
(pd-f/tg)  Der E-Bike-Motorenmarkt bietet aktuell eine breite Auswahl. Neben dem  Marktführer Bosch haben sich Antriebe von Brose, Shimano, Alber oder  Bafang am Markt etabliert. Auch Panasonic und Yamaha als Anbieter der  ersten Stunde sind weiterhin vertreten. Hinzu kommen neue Systeme wie  die kompakten Fazua-Modelle oder die Antriebe von Mahle. 
E-Mountainbike-Spezialist  Haibike hat sogar ein eigenes Antriebskonzept entwickelt. Bei den  Flyon-Modellen des Herstellers kommt ein 120 Newtonmeter starker Motor  des Kooperationspartners TQ Systems zum Einsatz – einer der aktuell  leistungsstärksten auf dem Markt. Die Spanne bei den Drehmoment-Angaben  reicht von 40 bis 130 Newtonmeter, wobei sich der Großteil der Motoren  zwischen 70 und 90 Newtonmetern bewegt. Aber was bedeutet die Angabe?  Physikalisch ist das Drehmoment das Produkt aus Kraft mal Hebelarmlänge.  Also die Power, die das System auf die Antriebsachse bzw. die Kette  oder den Riemen bringt. Doch der stärkste Motor ist nicht per se die  beste Wahl – Effizienz und Reichweite sind ebenfalls wichtige Säulen bei  der Auswahl des passenden Systems. Ein leistungsstarker Antrieb liefert  zwar mehr Power, verbraucht allerdings auch mehr Akku. Deshalb haben  alle großen Hersteller mittlerweile nicht nur einen Antrieb im Programm,  sondern mehrere mit unterschiedlichen Charakteristiken.
E-Bike ist Hybridsystem
Anders  als beim E-Auto, wo einfach das Gaspedal getreten wird, spielt beim  E-Bike-Antrieb der Faktor Mensch eine entscheidende Rolle. „Die  Entwicklung eines E-Bike-Antriebs ist sehr komplex. Es ist ja ein  hybrides System, bestehend aus Mensch und Maschine, das das Hinterrad  antreibt. Abhängig von der Trittkraft des Radfahrers erfolgt die  Unterstützung durch den Antrieb. Deshalb spielt die Sensorik und die  Dosierbarkeit der Leistung, abhängig von der Fahrsituation, eine  entscheidende Rolle“, erklärt Dr. Thomas Leicht, Leiter der  E-Bike-Sparte bei Brose. Dafür haben die Systeme spezielle Drehmoment-  und Kadenzsensoren. Diese erkennen, wie fest und in welcher Frequenz in  die Pedale getreten wird, und steuern die Motorleistung. 
„Der  Antrieb soll so feinfühlig und harmonisch wie möglich unterstützen und  Kraft vibrationsfrei auf das Hinterrad bringen, immer passend zur  Fahrsituation. Im Idealfall merkt die Biker:innen durch die leise  Unterstützung gar keinen Unterschied zum normalen Radfahren, außer, dass  sie weniger Kraft benötigen und entspannter am Ziel ankommen“, so  Leicht weiter. Software und Sensorik sind deshalb mitentscheidend, mit  welchem System E-Bike-Interessierte am besten zurechtkommen. „Der  Antrieb ist eines, wenn nicht gar das Hauptargument bei der Auswahl des  E-Bikes, weil man ihn im Gegensatz zum Reifen, Lenker oder Sattel nicht  tauschen kann. Man sollte sich deshalb im Vorfeld schon einmal Gedanken  machen, welches System zu einem passt“, rät Anja Knaus vom  E-Bike-Hersteller Flyer.
Harmonisch für die Stadt
City-Fahrer:innen  schätzen beispielsweise ein harmonisches Fahrgefühl, das sowohl sanftes  Anfahren als auch leichtes Dahingleiten durch den Stadtverkehr  ermöglicht. Daher bieten sich Modelle mit geringem Drehmoment an. Brose  hat z. B. speziell für den urbanen Verkehr den „Brose Drive C“ mit 50  Newtonmetern im Angebot. „Ein weiterer Vorteil ist, dass unsere  City-Antriebe äußerst Akku-schonend sind. Das ermöglicht größere  Reichweiten von bis zu 130 Kilometern“, erklärt Leicht.
Effizient auf Tour
Wer  hingegen nicht nur auf Radwegen, sondern auch auf Wald- und Feldwegen  unterwegs ist oder längere Touren mit ordentlich Höhenmetern plant, ist  mit einem speziellen Trekkingmotor mit ca. 60 bis 75 Newtonmetern gut  bedient. „Die Systeme ermöglichen, auch einmal entspannt längere  Anstiege zu meistern, arbeiten dabei äußerst effizient, Akku-schonend  und leise. Sie sind also auch gute Begleiter für Mehrtagestouren und  längere Reisen. Die Power ist zudem ausreichend, um das Mehr an Gepäck  zu transportieren“, weiß Knaus.
Kraftvoll für Berg, Cargo und Speed
Für  sportliche Fahrer:innen wie E-Mountainbiker:innen eignen sich hingegen  Motoren ab 80 Newtonmetern Drehmoment, um die bergigen, steilen Passagen  zu meistern. „Der Vorteil ist ganz klar, dass man im Gelände direkt  eine kraftvolle Unterstützung spürt – und zwar vom Start weg. Dank einer  abgestimmten Sensorik wird selbst das Anfahren in steilem Gelände  vereinfacht und man bekommt mehr Möglichkeiten bei der Tourenplanung, da  auch schwere Uphill-Passagen mit viel Fahrspaß gemeistert werden  können“, erklärt Matthias Rückerl, Global Brand Manager beim Hersteller  Haibike. Aber auch Cargobiker:innen greifen gerne zu leistungsstarken  Motoren. Das Mehrgewicht des Rades und der Zuladung spürt man in erster  Linie beim Anfahren und bei Anstiegen. Deshalb ist es sinnvoll, einen  durchzugstarken Motor zu haben. 
Für die Spezialisten wie Riese  & Müller bietet Bosch deshalb eine neue Cargo-Linie mit 85  Newtonmetern Drehmoment an. Andere Hersteller nutzen bei ihren  Lastenrädern sportliche Motoren aus dem E-MTB-Bereich wie den „Brose  Drive S“ mit 90 Newtonmetern. Die Nutzung von leistungsstarken Antrieben  ist auch bei S-Pedelecs zu sehen. Die Räder ermöglichen eine maximale  Unterstützung von 45 km/h. Um schnell die gewünschten höheren  Geschwindigkeiten zu erreichen, sind in der Regel Antriebe ab 85  Newtonmetern verbaut. Hersteller wie Brose oder Bosch bieten deshalb  spezielle Motoren nur für den S-Pedelec-Bereich an.
Fazit: Die  Angaben zu den Drehmomenten der einzelnen Antriebe sind eine wichtige  und vor allem einfache Vergleichsgröße. Sie helfen somit bei der  Orientierung im Antriebsdschungel, sind aber auch nur ein Faktor unter  vielen. Unterschiede bei Reichweite, Gewicht, Abmessung, Sensorik und  vor allem der Software müssen bei der Auswahl eines E-Bikes  berücksichtigt werden. Da die Entwickler bei der Baugröße immer mehr an  Grenzen stoßen und Leistung nicht alles ist, gewinnen Themen wie  Software und abgestimmte Motorcharakteristik weiter an Bedeutung. Um die  unterschiedlichen Fahreigenschaften persönlich zu erleben, bieten sich  Probefahrten mit diversen Systemen an. Erst nach einem ausführlichen  Vergleich kann man wirklich sicher sein, das passende E-Bike gefunden zu  haben.
Quelle: www.brose-ebike.com | pd-f





