
Vor  kurzem musste ich mich an eine Szene aus der legendären  Felsenstein-Inszenierung von „Fiedler auf dem Dach“ – auch bekannt als  „Anatevka“ – an der Berliner Komischen Oper so vor 40, 50 Jahren  erinnern.
In dem Musical werden Juden in Russland in einem Pogrom  aus ihren Häusern vertrieben. Eine Jüdin reinigt ihr Haus und antwortet  auf die Frage was sie da mache „Ich kann doch kein schmutziges Haus  zurück lassen“. Ich musste daran denken, als ich in einem Radiobeitrag  etwas über den Todesputz der Schweden hörte. Viele Schweden haben wohl  die Idee, kein unaufgeräumtes Haus ihren Erben – sprich nach ihrem Tod –  zurück lassen zu wollen. Sie räumen es zum Teil weit vor ihrem Tod auf.
Dabei  drehen die Schweden – so war zu hören – alles auf links. Alles, von dem  sie meinen, dass weder sie noch die Erben es haben wollen, wandert auf  den Müll. Nun ist es ja nicht verwerflich, immer mal zu sehen, was sich  da so alles angesammelt hat. Das machte ich immer, wenn ich wieder mal  meine Wohnung wechselte. Auch sonst lohnt so eine Aufräumaktion alle  paar Jahre.
Doch warum schon zu Lebzeiten alles wegwerfen, was  die Erben vermeindlich irgendwann nicht wollen? Warum mich von Dingen  trennen, die mir etwas bedeuten, die mir wichtig sind? Wegen der Erben?  Pardon, aber das geht mir entschieden zu weit.
Und dann ist da  noch die Frage, was meine Erben einst interessieren wird. Woher weiß  ich, was das ist. Ich kann vielleicht ahnen, ich kann sogar fragen, was  sie erben wollen. Doch da erfahre ich maximal, was sie heute erben  wollen und was nicht. Doch kann mein Großneffe – ein bekennender  Kindergartenfan – mir heute sagen, was er in zehn, in 15 Jahren erben  will? Wandert da nicht viel auf den Müll, was da zumindest noch nichts  gesucht hat?
Und noch eines treibt mich um: Wird da nicht vieles  weggeworfen, was eigentlich einen ziemlichen Wert darstellt, Tag für Tag  wertvoller wird? Da ist das Spielzeug aus Kindertagen, da ist das Bild,  mal irgendwie in den Besitz gekommen, da ist das Porzellanpüppchen von  Oma oder der uralte Comic. Alle, die wie ich Fans von „Bares für Rares“  sind, wissen, dass da vieles verkauft wird, was bei Aktionen wie dem  Todesputz auf dem Müll landet.
Wer so eine Aufräumaktion startet,  sollte dabei sehr vorsichtig vorgehen. Und mal ehrlich, wieso soll ich  dabei an die Erben denken. Die sollen doch ihren Spaß mit all dem Zeug  haben, mit dem ich so gern gelebt habe.
Eines ist einfach nicht zu vererben – mein Frühstück mit der Besten Frau der Welt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Blanka, Natalie, Eligius
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Todesputz
… ein schwedisches Phänomen?
Veröffentlicht am: 01.12.2021
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