
Nach  meinem gestrigen Kommentar zum Thema Pfingsten erreichten mich wieder  einige Meinungsäußerungen. Die eine sorgte bei mir für ein breites  Grinsen, denn der Anrufer sagte wörtlich: „Oh mein Gott, lass mich doch  mit diesen Religionskram in Ruhe“.
Sie ahnen sicherlich, warum  ich fast laut loslachen musste. Ich  fragte erst einmal, an welchen Gott  er denn sein Gebet richtet, an den Gott der Juden, der Christen oder  der Moslems oder an einen anderen Gott. Ich hörte fast, wie er wütend  den Kopf schüttelte. Er meinte, dass er noch nie gebetet hat. Ich hielt  ihm dann vor, dass sein eingangs zitierter Satz ja wohl nichts anderes  als ein Gebet, eine Bitte an Gott ist.
Seine Erwiderung hörte ich  schon, bevor er sie ausgesprochen hat, denn er meinte, dass sei ja nur  so eine Redensart.  Stimmt, dachte ich, genau wie viele Bibelzitate zu  einer Redensart verkommen. Warum jemand zu einer Salzsäule erstarrt,  warum man sich über die Heimkehr des verlorenen Sohnes freut, warum des  Kaisers ist, was dem Kaiser gehört und was da noch so an Sprüchen  bekannt ist, alles hat seinen Ursprung in der Bibel, ist also  Religionskram.
Im Gespräch kamen wir beide dann doch zu dem  Schluss, dass der ganze Religionskram zu uns, zu unser Kultur wie kaum  sonst etwas gehört. Ohne diesen Religionskram wären wir anders, würden  anders miteinander umgehen, hätten ein anderes Rechtssystem, hätten wir  andere moralische Vorstellungen. 
Ja, ich bin mir sicher, wenn  wir nichts mehr mit dem Religionskram zu tun haben wollen, müssen wir  uns darauf einstellen, dass sich unsere Gesellschaft massiv verändert.  Ich meine, das tut sie schon – und das so langsam und schleichend, dass  wir es kaum merken. So etwas bemerkt man zumeist nur im Rückblick. Doch  ist das nun gut oder schlecht, wenn wir uns von dem ganzen Religionskram  verabschieden? Ich weiß es nicht, ich bin mir nur sicher, dass die  Veränderungen sehr groß sein werden – und wer will das schon? Der, der  meint: „Oh mein Gott, lass mich doch mit diesen Religionskram in Ruhe“?
Meine Ruhe, die will ich beim Frühstück mit der Besten Frau der Welt.
Ich wünsche ihnen ein genussvolles Feiertagsfühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Erwin, Irmtraud, Maximin
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Oh mein Gott
… lass mich doch damit in Ruhe
Veröffentlicht am: 29.05.2023
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