
Unabhängig  der Anlageklasse dürften Selektion und Ausgewogenheit im Jahr 2025  entscheidend für einen nachhaltigen Anlageerfolg sein, beurteilt Thomas  Böckelmann, Leiter Portfoliomanagement bei Dolphinvest Capital, in  seinem Jahresausblick die Ausgangssituation.
Laut dem Experten  bleibt das weltwirtschaftliche Umfeld für Aktien auch im Jahr 2025  prinzipiell positiv: „Die USA sind und bleiben die Wachstumslokomotive,  China ist nachhaltig bemüht, an alte Wachstumsraten anzuknüpfen und  Europas Aufwachen ist ohne Alternative.“ Dagegen stünden die oft auf  Indexebene erreichten Bewertungshöchststände, die reale Gefahr  politischer Fehlentscheidungen und die Sorge um wieder ansteigende  Zinsen bei Rekordstaatsschulden.
Kurzfristig könnte das positive  Momentum anhalten, auch wenn skeptisch stimme, dass es nahezu keine  prominente Stimme im Markt gebe, die eine weitere Rallye  US-amerikanischer Aktien in Frage stelle. Deutlich steigende  Wertschwankungen im Jahresverlauf seien daher wahrscheinlich. „In  unterschiedlichen Szenarien wird es vermutlich zu einer Neubewertung der  Gewinner und Verlierer kommen, manche Bewertungsanomalien sollten sich  auflösen“, vermutet Böckelmann.
Böckelmann hält daher eine aktive  Selektion der Investments für unausweichlich: „Wir favorisieren Märkte  mit Aufholpotenzial wie Europa und die Schwellenländer, generell  attraktiv bewertete Nebenwerte und auch konjunkturresistentere oder  vernachlässigte Branchen wie Rohstoffe und Energie. Zwar sind wir auch  in US-Technologiewerten investiert, jedoch nur vereinzelt und im  Aggregat deutlich niedriger gewichtet als in Indizes wie dem MSCI World.  Bei den Indexklassikern sehen wir die größten Rückschlagrisiken im  Falle von Enttäuschungen der sehr hohen Markterwartungen an die  Entwicklung der Unternehmensgewinne.“ Die kommende Berichtssaison der  Unternehmen könnte hier bereits zu einem ersten Test führen.
Zinsszenarien auch 2025 unsicher
„Gemessen  an den sehr optimistischen Zinssenkungserwartungen zu Beginn 2024 sind  viele Anleger, die auf lange Laufzeiten setzten, enttäuscht worden. Auch  die Szenarien für das Jahr 2025 sind alles andere als sicher“, so der  Fondsmanager.
Die globale Staatsverschuldung ist auf einem  historischen Höchststand – und die meisten Politikerpläne weltweit  deuten auf einen weiteren Anstieg. Daher fragt sich der Experte, ob  Anleger eine Ausweitung der Schulden zu vorherrschenden Zinssätzen  tragen oder auf einmal mehr fordern würden.
„Auch die Notenbanken  stecken in einem Dilemma. Zwar ist die Inflation in den relevanten  Regionen signifikant gesunken, dennoch zeigt sich der letzte  Prozentpunkt auf dem Weg zum Ziel von 2 % sehr hartnäckig“, sagt  Böckelmann. Einige Indikatoren deuteten sogar wieder auf eine steigende  Inflation. Er warnt: „Steigende Löhne und Energiepreise sowie  strukturelle Faktoren begrenzen das Potenzial einer weiter sinkenden  Inflation – Ausnahme wäre eine weltweite Rezession, die aber kein  Hauptszenario ist.“ Trumponomics 2.0 und auch in China wie Europa zu  erwartende Fiskalpakete wirkten ebenfalls inflationär. „Das zwingt die  Notenbanken in den Spagat. Denn auf der anderen Seite steigt der  politische Druck, Zinsen zu senken und das noch stabile, sich aber  abschwächende Wirtschaftswachstum begünstigt in der Tendenz  Zinssenkungen“, so der Fondsmanager.
Es sei daher ratsam, über  das Laufzeitspektrum hinweg ausgewogen und qualitätsorientiert zu  investieren: „Wir bevorzugen mit mehr als der Hälfte unserer  Anleiheninvestments den kurzen Laufzeitbereich bis zu drei Jahren bei  hoher Bonität der Emittenten, also Euro- und USD-Staatsanleihen und  sogenannte Investment-Grade-Unternehmensanleihen.“
Längere  Laufzeiten böten zwar ein Kurssteigerungspotenzial bei sinkenden Zinsen,  aber auch entsprechende Risiken bei wieder steigenden Zinsen. Dennoch  seien diese im Portfoliokontext interessant, sollten im Falle von  Marktverwerfungen auf der Aktienseite wieder sichere Häfen gesucht  werden. „Daher haben wir mit unseren Zinsanlagen etwa ein Fünftel in  Laufzeiten um zehn Jahre – vorwiegend in Euro. Zwar bietet der US-Dollar  ein deutlich höheres Zinsniveau als der Euro, über eine derart lange  Laufzeit ist jedoch die Wertentwicklung des US-Dollars gegenüber dem  Euro wenig prognostizierbar“, erklärt Böckelmann seine Strategie. 
Goldene Zeiten?
Bei  den vermögensverwaltenden Multi-Asset-Strategien hält Dolphinvest  Capital seit Jahren zwischen 5 % und 15 % physisches Gold. Eine  ultimative und langfristige Portfolioabsicherung, die sich laut  Böckelmann bewährt habe: „Im Vordergrund unserer Überlegungen stehen die  geopolitischen Unsicherheiten und vor allem die überbordende  Staatenverschuldung im Finanzsystem. So hat die Entwicklung des  Goldpreises langfristig eine hohe Korrelation zur Verschuldung, weniger  zu Zinsen oder Inflation.“ Jüngste Kurstreiber seien internationale  Notenbanken, die weiterhin Rekordkäufe in Gold tätigen – allen voran  China und die Schwellenländer, die ihre Währungsreserven weg von  US-Dollar und Euro diversifizieren.
Weitere Gründe sieht der  Experte in der wachsenden globalen Schmuckindustrie angesichts einer  durchschnittlich immer wohlhabender werdenden Weltbevölkerung und im  steigenden industriellen Interesse, da Gold als Metall im Rahmen des  Transformationsprozesses weltweiter Energieversorgung benötigt wird.  „Auch der vorherrschende Zinssenkungsmodus der meisten Notenbanken senkt  für Anleger die Opportunitätskosten des Haltens von Gold – ein Halt  oder gar eine Umkehr der Zinspolitik könnte eine zwischenzeitliche  Korrektur auslösen. Denn nach vielen Jahren steigender Kurse und  zahlloser Rekordstände ist mit vereinzelten normalisierenden Rücksetzern  zu rechnen, die für uns aber angesichts der langfristigen Vorteile  eines Goldengagements auszuhalten sind“, resümiert Böckelmann.
Ein  Sonderfall in den Augen des Fondsmanagers: Goldminenaktien. Die  Unternehmen profitieren von der Goldnachfrage und der industriellen  Nachfrage nach Nebenprodukten. Gleichzeitig gehört der Sektor zu den  trotz jüngst kräftiger Kursanstiege immer noch günstig bewerteten  Sektoren. „Goldminenaktien betrachten wir nicht als Gold, sondern als  Teil der Anlageklasse Aktien und setzen diese nur sehr selektiv und  risikobewusst ein“, erklärt Böckelmann.
Mit Energie und Rohstoffen in die Zukunft?
Böckelmann  ist sich sicher – unabhängig von politischen Entscheidungen steht die  Welt vor einem langfristigen Aufschwung bei Energie und Rohstoffen, da  diese zum Aufbau einer alternativen Energieinfrastruktur benötigt  werden. Durch die Umstellung des Energieverbrauchs werde sich der  Strombedarf zulasten fossiler Energieträger vermehrfachen. Dazu addiere  sich die zusätzliche Nachfrage nach Energie durch den Ausbau künstlicher  Intelligenz. „Ohne den Einsatz fossiler Energien über einen längeren  Zeitraum wird weder Verfügbarkeit noch Bezahlbarkeit der gebrauchten  Mengen möglich sein“, so der Portfoliomanager.
Auch ein  Wiedererstarken Chinas sollte die Nachfrage anheben, die prinzipiell auf  ein reduziertes Angebot trifft. Aber hier herrscht unverändert Skepsis,  ob das jüngste Maßnahmenpaket schon ausreichend ist. Böckelmann dazu:  „Die realen Energie- und Rohstoffmärkte scheinen im Hinblick auf das  Weltwirtschaftswachstumspotenzial deutlich vorsichtiger als die  euphorisierten Aktienmärkte, zumindest kurzfristig.“
Thomas  Böckelmann abschließend: „Angesichts gegebener Realitäten sehen wir  unverändert einen mehrjährigen positiven Zyklus in diesen Sektoren,  wenngleich schwankungsanfällig bei sich ändernden weltwirtschaftlichen  wie geopolitischen Szenarien. Die Sektoren sind vergleichsweise günstig  bewertet und wir haben unser Engagement in Multi-Asset-Portfolien über  Aktien aus den entsprechenden Sektoren sowie Rohstoffindexpositionen  über Monate hinweg ausgebaut – durchschnittliche Rezessionsrisiken  scheinen eingepreist.“
Dolphinvest Capital: Ausblick 2025
Stürmisch und chancenreich
Veröffentlicht am: 03.01.2025
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