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Günstiger geht‘s in dieser Klasse nicht

... so das Fazit von Michael Kirchberger, Auto-Medienportal.Net, bezüglich der Karmann Dexter 4x4

Allrad ist nicht gleich Abenteuer. Im Gegenteil, oft verhindert der Traktionsgewinn manch abenteuerliches Erlebnis, und das gilt besonders für Reisemobile.

Die nämlich sind naturgemäß schwerer als herkömmliche Personenwagen und stehen naturgemäß auch gerne mal jenseits der Asphaltstraße auf unbefestigtem Grund. Und der kann sich, abhängig von der Wetterlage, über Nacht von einer grünen Wiese, auf der man gerne Kuh wäre, in eine Matschwüste verwandeln, in denen sich nur Amphibien wohlfühlen. Dann bleibt manch einer länger auf dem Stellplatz als ihm lieb ist und muss zum Verlassen bisweilen sogar fremde Hilfe anfordern. Der Anteil der allradgetriebenen Reisemobile steigt daher beachtlich, die Zahl entsprechender Angebote der Hersteller ebenfalls.

Karmann Mobil nimmt dafür den Ford Transit her, den es ab Werk auch mit einem permanentem Allradantrieb gibt. Vor allem aber überrascht der Camper-Van Dexter 4x4 mit einem höchst ungewöhnlichen Grundriss. Auf knapp sechs Metern Länge bietet er zwei Einzelbetten im Heck, beide 93 Zentimeter breit und 1,97, beziehungsweise 1,85 Meter lang. Wie das möglich wird? Ganz einfach, Karmann verzichtet auf die in dieser Klasse übliche Halbdinette hinter den Fahrersitzen. Der Waschraum rückt so samt Kleiderschrank nach vorne direkt hinter den Pilotensitz des Fahrers, die Kombüse muss ohne einen im Hochschrank eingebauten Kühlschrank auskommen, das serienmäßige Kompressorgerät mit 80 Liter Volumen hockt unter dem zweiflammigen Gasherd und der Edelstahlspüle unten im Küchenblock.

Auf den Liegen im Heck schläft es sich gut, auch wenn Karmann die höheren Kosten für bequeme Tellerfedern scheut und die Matratzen auf Lattenroste legt. Für ungestörten Schlaf ist jedoch Aufpreis zu zahlen, die Verdunklungsoption für das Fahrerhaus wird mit 530 Euro extra berechnet. Die großen Fenster der Flügeltüren im Heck gilt es mit einem simplen Vorhang vor Einblicken zu schützen, eine einfache, aber taugliche Lösung. Leider gibt es sie nur einfach verglast, wenn es draußen frisch wird bildet sich Kondeswasser am Kopfende der Betten. Kassettenrollos mit Insektenschutzgittern gibt es ebenfalls nur für die Doppelglas-Kunststofffenster an den Seitenwänden.

Lack, Chrom und ein Kompressorkühlschrank

Die Anrichtfläche der Kompaktküche ist begrenzt, immerhin schützen edle Plexiglas-Abtrennungen den angrenzenden Schlafplatz beim Kochen vor Fettspritzern. In Zeiten der Corona-Pandemie ein wohlbekannter Anblick. Eine aufwendige Mischarmatur über der Spüle dient nicht als Haltegriff beim Einsteigen in den Dexter, obwohl das angemessen wäre um Höhe zu gewinnen. Nicht nur der ältere Camper würde sich über eine kleine Unterstützung freuen, leichter in den Wohnraum zu gelangen. Die Verarbeitung und Ausstattung der Pantry ist hochwertig, Chrom und schwarzer Hochglanzlack zieren das Möbelstück. Indirektes Licht lässt den mit hellen Möbeldekoren und reinweiß verkleideten Wänden angenehm gemütlich erstrahlen, punktgenaue Beleuchtung hilft in der Küche beim Kochen wenn es draußen noch oder schon dunkel ist.

Den großen Kompromiss muss der Einzelbett-Liebhaber beim Dinieren eingehen. Mangels Dinette heißt es, die Sitze für Fahrer und Beifahrer herumzudrehen und den während der Fahrt hinter dem Fahrersitz vertäuten Tisch an der Wandschräge des Waschraums einzuhängen. Über die knappen Maße der Tafel wollen wir uns nicht beklagen, wohl aber darüber, dass es dann einer gewissen Akrobatik bedarf, den fehlenden Salzstreuer aus den Küchenschubladen oder gar ein Kaltgetränk aus dem Kühlschrank herbeizuschaffen. Der Durchgang zwischen Tischplatte und Küche ist arg eng geschnitten, und ohne ein ebenso schmales wie bewegliches Becken kaum möglich. Für weniger gelenkige Camper heißt es dann Tisch abräumen und die Platte aushängen. Das sorgt schon nach kurzer Zeit für Konzentration und Disziplin beim Tischdecken. Aber nur so lassen sich Längsbetten im Heck auf sechs Meter Länge realisieren. Vielleicht entschließt sich Karmann Mobil ja dazu, einen Tisch mit doppelter Platte und Drehgelenk anzubieten, der würde die Bewegungsfreiheit gewiss vergrößern.

Der Waschraum mit Dusche und Kassettentoilette bietet den gängigen Komfort und überraschende Bewegungsfreiheit. Die Tauchpumpe im Tank lässt einen angemessenen Strahl aus dem Brausekopf strömen, eine Kunststofftür trennt die Nasszelle vom Rest des Toilettenraums und verhindert so Spritzwasser. Der Platz über dem Klappwaschbecken wird nicht durch einen am falschen Ort montierten Spiegelschrank beeinträchtigt, Der hängt daneben und bietet genügend Stauraum für die üblichen Hygieneartikel.

Kräftiger Motor und wenig Zuladung

Der Transit taugt als Basis, die Federung ist komfortabel und der Motor lärmt nur wenig. Empfehlenswert ist die leistungsstärkere Variante des 2,0-Liter-Turbodiesels mit 170 PS (125 kW), sie kostet zwar rund 1500 Euro extra und treibt den Preis des Allrad-Dexter auf 56.680 Euro, was aber angemessen und vor allem für das Drehmoment (405 Nm) hilfreich ist. Der Verbrauch liegt bei 10,2 Litern Diesel, auch dieser Wert geht in Ordnung. Vorsicht ist jedoch beim Zuladen geboten. Bei einem Leergewicht von 3160 Kilogramm bleiben dafür nur rund sechs Zentner, bevor die Gewichtsgrenze von 3,5 Tonnen erreicht ist. Mit zwei Campern an Bord, Extras wie Fahrradträger oder Hängerkupplung sowie 80 Liter Frischwasservorrat bleibt nicht mehr viel Spielraum für Ausrüstung und Vorräte.

Der Dexter 4x4 bleibt gerne auf der Straße, bietet jedoch mit dem permanenten Allradantrieb deutliche Traktionsvorteile, nicht nur auf der regennassen Wiese. Sein Preis ist überaus attraktiv, auch wenn der sich mit Sonderausstattungen wie dem antiquiert wirkenden Ford-Infotainmentsystem oder einer Anhängekupplung zügig nach oben bewegt. Ein vergleichbar motorisierter VW California ist kleiner und deutlich teurer. Günstiger geht Allrad in dieser Klasse nicht.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Michael Kirchberger

 


Veröffentlicht am: 08.03.2021

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