Superkraft Spucke

Warum der Speichel so wichtig für unsere Mundgesundheit ist



Der Tag der Zahngesundheit am 25. September steht dieses Jahr unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund - Superkraft Spucke“. Wieso der Speichel tatsächlich ein heimlicher Superheld ist, verrät Zahnärztin Diana Svoboda im Interview.

Warum ist Speichel so wichtig für die Mundgesundheit?
Diana Svoboda:
Speichel erfüllt eine ganze Reihe von Funktionen, die wir im Alltag kaum wahrnehmen, die aber lebensnotwendig sind. Ohne ihn könnten wir weder normal essen noch richtig sprechen oder schmecken. Darüber hinaus schützt er unsere Zähne vor Säuren, versorgt den Zahnschmelz mit Mineralien und hält die Schleimhäute feucht. Mit rund einem bis eineinhalb Litern Speichel, die der Körper täglich produziert, legen wir den Grundstein für eine gesunde Mundflora und damit auch für unsere allgemeine Gesundheit.

Welche Rolle spielt Speichel bei der Karies- und Parodontitis-Vorbeugung?
Diana Svoboda:
Speichel ist unser natürlicher Schutzschild. Er neutralisiert Säuren, die durch Bakterien oder Nahrungsmittel entstehen, und trägt zur Remineralisierung des Zahnschmelzes bei. Zudem enthält er Abwehrstoffe wie Antikörper, Enzyme oder Lactoferrin, die Krankheitserreger unschädlich machen und die Wundheilung im Mund beschleunigen. Auch beim Kauen und Schlucken spielt Speichel eine Schlüsselrolle, und er ermöglicht uns, Geschmäcker überhaupt wahrzunehmen. Deshalb spreche ich gerne von einer echten Superkraft, die uns Tag für Tag begleitet.

Hat Speichel auch Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit?
Diana Svoboda:
Wissenschaftlich betrachtet ist Speichel hochinteressant. Er besteht zu 99 Prozent aus Wasser, enthält aber ein komplexes Gemisch aus Elektrolyten, Enzymen, Hormonen, Antikörpern und Proteinen. Diese Zusammensetzung erklärt seine vielfältigen Eigenschaften: vom Schutz der Zähne über die Unterstützung der Verdauung bis hin zur Immunabwehr.
Wie eine Studie der National Institutes of Health in den USA zeigt, kann Speichel auch als diagnostisches Hilfsmittel dienen[1]. Anhand bestimmter Biomarker lassen sich Risiken für Karies, Parodontitis oder sogar systemische Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig erkennen. Auch Stresshormone wie Cortisol können im Speichel nachgewiesen werden. Und nicht zuletzt haben uns die letzten Jahre gezeigt, wie wertvoll Speicheltests beim Nachweis von Viren sein können. Das verdeutlicht: Was viele nur als Spucke abtun, ist in Wahrheit ein komplexes und faszinierendes System mit enormer Bedeutung für Medizin und Alltag.

Viele Menschen klagen über Mundtrockenheit. Welche Folgen hat das?
Diana Svoboda:
Oftmals bemerken viele erst bei Mundtrockenheit, wie wichtig ein ausreichender Speichelfluss tatsächlich ist. Patienten, die zum Beispiel nach einer Krebsbehandlung oder aufgrund chronischer Erkrankungen zu wenig Speichel produzieren, leiden erheblich: Sprechen, Schlucken oder sogar Schlafen wird mühsam, die Schleimhäute werden empfindlich, und das Risiko für Karies oder Zahnfleischerkrankungen steigt massiv. Hinzu kommt, dass die Zahnpflege oft vernachlässigt wird, weil Zähneputzen dann schmerzhaft sein kann. Hier helfen schon einfache Maßnahmen wie viel Wasser trinken, zuckerfreie Kaugummis kauen oder eine milde Zahnpasta. Bei anhaltender Trockenheit sollten Betroffene aber unbedingt ärztlichen Rat einholen. In schweren Fällen stehen auch Speichelersatzmittel oder Medikamente zur Verfügung.

Kann man die Speichelproduktion selbst positiv beeinflussen?
Diana Svoboda:
Ja, durchaus! Indem man ausreichend viel und regelmäßig trinkt, zwischendurch zuckerfreie Kaugummis kaut und auf eine ausgewogene Ernährung achtet, kann der Speichelfluss angeregt werden. Auch auf Alkohol und Nikotin sollte man verzichten, da diese die Speichelproduktion hemmen. Wer dauerhaft unter Mundtrockenheit leidet, sollte unbedingt eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt aufsuchen, damit wir gezielt helfen können. Bestandteile des Speichels bilden einen natürlichen Biofilm auf den Zähnen. Dieser schützt einerseits den Zahnschmelz, dient andererseits aber auch als Grundlage für bakteriellen Zahnbelag, also Plaque. Wird dieser Belag nicht regelmäßig durch gründliches Putzen und professionelle Prophylaxe entfernt, können Karies und Parodontitis entstehen. Deshalb ist es wichtig, den Speichelfluss durch gesunde Gewohnheiten zu fördern, aber gleichzeitig auf eine konsequente Mundhygiene zu achten. Nur so bleibt das empfindliche Gleichgewicht in der Mundhöhle erhalten.

Was möchten Sie den Menschen am Tag der Zahngesundheit mit auf den Weg geben?
Diana Svoboda:
Speichel ist eine echte Superkraft der Natur, die wir oft unterschätzen. Er schützt, stärkt und unterstützt unsere Zähne Tag für Tag. Mein Rat: Achten Sie gut auf Ihre Mundgesundheit, gehen Sie regelmäßig zur Prophylaxe und unterschätzen Sie nicht die Bedeutung des Speichels. Denn ohne ihn wäre ein gesundes, strahlendes Lächeln kaum möglich.

Bild: diPura Zahnklinik 

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