorsportliche Veranstaltung gilt. Bei ihm kommt es freilich nicht auf das Tempo an, sondern auf das Erreichen des Ziels in Brighton.
Während sich zum eigentlichen London-to-Brighton-Lauf am 5. November 2023 vermutlich mehr als 400 Teilnehmer aus aller Welt anmelden, ist im Sommer lediglich Platz für 25 handverlesene Benzin-, Dampf- oder Elektropioniere. Ort der Veranstaltung ist das Vereinshaus des Royal Automobile Clubs im vornehmen Woodcote Park Golf Club bei Epsom, einer Vorstadt südwestlich von London in der Grafschaft Surrey. Von hier aus geht es für die Veteranen auf einen 73 Kilometer langen Rundkurs über die teilweise bewaldeten Hügel der Grafschaft Surrey, die den Titel „Area of Outstanding Natural Beauty“ (Gebiet von außerordentlicher natürlicher Schönheit) tragen. Eine Auszeichnung für Landschaften, die in Großbritannien unter besonderem Schutz stehen. Oldtimer, die diese Fahrt ohne Panne hinter sich bringen, dürften auch im November die Reise von London nach Brighton problemlos meistern. Auch bei Nebel und Wolkenbruch. (cen/hrr)
Foto: Autoren-Union Mobilität/RM Sotheby’s London to Brighton Veteran Car Run
Am ersten Sonntag im November wird nicht gerüttelt
... denn es ist „London to Brighton Veteran Car Run“
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