Immer  wieder zwingen einen Studien, die eigene Haltung zu überdenken. Gerade  legte Simon-Kucher & Partners, eine global tätige  Unternehmensberatung, eine im Juli und August dieses Jahres  durchgeführte Studie vor. 
Und die gibt zu denken,  obwohl das Ergebnis an sich wenig überrascht: Je größer die erwartete  Benzinpreiserhöhung, desto größer das Interesse am Elektrofahrzeug. Der  Wegfall der Spritpreis-Subventionen sollte jetzt also eigentlich den  Verkauf von Elektroautos ankurbeln – hätte sollen, wenn die Lieferzeiten  nicht so lang wären.
Einen zweiten Grund für Kaufzurückhaltung  nennt die Studie selbst: „...denn auch die Preise am Strommarkt spielen  eine wichtige Rolle“. So schnell ändern sich die Zeiten. Rund einen  Monat nach der Befragung haut der Strompreis heftig die Notbremse in den  Elektroantrieb. Und so erreicht der Strompreis bei Elektroautos jetzt  die Wirkung, die einst die Grünen von einem überhöhten Benzinpreis beim  geächteten Verbrenner erwartet hatten.
Und dann wird auch noch  der grüne Wirtschafts- und Energieminister fast täglich zitiert mit dem  Kampfslogan: Jede Kilowattstunde zählt!
Nun zählen die Käufer von  Elektroautos nicht zu den Unterprivilegierten. Manche sind auch heute  schon bereit, an Ladesäulen rund einen Euro pro Kilowattstunde zu  berappen. Die wird der Preis nicht abschrecken. Bleibt die ministerielle  Aufforderung, Strom zu sparen. Denn jede gesparte Kilowattstunde  verringert nicht nur die Energielücke, sie nimmt uns auch den Zwang,  statt Gas nun Kohle zu verstromen.
Noch ist es kein  Massenproblem. Denn von den rund 68 Millionen in Deutschland  zugelassenen Fahrzeugen verfügen 700.000 – also nur rund ein Prozent –  über einen rein elektrischen Antrieb. Doch jede Kilowattstunde zählt.
In  diesen Wochen schauen wir erstaunt zu, wie der Pragmatismus immer  wieder über die Ideologie siegt. Wir reden darüber, ob und wie uns die  letzten Kernkraftwerke erhalten bleiben. Wir fahren Braun- und  Steinkohle-Kraftwerke wieder hoch. Wir wollen eine Grundsäule der  Marktwirtschaft umstoßen und als Staat in den Markt eingreifen. Wir  denken sogar über Extra-Steuern nach und bauen Entlastungspakete, deren  Gegenfinanzierung in den Sternen steht. In diesem Umfeld wirken ältere  und vielbejubelte Leistungen des Staates auf einmal wie aus der Zeit  gefallen: zum Beispiel die Umweltprämie und die Gelddruckmaschine  Treibhausgasminderungsquote.
Was muss ich als Elektroauto  fahrender Mensch nun befürchten? Mein e-Mobil zählt mit 16  Kilowattstunden pro 100 Kilometen zu den sparsamsten seiner Klasse. Muss  ich nun trotzdem in Zukunft mit einem Fahrverbot rechnen, wo doch jede  Kilowattstunde zählt? (Peter Schwerdtmann/cen)
Foto: Autoren-Union Mobilität




