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Wortklauberei (47): Ein Generationsproblem

... entdeckt von Rudi Mentär



Wieso glaubt eigentlich ein Mitglied der Zunft der Motor-Fachjournalisten, das Recht zu haben, sich zu den Aktionen der sogenannten Letzten Generation äußern zu dürfen? Die Antwort liegt überdeutlich auf der Hand: Weil die Aktivisten sich wegen seines Auto-, Verkehrs- und Abgas-Themas auf die Straßen kleben.

Oder haben die mehr im Sinn als die Rolle des Autos beim Klima? Nutzen sie das Auto, weil es uns alle bewegt – als Fahrzeug, aber auch als Vehikel des kollektiv schlechten Gewissens unserer autofahrenden nächsten Generationen?

Die Kernforderungen auf den Transparenten der „Letzten Generation“ verblüffen. Denn sie sind keineswegs revolutionär, sondern mehrheitsfähig. Die Aktivisten wiederholen sie dennoch ständig und halten die andere Backe auch noch hin, obwohl sie offenbar sehr genau wissen, dass ein Tempolimit nur kaum messbare CO2-Einsparungen bringen kann. Auf ihrer Internetseite entschuldigen sie sich sogar für die fehlende Wirksamkeit dieser Forderung mit den Worten: „In dieser lebensbedrohlichen Menschheitskrise brauchen wir jede Einsparung, die wir kriegen können.“

Als zweite Forderung wollen sie das beliebte Neun-Euro-Ticket zurück. Das hatte im vergangenen Sommer Menschen dauerhaft aus dem Auto in Busse und Bahnen bringen sollen, erwies sich in der Praxis aber als hochwillkommener Bonus für Pendler und gute Gelegenheit für Freizeitaktivisten und Senioren. Populär, so etwas zurückzufordern, auch wenn den Aktivisten nicht verborgen geblieben sein dürfte, wie sehr diese Aktion der Verkehrswende sich im Wohlgefühl der Nutzer auflöste.

Angesichts der Drohung mit dem kurz bevorstehenden Weltuntergang sind diese Forderungen geradezu lächerlich. Ein weiterer Originalton legt die Vermutung nahe, beide Forderungen dienen eher als Anregung für den Smalltalk zwischen den Umherstehenden, den Medienvertretern, den Blockierern und den genötigten Autofahrern: „Veganer:innen und Autofans diskutieren gemeinsame Lösungen, denn auch sie haben ein geteiltes Interesse: die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten schützen und den Weg dahin sozial gerecht gestalten.“ Diskutieren statt agieren, obwohl doch „die Zeit schon abgelaufen ist“?

Wo also steckt neben der Begeisterung, an der Weltrettung beteiligt zu sein, die wahre Motivation? Die kann dann ja wohl nur in der dritten Forderung stecken, in der Forderung nach einem Gesellschaftsrat, beschrieben im Originalton mit: „In einem Gesellschaftsrat kommen Menschen aus allen Bevölkerungsschichten Deutschlands zusammen und erarbeiten mithilfe von Expert:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft Maßnahmen, wie es weitergehen kann. Die Teilnehmenden werden per Los gefunden, zusammen bilden sie ein Deutschland im Kleinen ab.“

An anderer Stelle heißt es in den Unterlagen der sogenannten Letzten Generation: „Deshalb ist es an der Zeit, dass unsere Demokratie demokratischer wird.“ und „Wir werden Erfolg haben. Wir sind viele. Wir halten zusammen. Und wir stehen auf der richtigen Seite der Geschichte.“ Die Geschichte hat schon oft ähnliche Parolen gehört. „Wir sind das Volk!“ sorgte 1989 für Mitgefühl und viel Sympathie für die Sachsen und ihre Rolle im Kampf an gegen die DDR-Diktatur. Zu Pandemiezeiten stießen die Sachsen, die den Slogan montags erneut und wiederholt einsetzten, nur bei denen auf Gegenliebe, die die Demokratie der Bundesrepublik gleichsetzten mit den Diktaturen ihrer Vergangenheit.

Geht es der „Letzten Generation“ auch um einen anderen Staat, um das Aushebeln des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland im Namen einer anderen „Demokratie“, in der das Losglück entscheidet? Der ausgeloste Parallel-Rat soll den Volkswillen gegenüber den vom Volk gewählten Abgeordneten durchsetzen. Warum? Auch dafür findet sich ein weiteres Zitat, das zeigt, wie sich jedes Thema – eben auch das Klima – von Aktivisten professionell als Hebel einsetzen lässt, um beliebige Ziele zu erreichen: „Unser Plan: Wir protestieren und motivieren damit andere, mitzumachen und sich anzuschließen, und anders als früher haben wir mittlerweile die Strukturen, um auch schnell hunderte von Menschen in den Protest zu bringen, mit Mobi und Trainings und proaktiver Selbstorganisation.“

Das Klima als Vehikel zu einem anderen Staat? Kollegen in den Medien fanden Querdenkertum und rechtradikale Gesinnung sowohl auf der internationalen wie auf der nationalen Führungsebene der Bewegung. Doch handeln die meisten Aktivsten sicher aus echter Überzeugung fürs Klima – und das mit Freude am Widerspruch. Eine neue (Gesellschaft-) Räte-Republik haben dabei wohl die wenigsten im Sinn. Das ist eher Sache ihrer Ideologen und Einpeitscher, die jetzt ein paar Tage Ruhe für Training und Einpeitschen einlegten und nun wieder loslegen.

1989 sorgten gerade junge Bürger dafür, die letzte deutsche Diktatur auf deutschem Boden zu beseitigten. Aber das ist eine Generation her. (cen/Rudi Mentär)

Foto:
Autoren-Union Mobilität/Letzte Generation, Walter Debuih

 


Veröffentlicht am: 17.05.2023

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