2024 wurden bundesweit 34.700 Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss registriert. Das geht aus den heute veröffentlichten Unfallzahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. „Die Gefahren, die von Alkohol im Straßenverkehr ausgehen, werden nach wie vor von vielen Menschen unterschätzt“, sagt Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband.
Im Jahr 2024 wurden an Christi Himmelfahrt, dem sogenannten Vatertag, 287 Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss registriert – mehr als an jedem anderen Tag des Jahres. Wochenenden und Feiertage zählen grundsätzlich zu den Tagen mit den höchsten Unfallzahlen. „An Wochenenden und Feiertagen sind die Menschen unterwegs, wollen gesellig feiern und dabei Alkohol trinken“, sagt Zaneta. „Die Kombination aus fröhlicher Stimmung, Alkoholkonsum und Selbstüberschätzung ist im Straßenverkehr jedoch brandgefährlich.“ Von den insgesamt 34.700 Alkoholunfällen im Jahr 2024 gingen 17.016 mit Personenschaden einher – ein Anstieg von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allein am Vatertag wurden dabei 204 Menschen verletzt.
Jeder zweite Alkoholunfall mit Fahrrad, Pedelec oder E-Scooter
Laut Daten des Statistischen Bundesamtes wurde ein Großteil der Alkoholunfälle von Pkw-Fahrenden verursacht (39 Prozent). Erstmals gehen mit einem Anteil von 43 Prozent die meisten Alkoholunfälle auf Fahrradfahrende zurück: 33 Prozent auf Fahrräder ohne Hilfsmotor und 10 Prozent auf Pedelecs. 8 Prozent der Unfallbeteiligten waren mit einem E-Scooter unterwegs. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 lag der Anteil der alkoholisierten Unfallbeteiligten Fahrradfahrer noch bei 22 Prozent. „Für viele Menschen ist es völlig normal, nach dem Feiern mit dem E-Scooter oder Fahrrad nach Hause zu fahren, in der irrigen Annahme, dies sei ungefährlich, legal oder wenigstens weniger strafbar“, sagt Zaneta. „Doch auch diese Fahrzeuge sind im Rauschzustand schwer zu kontrollieren. Schon kleine Fahrfehler können zu Unfällen mit schweren Verletzungen führen – nicht nur bei den Fahrenden selbst, sondern auch bei unbeteiligten Dritten. Ohne Knautschzone, Helm und Airbag bieten diese Fahrzeuge keinerlei Schutz.“
TÜV-Verband: Aufklärung gegen Alkoholunfälle dringend nötig
„Die Normalität von Alkohol und Mobilität muss durchbrochen werden“, sagt Zaneta. „Solange es gesellschaftlich akzeptiert bleibt, betrunken aufs Rad oder den E-Scooter zu steigen, werden wir das Problem Alkohol am Lenker nicht lösen.“ Der TÜV-Verband fordert deshalb einen grundlegenden Kurswechsel in der Aufklärungsarbeit. Bisherige Kampagnen zum Thema Alkohol im Straßenverkehr konzentrieren sich fast ausschließlich auf den motorisierten Individualverkehr. Zaneta: „Die Realität hat sich verändert. Neue Mobilitätsformen haben den Alltag erobert – das muss sich auch in der Verkehrssicherheitsarbeit widerspiegeln.“ Wer Alkohol trinke, dürfe kein Fahrzeug führen – unabhängig von dessen Größe, Geschwindigkeit oder Motorisierung.
Darüber hinaus muss die polizeiliche Verkehrsüberwachung gestärkt werden. Zielgerichtete Alkoholkontrollen, auch bei Rad- und E-Scooter-Fahrenden, müssen zur Selbstverständlichkeit werden. Flankierend zur Aufklärung und Kontrolle fordert der TÜV-Verband auch härtere Sanktionen von Alkoholfahrten, wie höhere Bußgelder und Fahrverbote. Zudem müsse die Fahreignungsbegutachtung gestärkt werden. Die Grenze für die Anordnung einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) muss von 1,6 auf 1,1 Promille gesenkt werden. Denn bereits ab 1,1 Promille gelten Verkehrsteilnehmende als absolut fahruntüchtig. Fahrer:innen mit diesem Blutalkoholwert haben ein zehnfach höheres Unfallrisiko. Derzeit greift die MPU-Pflicht in der Regel erst ab einem Blutalkoholwert von 1,6 Promille – aus Sicht des TÜV-Verbands eindeutig zu spät. Zaneta: „Nur durch sichtbare Präsenz und konsequente Ahndung lässt sich die weit verbreitete Gleichgültigkeit gegenüber Alkoholfahrten aufbrechen.“
Foto: Pixabay
Alkohol am Lenker bleibt unterschätzt
TÜV-Verband empfiehlt bessere Aufklärung, mehr Kontrollen und strengere Sanktionen
Veröffentlicht am: 29.05.2025
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