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Das Weihnachts-Wunschkind von Raymonde Prior

... und kam er doch der Storch



Noch heute stehe ich staunend vor der Krippe. Es sind nicht nur die sentimentalen Kindheitserinnerungen, die mir vor Glück und Dankbarkeit ein Gänsehautgefühl geben. Für mich hat Weihnachten fast vierzig Jahre später eine ganz besondere Bedeutung bekommen.

Es geschah 1998. Inzwischen war ich 43 und hatte aus meiner ersten Ehe einen siebenjährigen Sohn, dem ich immer Geschwister wünschte, denn ich als Einzelkind hätte so gerne einen großen Bruder gehabt. Aber auch das emsigste Bestreuen der Fensterbank mit Brotkrumen hatte mir damals leider nicht geholfen, den Storch anzulocken. Mit Michael, meiner großen Liebe, die mir nach der Scheidung der Himmel geschickt hatte, endeten jedoch alle Versuche, noch ein heißersehntes gemeinsames Kind zu bekommen, in Fehlgeburten. Aus der Traum. Oder es noch einmal wagen – mit 43 Jahren? Sollten wir das Risiko auf uns nehmen?

Wir hatten doch schon zwei wunderbare Kinder: ich meinen Sohn Jerome und Michael die damals zehnjährige Mareike. Die Ärzte ermutigten uns zu einem letzten Versuch.

Ostern 1998 besuchten wir meine Schwiegermutter und gingen dort in Borgentreich zu einer Lourdes nachempfundenen Marien-Wallfahrtsstätte. Viele Dankesschilder deuteten darauf hin, daß sich wohl etliche Bitten der Besucher erfüllt hatten. Leise betete ich vor der großen Marien-Statue: „Bitte, bitte, ich hätte so gerne noch ein Kind!“

Keinem sagte ich etwas davon. Kurze Zeit später war ich erneut schwanger! Mein Mann und ich behielten diese große Freude diesmal für uns. Wie oft hatten wir gejubelt und dann…
Wochenlang bangten wir um unser Kleines. Mein Mann erzählte mir nun, daß auch er in der Mariengrotte um ein Kind gebeten hatte. Es war diese stille Gemeinsamkeit, die uns seitdem besonders stark miteinander verband!

Wir taten alles, um unser Baby zu behalten. Dieses letzte Mal durften wir es nicht wieder verlieren. Und es blieb! Nach Wochen besorgten Hoffens ermunterten uns die Ärzte, zuversichtlich zu sein. Würden wir wirklich demnächst zu fünft sein? Wir konnten unser Glück kaum fassen und verrieten nun endlich den völlig überraschten Sieben- und Zehnjährigen das große Geheimnis. Ein Termin stand nun ganz groß in unseren Herzen: der 26. Dezember 1998! War es Zufall, daß sich dieser kleine Junge ausgerechnet das Weihnachtsfest als Geburtstag ausgesucht hatte?

Die Adventszeit gestalteten wir natürlich so romantisch wie immer. Als Adventskalender verwendeten wir 24 Babysöckchen, die nun eine ganz besondere Bedeutung hatten. Mit jedem Tag waren wir unserem Baby ein Stückchen näher. Wie sehr freuten wir alle uns nun auf Weihnachten!

Wieder wurden am Tag vor dem Heiligen Abend die Geschenke verpackt, der Christbaum geschmückt. Spät in der Nacht bauten wir noch die alte Krippe auf und legten das Christkind hinein – das Wichtigste, das Weihnachten erst seinen Sinn gibt. Zwei Uhr morgens war es schon, als wir erschöpft, aber zufrieden schlafen gehen wollten. Weihnachten konnte jetzt für uns und unsere Kinder kommen. Und da bezog sich unser Kleiner nun auch schon mit ein. Er wollte nicht erst am zweiten Weihnachtstag dabeisein, sondern schon am Heiligen Abend wie das Christkind unter dem Weihnachtsbaum liegen; wollte seine Geburt feiern, Weihnachtslieder hören, den Glanz der Kerzen sehen. Unser Baby drängte ungeduldig hinaus ins Leben. Das große Wunder nahm seinen Lauf. Ausgerechnet jetzt – eine schöne Bescherung! Nun hieß es also wieder: Warten auf das Christkind, diesmal auf unser eigenes!

Heiligabend um 19.25 Uhr erblickte unser Sohn das (Weihnachts-)Licht der Welt! Zur besten Bescherungszeit, die man sich für unser schönstes Weihnachtsgeschenk nur denken konnte! Als man mir das in ein weißes Handtuch gewickelte Baby brachte, war es, als ob ich ein Geschenk auspackte, und sichtbar wurde ein kleines orangen-ähnliches rundes Gesicht mit wachen erstaunten Augen: Da bin ich!

Der Arzt in Herdecke schlug für unseren kleinen Sohn sofort den Namen Noel – französisch: Weihnachten – vor. Wir hatten uns aber vorher schon für Joel entschieden. Erst Wochen später stellten wir fest, daß Joel am 13. Juli Namenstag hat. An diesem Tag hatten Michael und ich uns kennengelernt und auf den Tag genau sieben Jahre später vor dem Traualtar gestanden! Wieder ein Zufall?



Nun lag Joel am späten Heiligen Abend neben mir auf dem nackten Bauch seines Papas, der ihm leise Weihnachtslieder vorsummte. Das Licht war schummrig, nur eine Kerze brannte, die drei nette Schwestern wie drei Heilige Könige mit dem schönsten Weihnachtslied der Welt hereingebracht hatten. Dazu gab es einen Weihnachtsteller mit Mandarinen und Plätzchen und ein Paar Babyschühchen, selbstgestrickt aus hellblauer Wolle mit Glitzerfäden: Joels erstes Weihnachtsgeschenk! So hat das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ eine ganz persönliche, einzigartige Bedeutung bekommen. Unser Wunder war geschehen: Der Himmel hatte uns ein eigenes Christkind beschert!

Unser Sohn wuchs heran; nun ist er schon zwölf Jahre alt. Er liebt das Weihnachts-Geburtstagsfest mit all den traditionellen Kleinigkeiten, die schon für mich immer dazu gehörten, wie der kleine alte Esel, der nun im Kinderzimmer und Weihnachten im Krippenstall steht. Jedes Jahr genießt er es, wenn seine Geschwister für ihn aus voller Überzeugung mit uns das Geburtstagslied „Wie schön, daß du geboren bist...“ singen. Joel ist eben ein echtes Weihnachtskind. Und ab und zu besucht er mit uns sein Dankesschild in der Mariengrotte.



Unvergessene Weihnachten. Band 7
29 Zeitzeugen-Erinnerungen
Zeitgut-Verlag Berlin   
Preis: 8,90 Euro
ISBN: 978-3-86614-203-9

 


Veröffentlicht am: 20.12.2023

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