Morgengruß von Helmut Harff: Alpenglühen

Es gibt nichts kitschigeres, als ein Bild mit dem bekannten Alpenglühen. Es gibt aber auch nichts schöneres, als einen Sonnenuntergang – egal ob in den Bergen oder an der See. Ich weiß ehrlicher Weise nicht, warum so viele Menschen von dem Sonnenuntergang so begeistert sind, obwohl sich nur wenige ein Bild, das den zeigt, ins Zimmer oder gar ins Großraumbüro hängen würden.

Sonnenuntergang, das ist ja etwas schnell vergängliches, es ist das Sterben des sonnigen Tages, es ist auch gleichzeitig der Beginn der Nacht, der dunklen und noch immer vielfach als bedrohlich angesehenen Nacht. Und doch berührt so ein Sonnenuntergang viel mehr die Seele, als der Sonnenaufgang.

Vielleicht ist es aber auch ganz einfach so, dass wir viel mehr Zeit haben, den Sonnenuntergang zu bewundern, als das Erscheinen der Sonne am Morgen zu bestaunen. Vielleicht ist es auch so, dass der Sonnenuntergang mit seinem expressiven Farbenspiel zeigt, dass der Tag, dass der Arbeitstag nun  endgültig zu Ende ist, dass man sein Tagewerk erledigt hat. Die untergehende Sonne steht also für das Ende der Plackerei.

All diese Gefühle weckt nicht nur die untergehende Sonne in den Bergen oder wenn sie im Meer zu versinken scheint. Auch der Reiter, der in den Sonnuntergang reitet, erzeugt nicht allein dieses Gefühl. Auch wenn man im Garten sitzt, eine Antimückenkerze brennt und man ein Glas Wein oder Bier in der Hand der Sonne bei ihren Abschied zusieht, ist es Zeit für die oben beschriebenen Gefühle. Es ist die Zeit, die ich im Garten am liebsten habe. Weder das nicht geliebte Kraut, noch die gehegte und gepflegte Pflanzenwelt fordert die Aufmerksamkeit. Das gelingt nur noch den Mücken und – weniger unangenehm – den Fledermäusen und Igeln. Doch der Star des Abends ist und bleibt die untergehende Sonne.

Die ist längst aufgegangen, wenn ich jetzt  mit der Besten Frau der Welt frühstücke.

Ich wünsche ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Mariä Geburt, Adrian, Otmar

Foto: eigen