Der katalanische Künstler Enric Maurí und die französische, in Barcelona lebende, Künstlerin Nathalie Rey stellen eine gemeinsame Auswahl ihrer Werke unter dem Titel ‘Oh dear! I shall be too late!’ vom 29. September bis 20. Oktober im Berliner Projetraum Vorfluter aus.
Obwohl ihre Werke auf den ersten Blick fast schon gegensätzlich erscheinen, verbindet Nathalie Rey und Enric Maurí nicht nur ihr multidisziplinärer- und multimedialer Ansatz, sondern auch ein geteiltes Interesse an Fragen unserer Zeit, wie die Untersuchung von Globalisierungsprozesse und deren Auswirkungen auf natürliche, soziale und kulturelle Ökologien.
‘Oh dear! I shall be too late!’ taucht mit einer gemeinsamen Auswahl an Werken tief in die Feinheiten unserer modernen Welt ein und erforscht die vielschichtigen Dimensionen des Einflusses des Neoliberalismus auf Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.
Als Ideologie preist der Neoliberalismus Ideale von Freiheit, unverfälschter Konformität und Wachstum in wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereichen an. Doch unter der Oberfläche dieser Ideale liegen Ereignisse und Konsequenzen, die den fundamentalen Aspekten der menschlichen Natur diametral entgegenstehen und zu Einschränkungen führen. Selbst wenn sich Individuen durch die Vielzahl der ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten befreit fühlen, sind sie paradoxerweise in das unerbittliche Streben des Systems nach Homogenität und Standardisierung verstrickt. Aus diesem Widerspruch entsteht eine dynamische Spannung, die die zeitgenössische Gesellschaft prägt.
Die Kunst als Medium für Aktivismus nutzend, thematisieren die beiden Künstler*innen in ihrem Werk soziale Schichten, Ethik und Umweltschutz durch eine soziopolitische Ideologie.
In den Werken des katalanischen Künstlers Enric Maurí tauchen häufig Gegenstände des Alltags auf. So sind auch in dieser Ausstellung vertraute Gegenstände zu beobachten, die von Maurí aus verschiedenen Szenen der Berliner Metropole gesammelt wurden. Losgelöst von ihren ursprünglichen Kontexten werden sie im Ausstellungsraum funktionalisiert und als Zufluchtsorte konzipiert. Viele dieser Objekte waren bereits im Besitz verschiedener Personen, sie vereinen somit Zufluchtsorte mit einer Reflektion der rasant wachsenden Hauptstadt, in der ein erheblicher Teil der Bevölkerung aus Einwanderern besteht. Wie der zeitgenössische Archäologe Ian Hodder vorschlägt, sind Objekte und Menschen miteinander verflochten. Im Laufe der Jahre haben Menschen den Nutzen von Objekten erweitert und verändert, ihnen unterschiedliche Bedeutungen zugewiesen. Einige Objekte, ganz ähnlich wie Menschen, sind politisiert worden.
Die von Ayça Okay kuratierte Ausstellung zeigt ein Video, in dem Maurí Schönheitsoperationen thematisiert, sowie ein Hasenkostüm von Nathalie Rey, das so platziert ist, als suche es nach einer Person, die es trägt und lebendig macht. Ein fragmentiertes weißes Spielzeugkaninchen liegt unter den bunten Neon-Spielzeugtieren und signalisiert, an Alice im Wunderland erinnert, wann immer es auftaucht einen Weltenwechsel oder eine Verschiebung der Erzählung ins Unterbewusstsein.
‘Oh dear! I shall be too late!’ bezieht sich auf das Gefühl der Eile und Dringlichkeit, das von der Haltung des Weißen Kaninchens in Lewis Carrolls Roman ausgeht. Das Duo kritisiert den konsumorientieren, wirtschaftlichen Materialismus und lenkt den Blick auf einige seiner Folgen - Überbevölkerung und Klimawandel, sowie Unzufriedenheit und Einsamkeit.
Nathalie Rey ist eine französische Künstlerin, die derzeit zwischen Barcelona und Berlin arbeitet.
In ihrer multidisziplinären Arbeit nutzt die autodidaktische Künstlerin Medien wie Fotografie, Illustration, Video, Performance und Skulptur und kombiniert diese häufig mit Installationen. Sie behandelt unter anderem Themen rund um die Darstellung des Körpers und der Sexualität. Mit der künstlerischen Wiederverwendung von Abfällen und Materialien industriellen Ursprungs kennzeichnet sie eine anti-kommerzielle Haltung.
Enric Maurí ist ein multidisziplinärer Künstler aus Cardedeu (Barcelona).
Maurí arbeitet mit verschiedenen Techniken, wie Malerei, Zeichnung, Objekte, Skulptur, Installation, Schrift, Video oder Performance. Seine Arbeit untersucht politische und gesellschaftliche Themen und hinterfragt sich selbst als Mechanismus des Nachdenkens.
Quelle: Vertretung der Regierung von Katalonien in Deutschland
‘Oh dear! I shall be too late!’
Austellung von Enric Maurí und Nathalie Rey in Berlin
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