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Der Mercedes-AMG SL 55 und der SL 63

... sind für Jens Meiners, Autoren-Union Mobilität, der Sprung nach vorn



„Überlegenheit auf dem Boulevard“ lautete die Überschrift unseres letzten Fahrberichts über einen Mercedes SL.

Das war vor fünf Jahren, als die Vorgängergeneration – mit komfortablem ABC-Fahrwerk und Klappdach – letztmals überarbeitet wurde. Jetzt gibt es einen neuen SL, und der will nicht nur auf dem Boulevard, sondern auch auf Pässen und Rennpisten reüssieren.

Dazu hat Daimler die Entwicklung an die Performance-Tochter AMG in Affalterbach übertragen. Dort arbeitet man auch an der nächsten GT-Generation, von zahlreichen Gleichteilen mit dem neuen SL darf man ausgehen. Die Aufgabe ist anspruchsvoll, denn es galt nicht nur die SL-Tradition fortzuführen, sondern auch einen Teil der Kundschaft der ausgelaufenen Modelle SLK/SLC und des AMG GT Roadster aufzufangen.

Der SL erfindet sich neu: War der Vorgänger ein reiner Zweisitzer mit Klappdach und Sechs-, Acht- und Zwölfzylindern, so kommt das neue Modell als 2+2-Sitzer mit Stoffdach, zunächst als Achtzylinder, später auch als Vierzylinder. Zum Marktstart gibt es nur den aufgeladenen 4,0-Liter-V8 namens M177, der im AMG SL 55 476 PS (350 kW) und im SL 63 sogar 585 PS (430 kW) leistet.

Schon auf den ersten Blick ist der SL ein ganz anderes Auto geworden: Viel harmonischer proportioniert, gleichzeitig aggressiver und moderner. Vorne sitzt man perfekt, hinten ist Raum für Kinder und Jugendliche, bei geöffnetem Dach durchaus auch für Erwachsene. Vor dem Fahrer erstreckt sich ein Cockpit ausgesprochen futuristischer Machart, „hyperanalog“ genannt, mit einer Mittelkonsole, deren Neigung sich elektrisch verstellen lässt. Das ist kein Gimmick, sondern perfekter Blendschutz beim Offenfahren.

Es sind echte Sportwagen-Gene, die im neuen SL stecken, vom sehr leichten Rohbau mit Aluminiumrahmen über das Stahlfederfahrwerk mit einer hoch innovativen Raumlenkervorderachse und einer Raumlenkerhinterachse. Während der AMG SL 55 serienmäßig über Drehstabstabilisatoren verfügt, kommt im AMG SL 63 ein Hydrauliksystem mit untereinander verschalteten Dämpfern zum Einsatz. Ein elektronisches Sperrdifferential ist beim 63er Serie, beide Varianten verfügen über eine Allradlenkung mit maximal 2,5 Grad Einschlag an der Hinterachse. Die Stahlbremsanlage kann durch eine Keramik-Bremse ersetzt werden.

Das alles funktioniert auf kurvigen, schnellen Landstraßen hervorragend. Das Fahrverhalten liegt auf Sportwagen-Niveau, der SL reagiert feinfühlig auf Lenkbefehle, lässt sich locker positionieren und gibt präzise Rückmeldung über den Straßenzustand. Dennoch ist er komfortabel genug für entspanntes Cruisen.

Dieses hervorragende Fahrwerk passt perfekt zum leistungsstarken V8, der sein Drehmoment über einen sehr schnell schaltenden Neun-Gang-Automaten mit nasser Anfahrkupplung variabel auf alle vier Räder überträgt. Der Klangteppich des Achtzylinders sucht seinesgleichen, die Fahrleistungen sind überragend: Der Spurt von 0 auf 100 km/h dauert 3,9 bzw. 3,6 Sekunden, die Fahrwiderstände gelangen erst bei 295 km/h bzw. 315 km/h zum Ausgleich. Wir finden: Die 55er-Ausbaustufe genügt.

Sowohl der 4,0-Liter-V8 als auch ein kommender Vierzylinder dürften noch als Plug-In-Hybrid kommen, um allfälligen Einfahrbeschränkungen und CO2-Vorschriften begegnen zu können. Es ist aber auch ein Einstiegsmodell mit vier Zylindern, Heckantrieb und Mild-Hybridisierung denkbar.

Insgesamt präsentiert sich der neue SL als überragender Sportwagen und absolut überzeugende Neuinterpretation des mittlerweile 70 Jahre alten SL-Themas. Preislich dürfte sich das Modell im Umfeld entsprechend motorisierter Porsche-911- und BMW-8er-Varianten bewegen. An Faszination steht er ihnen in nichts nach.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Mercedes-Benz

 


Veröffentlicht am: 13.01.2022

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