Land auf, Land ab wird immer wieder beklagt, dass vor allem junge Menschen mit einem Elternhaus, das man dem Bildungsbürgertum zuordnet, studieren. Oder, man beklagt, dass Menschen aus sogenannten bildungsfernen Schichten eben seltener die Hörsäle bevölkern.
Stellt sich erst einmal die Frage, was nun genau das Bildungsbürgertum oder was bildungsferne Schichten sind. Ich kann das nur schwer beantworten. Es gibt hochgebildete „Fachidioten“ und es gibt sehr interessierte Menschen, die zumindest im ersten Anlauf nicht einmal die Mittlere Reife schafften.
Doch das nur nebenbei. Ich frage mich bei solchen Äußerungen, wonach es eben sehr schade ist, dass „Arbeiterkinder“ – ist das nicht schon ein Schimpfwort – weniger als „Professorenkinder“ studieren, warum man die Frage nicht auch umgekehrt stellt. Ja, warum fragt niemand, warum Kinder mit studierten Eltern nicht in der Mehrheit einen Beruf erlernen. Handwerk hat – wie wir gerade in der C-Krise wieder erleben – bekanntlich goldenen Boden. Ansonsten muss man schon Virologe sein, um gefragt zu sein.
Nein, es spricht nichts gegen ein Studium, aber es spricht sehr viel für einen erlernten Beruf. Doch Studium, das lässt – so hört sich das für mich an – aus einem Menschen ein besonderes Mitglied der Gesellschaft werden. Sonst würde man ja eben bedauern, dass die Bildungsbürger-Kinder nicht einen Beruf erlernen.
Doch warum ist das so wie es ist? Die Antwort liegt für mich auf der Hand. Ist mein Vater ein Tischler, ist meine Mutter eine Schneiderin, steht mein Vater hinter dem Ladentisch und ist meine Mutter eine taffe Landwirtin, so lerne ich, was es heißt, mit meinen Händen zu arbeiten, so lebe ich als Kind in einem Umfeld auf, dass mich eben prägt. Gleiches gilt, wenn meine Eltern eben studiert haben, eher mit dem Kopf als mit den Händen arbeiten. Nun ist es Gott sei Dank so, dass es auch viele mit einem Berufsabschluss gibt, die auch und erfolgreich mit dem Kopf arbeiten. Umgekehrt gibt es auch viele mit einem Studienabschluss, die sehr schätzen, etwas mit ihren Händen zu schaffen. Deshalb gibt es Studenten aus bildungsfernen Schichten und Dachdecker mit Doktortitel-Eltern. Und, das ist auch gut so.
Toll, jetzt wartet die studierte Besten Frau der Welt – sie hat nicht Beste Frau der Welt studiert, aber dafür einen Dr h.c. bekommen – mit dem Frühstück auf mich.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Diana, Heinrich, Heinz, Olivia
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Handwerk oder Doktortitel
Warum lernen weniger Akademikerkinder einen Beruf
Veröffentlicht am: 10.06.2021
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