
Ich  bin mir ziemlich sicher, dass nirgendwo so oft Gott angerufen wird, wie  vor und beim Besuch des Zahnarztes. Wer stöhnt nicht „Oh Gott“, wenn  ein Zahnarzttermin ansteht. Selbst wenn es „nur“ zur Prophylaxe geht,  bemüht man sich um himmlischen Beistand.
Bei mir wird es heute  auf dem Zahnarztstuhl bei meinem Lieblingszahnarzt im sächsischen  Weißwasser im Mund ähnlich wie auf dem Foto aussehen – nur oben. Da muss  man einfach ein Stoßgebet zum Himmel richten, obwohl ich von der  eigentlichen OP zur Endversorgung so gut wie nichts merken werde. Gegen  das Setzen der Implantate ist eine Wurzelbehandlung ein Kinderspiel –  wenn da nicht am Anfang die blöden Spritzen wären.
Dass man beim  Zahnarzt gern Gott anruft, weiß man wohl in „meiner“ Praxis nur zu gut.  Warum sonst liegen am Eingang Bücher zum Mitnehmen, die für jeden Tag  des Jahres eine Bibellosung, einen Text dazu und einiges mehr enthalten?  Beim Warten auf meinen Termin nahm die Beste Frau der Welt – sie war  zum Händchen halten mit – dieses Buch in die Hand und blätterte darin.  Sie, nicht gerade eine Kirchgängerin, fand das interessant, wenn auch  nicht jeden Text so richtig nachvollziehbar.
So redeten wir erst  im Auto darüber. Dann nahm sie das Buch am nächsten Tag wieder in die  Hand und las vor, was zum Tag da geschrieben stand. Wie gesagt, nicht  alles konnten wir nachvollziehen, manches war uns zu quer gedacht,  manches weltfremd, manches fand aber auch unsere Zustimmung. Doch egal,  was da stand und steht, wir reden darüber. Das sind dann mal Themen, die  nicht unbedingt tagesaktuell sind. Und doch zieht man immer Parallelen  zum jeweiligen Geschehen, zu den eigenen Befindlichkeiten – immer das  jeweilige Bibelzitat im Hinterkopf.
Es ist schon erstaunlich, zu  welchen Einschätzungen, auf welche Ideen so ein Büchlein, das von sehr  vielen Autoren geschrieben wurde, einen bringt. Nein, es nimmt nicht die  Angst vor dem Zahnarzt, es nimmt überhaupt keine Ängste. Das Büchlein  lässt einen wohl auch nicht zu einem gottesfürchtigen Menschen werden.  Doch es öffnet den Blick auf andere Sichten, gibt oder provoziert andere  Sichtweisen und Antworten. Vor allem macht es eins – es regt zu Frage  und Gesprächen an. Wer würde denken, was so etwas ein Zahnarztbesuch im  ach so gottesfernen Osten der Republik alles bewirkt.
Mein  Frühstück mit der Besten Frau der Welt ist wohl das letzte, was ich  heute essen darf. Das ist kein Problem, denn die Lebkuchen und all die  anderen Naschereien haben ohnehin zu viele Spuren hinterlassen. Und doch  bleibt ein „Oh Gott“ mit dem Wunsch, möge mein Zahnarztbesuch doch  schon vorüber sein.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Ernst, Tatjana, Xenia
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Göttliches zum Mitnehmen
... beim Zahnarzt
Veröffentlicht am: 12.01.2021
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