Unter den 64 Oldtimern, die RM Sotheby’s am Donnerstag, dem 17. Januar anlässlich seiner ersten Versteigerung in diesem Jahr in Phoenix/Arizona unter den Hammer nehmen will, befinden sich elf Fahrzeuge von Mercedes-Benz.
Von ihnen werden wahrscheinlich drei Ikonen aus Untertürkheim im Mittelpunkt des Interesses vermögender Sammler edlen Blechs stehen: Ein Mercedes-Benz 300 SL Roadster, Baujahr 1964, ein Mercedes-Benz 300 SL mit Flügeltüren, Baujahr 1955 sowie ein Mercedes-Benz 300 SL Leichtbau mit Flügeltüren, ebenfalls Baujahr 1955.
Jedes Exemplar aus diesem Sportwagen-Triumvirat markiert eine Besonderheit aus der SL-Palette und gilt deshalb als möglicher Kandidat für einen siebenstelligen Euro-Millionenbetrag. Als Mercedes-Benz Typ 300 SL kam die Baureihe von 1954 bis 1957 als Coupé mit Flügeltüren und von 1957 bis 1963 als Roadster auf den Markt. Insgesamt umfasste die Produktion 1400 Coupés und 1858 Roadster. 1999 verlieh eine internationale Jury der Modellreihe den Titel „Sportwagen des Jahrhunderts“.
Zwar stellte Mercedes offiziell die Fertigung des 215 PS (158 kW) starken und zuletzt je nach Übersetzung zwischen 220 und 260 km/h schnellen Kultobjekts 1963 ein. Dennoch verließen 1964 noch drei Exemplare als letzte die Werkshallen. Eines von ihnen ist der Roadster, der in Phoenix einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin bekommen soll und von RM Sotheby’s auf einen Wert von zwischen 1,95 Millionen und 2,2 Millionen Euro geschätzt wird. Wie alle 218 Autos aus dem letzten Abschnitt seiner Baureihe verfügt dieser 300 SL über Scheibenbremsen und einen Zylinderblock aus Leichtmetall. Die bisherige Fahrleistung des teuren Gebrauchtwagens beträgt laut Zähler 80.342 Kilometer.
Etwas weniger, nämlich zwischen 1,3 Millionen und 1,45 Millionen Euro soll der Zweite im SL-Bunde einbringen. Angeblich ist er der einzige Flügeltüren-SL mit der Außenfarbe Dunkelgrau und Sitzbezügen aus rotem Tartanstoff. Der Sportwagen gelangte mit US-Spezifikation 1955 an einen Händler in New York und von dort nach und nach in nur wenige Hände. 2014 wurde der Wagen von Grund auf restauriert.
Als der wahrscheinlich teuerste Kandidat der diesjährigen Auktion in Arizona – es handelt sich bereits um die 23. Versteigerung von RM Sotheby’s in dem amerikanischen Bundesstaat – wird wohl der 1955er Mercedes-Benz 300 SL Aluminium Flügeltürer abschneiden. Sein Wert liegt geschätzt zwischen sieben und neun Millionen Euro.
Der Alu-Flügeltürer - Experten bezeichnen ihn als Alloy-Coupé - war die Idee des damaligen Mercedes-Benz Technik-Chefs Dr. Fritz Nallinger. Er hatte auf einer Vorstandssitzung Ende Februar 1954 den Bau eines speziellen 300 SL für Renneinsätze vorgeschlagen. Diese Coupés besaßen Karosserieteile aus Aluminium, und mit Ausnahme der Windschutzscheibe bestanden alle Kabinenfenster aus Plexiglas. Diese Maßnahmen ergaben eine Gewichtsersparnis von über 100 Kilogramm, wodurch der Alu-Flügeltürer gegenüber britischen und italienischen Sportwagen wie dem Aston-Martin DB3S, dem Maserati A6GCS sowie den Ferrari 750 Monza und 250 GT besonders konkurrenzfähig wurde. Archivunterlagen zeigen, dass nur 29 Leichtbau-Exemplare für Privatfahrer zur Verfügung gestellt wurden.
Den dreizehnten von 24 Alu-300 SL mit Flügeltüren, die 1955 hergestellt wurden, orderte der offizielle Mercedes-Benz-Agent Joseph F. Weckerlé in Casablanca, Marokko. Eine Kopie des Kaufvertrags zeigt, dass er am 27. Mai 1955 bei Untertürkheim abgeschlossen wurde und der Sportwagen zwei Wochen später an Weckerlé ausgeliefert wurde. Das Auto erhielt alle Leichtmetallausstattungen, eine silbergraue Lackierung und einen blauen Gabardin-Stoffinnenraum. Weitere werkseitige Spezifikationen umfassten eine High-Speed-Hinterachse, einen bis 270 km/h reichenden Tachometer und ein Becker-Radio. Es war der einzige Alu-300 SL, der nach Afrika exportiert wurde.
1962 verkaufte Weckerlé seinen 300 SL an einen Sammler in Alabama, der ihn die folgenden 13 Jahre behielt, ehe er ihn an einen anderen Sammler namens Jack F. Bryan aus Dallas weiterverkaufte. Der beauftragte einen der weltbesten 300 SL-Spezialisten, Paul Russell aus Essex, Massachusetts, mit der umfassenden Restaurierung. Die Arbeit dauerte fast vier Jahre.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Stolz präsentierte jetzt Paul Russel persönlich sein Werk in bewegten Bildern.
Drei millionenteure Mercedes-Benz 300 SL
... und das auf einen Schlag
Veröffentlicht am: 10.01.2022
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