Morgengruß von Helmut Harff: Opfer tätigen, Opfer sein

… und ein altes Männerbild



Dieser Tage hörte ich im Radio einen Beitrag zum Thema Opfer. Nur „Opfer“, nicht „Opfer sein“. Die Fachfrau stellte fest, dass sich der Opferbegriff in den letzten mehr als 100 Jahren deutlich verändert hat.


Sie war der Ansicht, die ich nachvollziehen kann, dass man früher in unserer christlichen Welt nicht ein Opfer war, sondern Opfer gab. Es gehörte einfach dazu, zu opfern. Dabei ging es nicht darum, sich zu opfern, beispielsweise den Heldentod zu sterben. Es ging vielmehr darum, von dem was man hat für die anderen, für die Allgemeinheit zu geben. Im Islam hat sich das bis heute gehalten, denn jeder, der ein guter Moslem sein will, muss opfern.

Heute ist es alles andere als eine Auszeichnung, ein Opfer zu sein. Wer heute so bezeichnet wird, hat zumeist nichts zu lachen, wird im besten Fall „nur“ ausgelacht.

Soweit war das Radiogespräch nichts wirklich etwas, was einen vom Hocker gerissen hat. Doch dann ging es um die Geschlechter, um die Frau und den Mann als Opfer. Und da war zu hören, dass Männer viel weniger als Opfer wahrgenommen werden als Frauen. Als ein Beispiel nannte die Fachfrau den Unterschied zwischen der Vielzahl der Frauenhäuser und den ganz wenigen Männerhäusern, das obwohl die Zahl der häuslichen Gewalt bei einer extrem hohen Dunkelziffer stetig steigt.

Dass das so ist, wurde vor allem damit begründet, dass man den Männern eben die Opferrolle nicht zubilligt. Ziemlich wörtlich hieß es, dass sich Männer ja wehren können, wehren müssen. Männer sind also starkt und setzen sich – so die Gefahr besteht, sie werden zum Opfer – im Gegensatz zu Frauen zur Wehr, setzen im Zweifel Gewalt ein.

Hat da nicht mal jemand behauptet, dass wir heute ein ganz anderes, ein als modern eingestuftes Männerbild haben? Sollte das nicht den Mann auch als sensiblen Typen, auch als Opfer sehen? Das scheint wohl eher ein Wunschtraum als Realität zu sein. Und wenn wir uns mal umsehen, dann stellen wir an jeder Ecke fest, dass Mann nicht als Opfer gesehen wird. So gesehen ist Mann sogar im doppelten Sinn Opfer, einmal als solches und einmal weil das ja gar nicht sein kann.

Ich bin das Opfer des leckeren Frühstücks, das die Beste Frau der Welt gerade auf den Tisch stellt. Dieses Opfer bin ich gern.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Walter, Beate, Rose-Marie

Foto: Pixabay

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