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Ein Virus legt die Camper lahm

Daniel Onggowinarso im Interview

Reiseverbote, Produktion heruntergefahren, Caravans und Wohnmobile müssen stehen bleiben. Das trifft die erfolgsverwöhnte Caravaning-Branche hart, wenngleich es umfangreiche Reserven gibt und die Zeichen langfristig wieder Entspannung signalisieren.

Über den Stand der Dinge und die Aussichten sprachen wir mit Daniel Onggowinarso, dem Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verband Deutschland.

Covid-19 nimmt Europa zunehmend den Atem. Wie stark ist die Caravaning-Branche betroffen?
Daniel Onggowinarso:
Die Corona-Epidemie trifft die Caravaningbranche stark und auf vielfältige Weise. Zum einen sind derzeit touristische Reisen untersagt, das betrifft unmittelbar die Caravaning-Urlauber aber natürlich auch die Camping- und Stellplatzbetreiber sowie die Vermieter von Freizeitfahrzeugen. Zudem trifft die Corona-Epidemie die Fahrzeughersteller und Zulieferer.

Haben die Hersteller ihre Produktion eingestellt?
Daniel Onggowinarso:
Die meisten deutschen Hersteller haben ihre Produktion vorübergehend gedrosselt oder eingestellt – vorrangig zum Schutz der Belegschaft vor einer Ansteckung oder aus geringerer Mitarbeiterverfügbarkeit, weil diese beispielsweise schulpflichtige Kinder betreuen müssen. Die meisten anderen Werke werden voraussichtlich in den kommenden Tagen folgen.

Funktioniert der Handel noch? Können erklärungsbedürftige Fahrzeuge wie Reisemobile oder Caravans überhaupt noch an Kunden ausgeliefert werden?
Daniel Onggowinarso:
Der Verkauf von Fahrzeugen ist derzeit untersagt. Allerdings sehen wir die Auslieferung von Fahrzeugen an Kunden als Dienstleistung an, da es sich hier lediglich um den Vollzug bereits abgeschlossener Geschäfte handelt und keine Beratung oder Verkaufsverhandlung stattfinden. Da es nicht zu einer Begegnung von Menschen kommt, die eine vermeidbare Infektionsgefahr darstellt, sollte die Auslieferung, anders als der Verkauf, weiterhin zulässig sein. Diese Auffassung wird von Vertretern der Automobilbranche geteilt und entspricht einer vorläufigen Einschätzung des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums.

Wie steht es mit Wartungsarbeiten an Fahrzeugen oder bei den Terminen zur Hauptuntersuchung?
Daniel Onggowinarso:
Der Betrieb der Werkstätten ist und bleibt weiterhin gestattet.

Gilt das Kontaktverbot auch für Camper? Für manchen ist das Mobil doch das Zuhause.
Daniel Onggowinarso:
Camper sind davon nicht ausgenommen. Die von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind unbedingt zu befolgen.

Wie ist die Stellplatz-Situation? Sind Campingplätze noch geöffnet?
Daniel Onggowinarso:
Die Bundesregierung und die Regierungen der Bundesländer haben beschlossen, dass touristische Reisen vorübergehend gänzlich untersagt sind. Das betrifft sowohl Camping- als auch Reisemobilstellplätze. Detaillierte Infos hierzu finden sich unter der Adresse www.reisemobil-stellplatz.info/.

Wie kulant werden Stornierungen von Mietfahrzeugen behandelt?
Daniel Onggowinarso:
Die Vermieter lassen größtmögliche Kulanz walten. Dort, wo nicht kostenlos storniert werden kann, gibt es in der Regel Gutschriften für spätere Reisen. Details sind bei den einzelnen Anbietern zu erfahren.

Welche Auswirkung wird die Pandemie auf die Zukunft der Branche haben?
Daniel Onggowinarso:
Wir kommen aus außerordentlichen Wachstumsjahren. Die Gründe für den Trend zum Caravaning sind langfristiger und nachhaltiger Art. Die Auftragsbücher der meisten Hersteller sind noch auf Monate hin gefüllt. Der Kauf eines Freizeitfahrzeuges ist immer eine langfristig angelegte Investition und Commitment. Für viele unserer Kunden ist dies die Erfüllung eines lang gehegten Traumes, auf den sie lange hin geplant und gespart haben. Kurzfristig dürfte es zu gewissen Verschiebungen kommen, aber wir gehen nicht von einem langfristig und nachhaltig sinkendem Interesse an Reisemobilen und Caravans aus – vor allem auch in Anbetracht fehlender Reisealternativen.

Wird der Caravan Salon Ende August stattfinden?
Daniel Onggowinarso:
Der Caravan Salon findet wie geplant statt. Es gibt keine Absicht, die Messe abzusagen oder zu verschieben. Die Messe Düsseldorf und der CIVD werden rechtzeitig in Abstimmung mit den Behörden die Lage erneut bewerten und verantwortungsvoll entscheiden.

Foto: Auto-Medienportal.Net/CIVD

 


Veröffentlicht am: 26.03.2020

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