
Flüchtlinge,  das sind für uns Menschen, die nichts haben. Wie auch, wurde sie doch  immer vertrieben, flüchten sie nur mit dem, was sie gerade so  transportieren, in vielen Fällen nur tragen können.
Vielfach ist es eben auch so, dass Flüchtlinge als Menschen angesehen  wurden und werden, die die eigene Existenz gefährden, wenn nicht  bedrohen. Sie müssen irgendwie versorgt und untergebracht werden.  Flüchtlinge sind meist zumindest etwas anders, als die Menschen zu denen  sie flüchten. Mal kommen Moslems zu Christen, mal Protestanten zu  Katholiken oder umgekehrt. Mal kommen ungebildete zu gebildeten. Aber  auch das geht umgekehrt. Den Flüchtling gibt es demnach gar nicht.
Wenn ich mal zurückdenke, so fällt mir als erster mir bekannter  Flüchtling meine eigene Mutter ein. Die flüchtete vor der Roten Armee  aus Ostpreußen. Das ging schief und sie kam erst 1946 in Deutschland an –  aber auch dann als Flüchtling, als Habenichts. Auch sie war froh, der  Hölle in der Sowjetunion entronnen zu sein. Doch meine Mutter war  ausgebildete Kinderkrankenschwester, ihr Vater war Steuermann auf einem  Hochseefrachter, ihre Mutter selbstständige Schneidermeisterin. Sie kam  also aus einem gutbürgerlichen Haushalt, in dem man sogar englisch  sprach. Der Krieg machte sie zum Habenichts und zum Bittsteller.
Das fiel mir ein, als ich in unserem Lausitzer Dorf drei Frauen, drei  Flüchtlinge aus der Ukraine kennenlernte. Die Mutter ist  Elektroingenieurin, die große Tochter Architektin, die kleine geht auf  das Gymnasium. Jeder hatte nur einen kleinen Koffer mit – diese  Habenichtse. Doch das sind und waren sie nicht. Sie kommen nur nicht an  ihr Geld, an ihr Vermögen, sie stammen nämlich auch aus bürgerlichen  Verhältnissen, wohnten in einer schönen Wohnung, mussten aber alles  fluchtartig verlassen. Alle, die den Frauen nun helfen wollten, waren  sich sofort einig, dass man sie nicht wie Bittsteller behandeln kann,  sie auf keinen Fall ihrer Würde berauben darf.
Das war auch für den Keramik-Riesen „Villeroy und Boch“  selbstverständlich. Ich frage das Unternehmen um Hilfe für die Frauen an  und man sagte spontan Hilfe zu. Nichts mit zweiter Wahl, nichts mit  Ausschuss. Es kam ein riesiger Karton mit Tellern, Besteck, Gläsern und  einigem mehr. Das Foto ist sicherlich Beleg genug, wie sich die Frauen  über diese großherzige Hilfe freuten. 
Wenn nun die Frauen ihre  eigene Wohnung beziehen, dann macht wieder –  wie bei ihrer Ankunft – eine Liste die Runde, auf der steht, was die  Ukrainerinnen brauchen. Ja, sie brauchen die Hilfe, aber niemand sollte  Hilfe mit dem heimischen Ausmisten verwechseln. Wer so hilft wie  beispielsweise „Villeroy und Boch“, der zeigt sein menschliches Gesicht.  Das ist im Übrigen eine sehr gute Antwort auf die hässliche Fratze des  Krieges.
Die Beste Frau der Welt und ich überlegen immer wieder am Frühstückstisch, wie man helfen kann.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Isidor, Konrad, Kurt
Foto: Privat
Morgengruß von Helmut Harff: Ukraine-Flüchtlinge!
Wer kommt da eigentlich zu uns?
Veröffentlicht am: 04.04.2022
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