
Politiker  fast aller Couleur fordern ebenso wie Gewerkschaftler und Virologen,  dass alle, deren Beruf das zulässt, im Home Office arbeiten. Warum  nicht, ich finde Home Office toll, arbeite bereits 20 Jahre – was so  lange schon – vom heimischen Schreibtisch aus.
Ich bin sozusagen  ein Methusalem unter denen, die im  Home Office schaffen. Da ist es  selbstverständlich, dass ich die Wohnung so eingerichtet habe, dass ich  ein Arbeitszimmer habe, an einem optimalen Schreitisch auf einem sehr  rückenfreudlichen Bürostuhl sitze und alles was ich zur Arbeit brauche  sich in Griffnähe befindet. Um all das zu haben, sind die Beste Frau der  Welt – auch sie ist Home Office tätig – und ich sogar umgezogen.
Wer  von denen, die man nun auffordert doch von zu Hause aus zu arbeiten,  hat so ein Arbeitsumfeld in den eigenen vier Wänden? Was tun  andererseits all die, die mehr Arbeit im Home Office fordern dafür, dass  die Betroffenen sich das schaffen können? Sie dürfen 600 Euro  steuerlich geltend machen. Wieso bekommen die Heimarbeiter nicht erst  einmal einen Zuschuss von 1.000 Euro?
Was mich allerdings noch  viel mehr als die wohlfeile Forderung nach mehr Arbeit vom Küchentisch  aus ärgert, ist die Tatsache, dass die, die da Wasser predigen, Wein  saufen. Was ich meine? Warum melden sich die Politiker und all die  anderen Nasen nicht aus ihrem Home Office? Warum sind nicht die Partei-  und Gewerkschaftszentralen total verweist, warum arbeiten noch immer so  viele Menschen in den Ministerien, in den Verwaltungen? Warum finden  Pressekonferenzen noch immer vor Ort und nicht aus dem jeweiligen Home  Office statt?
Da geht das nicht? Das soll mir mal jemand  erläutern, warum das in Unternehmen gehen soll, aber in Verwaltungen, in  den Büros von Parteien, Gewerkschaften oder den Regierungen in Bund und  Ländern nicht? Das ist wohl nur sehr schwer zu vermitteln. Mir kommt  das so vor, als wenn man den 16-jährigen maßregelt weil er raucht – und  das mit einer Zigarette im Mund.
Nochmal: Home Office ist keine  schlechte Sache, wenn die Bedingungen stimmen. Dass die stimmen, dafür  muss (auch) der sorgen, der sie so vehement einfordert. Und, wer das von  Millionen Arbeitnehmern fordert darf das nur, wenn er mit gutem  Beispiel voran geht. Es hat noch nie funktioniert Wasser zu trinken und  Wein zu saufen. Das lehrt die Geschichte und zeigt auch aktuell die  Quote derer, die auf vieles zugunsten eines einsamen und Corona-fernen  Arbeitsplatzes verzichten. Viele von denen müssen jetzt etwas machen,  was ihnen im Büro nicht gestattet wird – am Arbeitsplatz frühstücken und  das vielfach mit den Kindern, die gern mal am Arbeitsrechner  rumspielen.
Da haben es die Beste Frau der Welt und ich deutlich besser. Wir haben selbstverständlich auch einen tollen Frühstücksplatz.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Marcel, Tilman, Dietwald, Uli
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