Morgengruß von Helmut Harff: Sei nicht so negativ

Mein bester Freund sagt nicht so ganz grundlos immer wider zu mir: „Sei nicht so negativ“. Eigentlich bin ich gar nicht negativ, hinterfrage die Dinge nur kritisch. Der dann übrig bleibende Bodensatz ist dann leider nur viel zu häufig eben negativ.

Doch die Zeiten ändern sich. Vor fast 14 Tagen bekam ich es schriftlich und aufs Handy: Ich bin positiv. Das komische daran, ich konnte mich darüber überhaupt nicht freuen. Keiner gratulierte mir dazu, niemand klatschte. Vielmehr wollte niemand etwas mit mir zu tun haben. Ich verkroch mich zuhause und am liebsten im Bett. Wer kam, kam maximal bis zur Haustür.

Positiv zu sein, ist ein Makel, ein Zustand, der von keiner Seite goutiert wird.

Gestern nun bekam ich das Testat, ich sein negativ eben mit den Worten „Glückwunsch, sie sind negativ“ überreicht. Negativ zu sein ist eben etwas positives. Ich bin wieder ein freier Mensch, durfte wieder einkaufen, durfte wieder unter Menschen. Nun jubeln alle, dass ich negativ bin.

Ja, das klingt alles irgendwie unsinnig, allerdings nur so lange, bis man das Ganze mit dem C-Virus in Verbindung bringt. Ja, ich wurde gestern genau wie die Frau an meiner Seite negativ getestet. Das ist nun wieder eine positive Nachricht. Ist es nun doch nicht schlecht, negativ zu sein? Oder soll ich mich doch der Mahnung erinnern und nicht so negativ zu sein? Wie meinen viele Menschen: Deutsche Sprache, schwere Sprache.

Positiv ist auf jeden fall, dass ich jetzt negativ getestet mit der Besten Frau der Welt frühstücken kann.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Theresia v.A., Aurelia, Franziska

Foto: Pixabay