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E-Autos verlieren schneller an Wert

... so die Unternehmensberatung Berylls Group



Ein seltsames Phänomen macht sich seit zwei Jahren in den Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) in Flensburg bemerkbar. Verzeichnete die Behörde 2022 rund 471.000 Neuzulassungen batteriebetriebener Pkw, so war der Bestand am Ende des Jahres dennoch nur um insgesamt etwa 395.000 gewachsen. Ein Jahr später das gleiche Bild: 2023 kletterte der Verkauf dieser Autos auf 524.000 Stück, Ende Dezember stieg der Bestand an Elektroautos aber nur um 389.000 Fahrzeuge.

Die einfache Erklärung: Ungefähr 211.000 Alt-Stromer fanden zwischen Füssen und Flensburg in beiden Jahren keinen Interessenten, stehen als Gebrauchte unverkauft im Handel oder haben das Land verlassen und neue Besitzer jenseits deutscher Grenzen gefunden. Ganz abgesehen davon, dass eigentlich pro Jahr 1,5 Millionen neue E-Fahrzeuge hier zu Lande verkauft werden und bleiben müssten, rückt so das staatlich angestrebte Ziel von 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2030 in weite Ferne.

2023 endete zugleich ein Trend, der sich in den letzten Jahren beobachten ließ: Pkw mit Verbrennerantrieb fanden wieder mehr Kundschaft. Im Vergleich zu 2022 stieg der Anteil der benzinbetriebenen Autos 2023 auf 34,4 Prozent, was einer Zunahme von 13,3 Prozent in absoluten Zahlen entspricht (insgesamt 978.660 Fahrzeuge). 2022 lag dieser Anteil noch bei 32,6 Prozent. Dieser Anstieg lässt sich womöglich auch durch den starken Rückgang bei den Plug-in-Hybriden begründen. Im vergangenen Jahr wurden außerdem wieder mehr dieselbetriebene Fahrzeuge – insgesamt 486.581 Wagen – neu zugelassen.

Die renommierte Unternehmensberatung Berylls Group GmbH in München stellte jetzt in einer Analyse fest, dass gebrauchte Elektroautos nur sehr schwer und mit hohen Preisabschlägen zu verkaufen seien. Ein durchschnittliches Batterieauto (BEV) zum Neupreis von 43.600 Euro koste nach drei Jahren mit 60.000 Kilometer Laufleistung aktuell 18.800 Euro und habe somit 57 Prozent an Wert verloren. Eine Änderung sei nicht in Sicht. Die Branchenexperten kamen zu dem Schluss: „Junge gebrauchte BEVs stehen im Handel wie Blei, die Standzeiten steigen und Restwerte sind im freien Fall.“

Eine ähnliche Situation zeigt sich nicht nur in Deutschland. Auch in Frankreich und vor allem in Großbritannien sind die Restwerte auf dem Weg nach unten. Lediglich in Spanien stürzen die Zahlen nicht ab, liegen allerdings ebenfalls deutlich unter den Summen, die sich mit Benzin- und Dieselmodellen erzielen lassen.

Nach Berylls Berechnungen liegt der Wertverlust für ein durchschnittliches E-Auto um zwölf Prozent und damit rund 5600 Euro über einem vergleichbaren Benziner. Christopher Ley, Partner bei Berylls Strategy Advisors: „Wir sehen in dieser Differenz einen Wert, der die ursprünglich ausgezahlte staatliche Förderung sogar übersteigt. Bei einem Zulassungsvolumen von 524.000 BEVs in Deutschland im Jahr 2023 und unter Annahme einer vergleichbaren Restwertkurven-Entwicklung in den nächsten drei Jahren, haben wir einen Wertverlust von 2,99 Milliarden Euro errechnet. Dies ist deutlich mehr als die rund 2,4 Milliarden Euro, die 2023 insgesamt als BAFA-Förderung gezahlt wurden.“

Die zunächst begrüßte staatliche Stütze beim Erwerb eines Stromers stellte sich also nach geraumer Zeit als Fehlschuss heraus, denn batteriebetriebene Autos verkaufen sich als Gebrauchte nur sehr schwer. Die Gründe sind vielschichtig, wie die Berylls-Analyse zeigt. Einmal stagniert die Nachfrage nach E-Autos generell auf breiter Front, bei Neu-, aber mehr noch bei Gebrauchtwagen. Die wesentlichen Gründe sind hinlänglich bekannt: hohe Preise für den Fahrstrom und für die Autos sowie Reichweiten, die meist noch nicht auf Höhe von Verbrennern sind.

Neue Modelle, mit mehr Reichweite und zu günstigeren Preisen drängen auf den Markt und konkurrieren direkt mit den jungen Gebrauchten. Viele gebrauchte E-Autos sind große und teure SUV, sie fallen nicht in die Kategorie Massenmarkt, was sie für viele Gebrauchtkäufer uninteressant macht. Erschwerend kommt der beginnende Preiskampf hinzu. Rabatte und Preissenkungen für Neuwagen lassen die Anschaffungskosten für einen neuen an die für einen gebrauchten heran schrumpfen. Nach Einschätzung der Berylls-Experten, gibt es für die aktuelle BEV-Generation kaum Hoffnung am Gebrauchtwagenmarkt. Hier können lediglich die immensen Verluste minimiert werden.

„Wir sehen an den stagnierenden – in manchen Ländern sinkenden – Zulassungszahlen von neuen Elektrofahrzeugen eine Abwartungshaltung bei privaten und professionellen Kunden wie Flotten und Vermietern. Und das obwohl die Hersteller aktuell teilweise massiv Neuwagen mit Preisnachlässen versehen. Es scheint, dass der noch nicht vollständig entwickelte Gebrauchtwagenmarkt einen Einfluss auf den Markt für neue Elektrofahrzeuge hat“, so Ley.

Doch nicht nur die potenziellen Kundinnen und Kunden üben sich in Abstinenz was den Erwerb von E-Autos angeht. Auch solche, die nur einen Wagen auf Zeit ordern, machen inzwischen einen großen Bogen um diese Fahrzeuge. Auf der Bilanzpressekonferenz von Sixt SE, Europas größtem Autovermieter aus Pullach bei München, berichtete Kai Andrejewski, Finanzchef des Konzerns: „Bis Februar 2024 haben wir den Bestand elektrischer Risikofahrzeuge verglichen mit März 2023 halbiert.“ Im Verlauf des Jahres werde diese Flotte weiter verdünnt. Insgesamt verfügt der Konzern weltweit über 169.000 Autos. Vor geraumer Zeit hatte Sixt noch geplant, seinen E-Auto-Anteil bis 2020 auf 70 bis 90 Prozent hoch zu schrauben.

„Wir haben alles versucht, die Elektronachfrage zu forcieren“, heiß es bei Sixt. Dazu gehörten beispielweise besondere Werbekampagnen, Investitionen in die Ladeinfrastruktur oder per App europaweiten Zugang zu 400.000 Ladepunkten. Vergebens. „Entscheidend ist, was der Kunde will“, sagte Co-Konzernchef Alexander Sixt.Doch was die Unternehmensberatung Berylls Group in der Theorie beschreibt, erlebte Sixt schmerzlich in der Praxis. Während im vergangenen Jahr der Wiederverkaufspreis gebrauchter Verbrennerautos im Schnitt nahezu konstant bei rund 28.000 Euro lag, sei der von gebrauchten Elektrofahrzeugen von rund 42.000 Euro auf 32.000 Euro abgerutscht, was für Sixt zu einem Verlust von 40 Millionen Euro geführt habe.

Mit diesen Erfahrungen steht der Pullacher Konzern nicht allein. Erst kürzlich trennte sich Konkurrent Hertz von seinem Chef Stephen Scherr, weil der gewaltige Stückzahlen an E-Autos bei Tesla, General Motors und Polestar bestellen wollte. Der Deal fiel flach, statt dessen verhökerte der Autovermieter ein Drittel seines Elektroautobestands und musste dadurch 245 Millionen Dollar abschreiben. Gründe: mangelnde Nachfrage der Kundschaft, gesunkener Wiederverkaufswert der Fahrzeuge  und doppelt so teure Reparaturen dieser Autos wie bei Verbrennern.Eine rosige Zukunft für batteriebetriebene Elektroautos sieht anders aus. (cen)

Foto: Autoren-Union Mobilität/Eon/Malte Braun

 


Veröffentlicht am: 21.03.2024

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