Die niederländischen Museen begeistern in den kommenden Monaten wieder mit außergewöhnlichen Ausstellungen. Von der Anatomie der Pferde im Mauritshuis bis zu Illusionen aus fernen Ländern bei Escher im Palast - das Niederländische Büro für Tourismus und Convention präsentiert Ihnen die wichtigsten Neuigkeiten auf einem Blick.
Mauritshuis Den Haag
Die Anatomie der Pferde
George Stubbs (1724-1806) war nicht nur Maler und Kupferstecher, sondern auch studierter Anatom. Schon früh war der Brite beruflich mit der Untersuchung und Abbildung von Pferdekörpern beschäftigt. Weil er seine multiplen Talente miteinander zu verknüpfen wusste, ist Stubbs zu einem der bedeutendsten Tiermaler seiner Zeit aufgestiegen. Sogar die britischen Premierminister des 18. Jh. gaben Bilder bei ihm in Auftrag. Anlass genug für das Mauritshuis, sich einmal intensiv mit dem Phänomen zu beschäftigen: Ab dem 20. Februar 2020 zeigt die Königliche Gemäldegalerie der Niederlande unter dem Titel »Ein Mann, ein Pferd, eine Obsession« eine Stubbs gewidmete Ausstellung. Zu sehen sind neben 13 Gemälden auch zehn anatomische Zeichnungen sowie das Skelett des berühmten Rennpferdes Eclipse. Prominentestes Exponat ist mit »Whistlejacket« das lebensgroße Porträt (292x246 cm) des gleichnamigen Pferdes vor neutralem Hintergrund. Die Ausstellung findet in Kooperation mit der MK Gallery in Milton Keynes statt.
George Stubbs »Ein Mann, ein Pferd, eine Obsession« (20. Februar bis 1. Juni 2020) Mauritshuis
Plein 29
2511 CS Den Haag
Tel. 0031 70 30 23 456
www.mauritshuis.nl
Mo 13–18
Di–So 10–18
Do bis 20 Uhr
Kröller-Müller-Museum
Tiger unter Beschuss
Der Nationalpark Hoge Veluwe ist unterdessen zu einer Bühne für die vom Aussterben bedrohten Tiger geworden. Noch bis zum 20. April 2020 ist im Kröller-Müller-Museum die raumfüllende Installation »Inopportune: stage two« von Cai Guo-Qiang zu sehen. Diese besteht aus neun lebensgroßen Raubkatzen, die sich dem Beschuss durch eine kaum zu erfassende Vielzahl von Pfeilen ausgesetzt sehen, um in verschiedenen Körperhaltungen in Todesangst zu verharren. Mit seiner Installation ruft der 1957 geborene Chinese beim Betrachter ein fast schon physisches Unbehagen hervor, das unwillkürlich zu einer Auseinandersetzung mit dominierenden Themen unserer Zeit animiert: Gewalt und Umweltzerstörung.
Die monumentale Installation aus dem Jahre 2004 war bislang erst einmal öffentlich zu sehen.
»Inopportune: stage two« (noch bis zum 20. April 2020)
Kröller-Müller Museum
Houtkampweg 6
6731 AW Otterlo
Tel. 0031 318 59 12 41
www.krollermuller.nl
Di–So 10–17 Uhr
Mondriaanhuis Amersfoort
Kunst im Quadrat
Das Mondrianhaus in Amersfoort feiert in diesem Jahr den 25. Jahrestag seines Bestehens. Dies hat das Geburtshaus von Piet Mondrian (1872-1944) zum Anlass für einen besonderen Auftrag genommen: 25 zeitgenössische Künstler wurden gebeten, auf ihre Weise in den Dialog mit dem Oeuvre des stilprägenden Malers zu treten. Konkret handelt es sich um Mitglieder des Künstlerkollektivs »De Ploegh« (»Das Team« oder »Die Mannschaft«), das 1945 in Mondrians Geburtsstadt Amersfoort gegründet wurde. Thematisch waren die Teilnehmer nicht festgelegt, allerdings galt für alle die Erfüllung der Vorgabe, dass das Werk exakt 25 mal 25 Zentimeter groß sein musste. So ist ein vielseitiges Portfolio entstanden, das unter dem Titel »25 x 25 x 25« bis einschließlich 8. März im Mondriaanhuis zu sehen ist.
»25 x 25 x 25« (bis 8. März 2020)
Mondrianhuis
Kortegracht 11
3811 KG Amersfoort
Tel. 0031 33 46 00 170
www.mondriaanhuis.nl
Di–So 11–17 Uhr
Van Gogh Museum Amsterdam
Das Porträt und die Frage nach der Realität
Die Vermischung von Realität und Fiktion ist eines der großen Themen unserer Zeit. Doch bereits die tonangebenden Maler der fortschreitenden Moderne haben sich mit der Frage befasst, wie sie die Welt um sich herum abbilden. Das beweist das Van Gogh Museum ab dem 21. Februar mit der Ausstellung »In the Picture«, in deren Mittelpunkt Porträts und Selbstporträts unter anderem von Vincent van Gogh, Edvard Munch, Francis Bacon oder Helene Schjerfbeck stehen. Sie alle haben sich ebenso früh wie erfolgreich mit der Frage befasst, wie sie die Abbildung der Realität auf eine neue Ebene heben konnten.
Im Zentrum der Ausstellung, die insgesamt 75 Gemälde umfasst, stehen die Werke Vincent van Goghs und seiner Weggefährten, die anschließend in einen größeren Kontext eingeordnet werden. Ganz nebenbei wird dabei ein neues Licht auf eine Debatte geworfen, die in unserer Gegenwart aktueller denn je zuvor ist – schließlich beschäftigen sich die Nutzer sozialer Medien heute fast ausnahmslos mit der Frage, wie sie sich am originellsten oder am vorteilhaftesten abbilden.
»In the Picture« (21. Februar bis 24. Mai 2020)
Van Gogh Museum
Museumplein 6
1071 DJ Amsterdam
Tel. 0031 20 57 05 200
www.vangoghmuseum.nl
tgl. 9–18, Fr
Sa bis 21 Uhr
Museum Escher in het Paleis
Illusionen aus fernen Ländern und Gedankenwelten
Maurits Cornelis Escher (1898-1972) hat das Spiel mit Formen und Illusionen auf einmalige Weise perfektioniert. In einem ehemaligen Palast von Königin-Mutter Emma ist dem Grafiker ein Museum gewidmet, das immer noch zu den am besten gehüteten Geheimnissen der niederländischen Kunstlandschaft gehört. An einer der schönsten Straßen der ehrwürdigen Residenzstadt gelegen, werden Eschers Werke in dem Haus noch bis zum 9. Februar in Arbeiten des kanadischen Bildhauers und Architekten David Umemoto gespiegelt. Die Miniaturen des 1975 geborenen Künstlers wirken wie temporäre Gebäude, die in einem weit entfernten Land stehen. Somit erzeugen sie ganz ähnliche Assoziationen, wie das Oeuvre Eschers. Stoff für eine spannende Reise der Gedanken.
David Umemotot »Architekt des Unmöglichen« (bis 9. Februar 2020)
Museum Escher in Het Paleis
Lange Voorhout 74
2514 EH Den Haag
Tel: 0031 70 427 77 30
www.escherinhetpaleis.nl
Di–So 11–17 Uhr
Rijksmuseum Amsterdam
Von der Eleganz zur Emotion
Das beginnende 17. Jh. gerät in der italienischen Kunstszene zu einer Zeitenwende: Zunächst ist es dem Maler Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610) vorbehalten, die Motive seiner Bilder auf bislang ungekannt realistische Weise darzustellen. Dabei bedient er sich kräftiger Licht- und Schatteneffekte. Wenig später gelingt es Gian Lorenzo Bernini (1598-1680), dem Genre der Bildhauerei ähnlich neue Impulse zu verleihen. Beide Künstler waren in Rom beheimatet, als sie die Kunstszene mit einem ebenso dramatischen wie effektvollen und emotionalen Stil aufmischten. Erst sehr viel später fand diese Ausdrucksform auch in vielen anderen Teilen Europas Anklang. Sie sollte als Barock in die Kunstgeschichte eingehen.
In einer groß angelegten Ausstellung widmet sich das Rijksmuseum ab dem 14. Februar unter dem Titel »Caravaggio. Bernini. Barock in Rom« diesem Phänomen. Zu den Highlights gehört die »Dornenkrönung« Caravaggios, die sonst im Kunsthistorischen Museum in Wien zu sehen ist. Das Ausstellungshaus fungiert bei der Schau gleichzeitig als Partner des Rijksmuseums, in dessen Philipsflügel rund 80 Meisterwerke zu sehen sein werden.
Caravaggio bis Bernini „Barock in Rom“ (14. Februar bis 07. Juni 2020)
Rijksmuseum
Museumstraat 1
1071 XX Amsterdam
Tel. 0031 20 67 47 000
Bild: Marjon Gemmeke