
Auf dem kürzesten Weg dorthin, wo der Pfeffer wächst, lautete das ambitionierte Ziel des portugiesischen Seefahrers Ferdinand Magellan.
Von  Spanien aus stach er anno 1519 mit fünf Handelsschiffen in See, um den  westlichen Seeweg zu den sagenumwobenen Gewürzinseln zu finden - die  indonesische Inselgruppe der Molukken. Dort wollte er Muskatnuss,  Gewürznelke und Pfeffer kaufen, die im damaligen Europa im wörtlichen  Sinne Gold wert waren. 
Die Expedition bezahlte er vor 500 Jahren  mit seinem Leben. Gleichzeitig machte sie ihn zum Vorreiter des  Welthandels: 90 Prozent der weltweit gehandelten Güter werden heute auf  dem Seeweg transportiert - mit gigantischen CO2-Emissionen. Seit Anfang  des 21. Jahrhunderts sind deshalb zunehmend wieder Frachtsegler unter  dem Motto "Wind statt Schweröl" auf Magellans Spuren unterwegs, um Waren  und Güter CO2-neutral über den Atlantik zu befördern. Neben dem  nachhaltigen Transport von Kaffee, Kakao und Rum will diese  Greenshipping-Armada mittelfristig auch die CO2-Bilanz der  Automobilindustrie durch klimaschonende Autotransporte verbessern. Ob  nautische "Kaffeefahrt" oder umweltfreundliche Auslieferung von  Fahrzeugen: Ohne eine Vielzahl an Komponenten aus Edelstahl Rostfrei  kommen diese Öko-Frachter ebenso wenig aus wie Segelschiffe für  Luxuskreuzfahrten, private Hochseesegler oder Teilnehmer an  Segelregatten.
Magellan startete zu seiner Weltumsegelung mit  fünf dreimastigen Segelschiffen, sogenannten Naos, die Ladekapazitäten  zwischen 75 und 120 Tonnen hatten. Charakteristisch für diesen am  Ausgang des Mittelalters vor allem von Spaniern und Portugiesen  eingesetzten Schiffstyp waren ein hoher Heckaufbau und geringer  Tiefgang. Magellan führte seine Route von Sevilla aus zu den Kanarischen  Inseln und weiter zur afrikanischen Küste, von wo aus er den Atlantik  überquerte. Nach langer Suche entdeckte er an der Südspitze Amerikas den  Durchgang zum Pazifischen Ozean - die nach ihm benannte Magellanstraße -  und landete schließlich 1521 auf den Philippinen. Dort wurde er im  Kampf mit den Einheimischen getötet. Die beiden verbliebenen Schiffe  seiner Handelsflotte erreichten ein halbes Jahr später die gesuchten  Gewürzinseln, nach einem weiteren Jahr schaffte nur noch ein einziges  Schiff, die Victoria, den Weg zurück zum Ausgangshafen.
Bis  Anfang des 20. Jahrhunderts waren Segelschiffe als Transportmittel im  weltweiten Handel unverzichtbar. Mit Aufkommen der Dampf- und  Motorschiffe verloren sie in dieser Funktion jedoch zunehmend an  Bedeutung. Bis zu den 2000er Jahren beschränkte sich ihr Einsatz fortan  zunehmend auf Schulschiffe wie die Gorch Fock, auf  Luxuskreuzfahrtschiffe wie das laut Guinness Buch der Rekorde größte  Segelschiff der Welt, Royal Clipper, und auf Segelschiffe für Freizeit  und Sport.
Maximale Sicherheit
Auf hoher See ist für jeden  Skipper die Zuverlässigkeit seiner Ausrüstung entscheidend. Von  zentraler Bedeutung ist dabei neben der richtigen Auslegung die  Werkstoffwahl. Edelstahl Rostfrei gewährleistet durch sorgfältig  abgestimmte Werkstoffgüten auch unter anspruchsvollsten  Einsatzbedingungen die gebotene Sicherheit. Seile für die Verstagung -  so werden auf See Abspannungen genannt, die den Mast seitlich (Wanten)  und in Längsrichtung (Stage) stützen - müssen hohen statischen und  dynamischen Kräften standhalten. Gefertigt aus hochwertigem Edelstahl  Rostfrei, halten sie die notwendige Spannung ebenso dauerhaft wie  zuverlässig. Die gedrehten Edelstahlseile mit Durchmessern zwischen zwei  und sechs Millimetern bestehen je nach geforderter Bruchlast aus bis zu  19 Fasern. An Deck befestigt werden Wanten und Stage mit speziellen  Seilspannern und Beschlägen aus Edelstahl. Eine Vielzahl an Beschlägen  wie diese Püttinge, aber auch Decksaugen, Blöcke, Laufrollen,  Verschlüsse oder Riegel ist bei der Stabilisierung der Takelage  unverzichtbar. 
In der Funktion als Blitzschutz leiten  fachgerecht installierte Edelstahlseile der Werkstoffgüte 1.4401  Blitzströme über außenliegende Fang- und Ableitungen zum Kiel und von  dort ins Wasser ab. Mit einem Durchmesser von zehn bis zwölf Millimetern  verhindern die aus paarweise verdrillten Einzeldrähten konstruierten  Seile, die über Kreuzklemmen aus Edelstahl mit einander verbunden  werden, Schäden an Rigg, Schiffskörper oder Bordelektrik. Steuerseile  und Trailerwinden sind auf See ebenfalls hohen Belastungen ausgesetzt.  Deshalb werden diese flexiblen Seile aus mehreren mit einander  verdrehten dünnen Edelstahlseilen, die ihrerseits wiederum aus mehreren  Litzen aus nichtrostendem Stahl konstruiert sind, hergestellt.  Geräteträger für Radar, Solarpaneele, Windrad oder Antennen müssen auch  bei widrigsten Witterungsbedingungen zuverlässigen Halt bieten. Ebenso  wie Handläufe, Griffe, Reling, Klampen oder Klüsen werden sie aus  hochglanzpoliertem Edelstahl Rostfrei der Güte 1.4571 gefertigt. Dieser  Werkstoff wird auch für hochwertige Anker, wie sie an Privatyachten oder  Hochseeseglern gerne eingesetzt werden, verwendet. 
Produkte aus  Edelstahl, die dauerhaft höheren Chlorid-Konzentrationen ausgesetzt  sind - wie sie auch durch das Verdunsten von Salzwassertröpfchen  entstehen - gilt es besonders bei hohen Umgebungstemperaturen vor  Lochfraßkorrosion zu schützen. Hochseeseglern wird deshalb für  zugbeanspruchte Komponenten wie Ankerketten als Werkstoff nichtrostender  Duplexstahl der Güte 1.4462 empfohlen. Auch für Liftanlagen von  Beibooten oder Bordkrane ist die Wahl einer Werkstoffgüte mit hohem  Widerstand gegenüber Korrosion, Lochfraß und Spaltkorrosion  unverzichtbar. Neben Duplexstahl kommt hier Super Duplexstahl der Güten  1.4410 oder 1.4501 zum Einsatz.
In Magellans Fahrwasser
Wer  bei den nicht nur optisch glänzenden Komponenten auf Segelschiffen  ausschließlich an Luxusliner für Kreuzfahrten, Edelyachten, Jollen,  Katamarane oder leistungsstarke Sportboote denkt, übersieht den Trend  zum Greenshipping im Transport weltweit gehandelter Güter. Anfang 2020  umfasste die Welthandelsflotte allein 5.360 Containerschiffe, das größte  von ihnen nimmt 24.000 Standardcontainer auf. Hinzu kommen einige  hundert Autotransportschiffe, die auf den Weltmeeren unterwegs sind. Die  meisten dieser Schiffe fahren mit Schweröl und sind damit für  erhebliche Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Gestiegenes  Umweltbewusstsein und die damit einhergehende Nachfrage nach  klimaschonend produzierten und transportierten Waren gibt deshalb dem  Gedanken von Öko-Frachtern seit über zehn Jahren Rückenwind. Immer mehr  alte, restaurierte oder eigens für diesen Zweck gebaute Frachtsegler  transportieren Waren aus Europa über den Atlantik nach Mittelamerika und  in die Karibik, um dort im Gegenzug nachhaltig produzierte Produkte wie  Kaffee, Kardamom oder Kakao für den Verkauf in Europa zu laden. 
Im  Jahr 2009 stach mit der Tres Hombres das erste zum Frachtsegler  umgebaute Segelschiff mit 35 Tonnen Ladekapazität in Holland in See und  transportiert seitdem erfolgreich emissionsfrei Waren über den Atlantik.  Seit 2015 pendelt das kleinere Schwesternschiff Nordlys IV als derzeit  ältester noch aktiver Frachtsegler zwischen Skandinavien und Portugal.  Das 101 Jahre alte deutsche Segelschiff Avontuur ist mit 114 Tonnen  Ladekapazität zur Zeit der größte Öko-Frachter der Welt. Dennoch ist der  43,5 Meter lange Gaffelschoner ein Winzling im Vergleich zu den  Containerschiffen. Der Zweimaster hat sich auf die Fahnen geschrieben,  nur nachhaltig produzierte Waren ohne Belastung der Umwelt zu  transportieren und in Europa auf den Markt zu bringen. 
Eine  Reihe weiterer Frachtsegler wie die Brigantes oder die Ceiba sind  derzeit im Bau. Die Betreiber der bereits aktiven Schiffe planen ganze  Flotten mit in Serie gebauten Großseglern beispielsweise vom Typ  EcoClipper 500, die bis zu 500 Tonnen Ladekapazität haben sollen. Auch  die Autoindustrie hat das ökologische Potenzial der Segelschiffe für den  Transport von immer klimafreundlicheren Automobilen zwischen den  Kontinenten erkannt. Vorreiter VW hat aus Kostengründen die Segel zum  2017 geplanten Projekt Ecoliner bereits wieder gestrichen. Renault will  in den nächsten Jahren die beiden 136 Meter langen Viermaster Neoliner  auf Testkurs schicken. 
Tesla ist mit einem norwegisch  schwedischen Reederei-Konsortium im Gespräch, das mit der Oceanbird  einen futuristischen Frachtsegler plant. Das 200 Meter lange, 40 Meter  breite Schiff soll mit fünf, bis auf 80 Meter Höhe ausfahrbaren, starren  Tragflächensegeln, die an vertikal aufgestellte Flugzeugflügel  erinnern, bis zu 7.000 Autos transportieren können. Für eine  Atlantiküberquerung wird es laut Plan zwölf Tage benötigen - vier Tage  länger als Motorfrachter -, bei 90 Prozent Emissionsersparnis gegenüber  herkömmlichen Autotransporten auf See. Ein sieben Meter langer Prototyp  hat erste Tests auf offener See im Jahr 2020 erfolgreich bestanden. Der  Stapellauf ist für 2025 geplant.
Viele Jahrhunderte lang prägten  Segelschiffe weltweit Handel und Transport. Magellan gelang mit Wind-  und Muskelkraft die erste weltumspannende Handelsexpedition. 500 Jahre  später verhilft nun die Idee einer auf hoher See praktizierten  Energiewende Frachtseglern zu neuer Popularität - wenngleich es vorerst  nur in einer kleinen Nische emissionsfrei zurück in die Zukunft geht.  Nachhaltigkeit gewinnt auf diesen Schiffen aber kontinuierlich an Tempo.  Das gilt auch für die bei Neubau der Frachtsegler oder aufwendiger  Restaurierung alter Schiffe eingesetzten Werkstoffe. Mit Komponenten aus  Edelstahl Rostfrei auf und unter Deck gehen sie guten Gewissens auf  große Fahrt.
Foto: © WZV / Thormählen / WerbeagenturGundlach





