
Letztens  hörte ich im Radio einen Geistlichen, der über den plattdeutschen  Spruch sinnierte, der da lautet: „En beten scheef hett Gott leef“. Auf  hochdeutsch heißt das „Ein wenig schief hat Gott lieb“.
Na,  eigentlich passt der Spruch so gar nicht in die Zeit von  Gendergerechtigkeit und ähnlichem. Er meint nämlich, dass Gott und damit  wohl jeder Mann nicht so ganz perfekt gewachsene Frauen und Mädchen  toll findet und sie liebt. 
Eigentlich eine verdammt schöne  Botschaft, denn wer ist schon perfekt. Das liegt einerseits im Auge des  Betrachters, andererseits ändert sich die Auffassung von perfekt  eigentlich ständig. Und, ich bin mir absolut sicher, dass das die Frauen  genauso wie die Männer sehen. Wie sonst hätte die Menschheit bis heute  Bestand, wenn jeder nur dem perfekten Partner hinterher hetzen würde?  Ehrlich, das wäre das dümmste, was man machen kann.
Doch mich  beschleicht ein anderer Gedanke. Wenn Gott meint „En beten scheef hett  Gott leef“, dann war vielleicht nicht alles, möglicher Weise gar nichts,  was Gott geschaffen hat so wirklich, so hundertprozentig perfekt? Da  gibt es hier und da was, was er hätte besser machen können. Sind wir  Menschen also gar nicht so perfekt, nicht so gottgleich? Ist gar sein  Sohn, dessen Geburtstag wir ja in Kürze feiern, auch nicht frei von  Fehlern? Hätte sich Gott etwas mehr Mühe geben müssen, hätte er einen  größere Drang zu Perfektion haben müssen? Ist Gott wirklich nicht  perfekt?
Gott nicht perfekt? Werde ich für diese Ansicht nicht  gleich exkommuniziert, komme ich dafür nicht gleich auf den  Scheiterhaufen? NEIN!!! Ich finde, das ist die beste Botschaft, nicht  nur die frohe, sonder die allerfrohste Botschaft, die es überhaupt geben  kann. Gott war und ist nicht perfekt – was für eine Erkenntnis. Wenn er  nicht perfekt ist, dann ist unser Bemühen um Perfektion fast so etwas  wie Gotteslästerung. Wie sollen wir perfekt sein, wenn es Gott schon  nicht war.
Wir sind also gottgleich – na ja zumindest ein wenig –  wenn wir voller Überzeugung sagen: „En beten scheef hett Gott leef“.  Ist das nicht toll, diese Botschaft? Ist die nicht toll angesichts  unseres Dranges zur Perfektion gerade in der Weihnachtszeit? Wenn wir  uns sagen „Ein wenig schief hat Gott lieb“ und das auch beherzigen, dann  machen wir uns das Leben, das schon kompliziert genug ist, deutlich  einfacher. Es gibt deutlich weniger zu meckern, deutlich weniger Frust,  weniger Streit. Ja, "En beten scheef hett Gott leef“. Das ist keine  Ausrede, das ist eine frohe Botschaft, das sollte die Lebensmaxime eines  jeden sein.
Wenn ich so richtig darüber nachdenke, dann ist das  die Maxime der Besten Frau der Welt und mir – und die leben wir nicht  nur beim Frühstück.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Friedrich, Friederike, Berta
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