Ein  strategisches Schlüsselprojekt für den gesamten Volkswagen-Konzern soll  das „urbane Elektrofahrzeug“ werden, von dem die Seat-Performance-Marke  mit dem Concept Car Cupra Urban Rebel jetzt einen ersten Eindruck  vermittelte. Seit Dezember 2020 zeichnet Jorge Díez verantwortlich für  das Design beider Marken. 
Autor Alexander Voigt von Autoren-Union Mobilität sprach mit dem Spanier.
Sie begannen Ihre Karriere im Jahr 2001 bei Audi in Ingolstadt. Was war Ihr erstes Projekt für den Volkswagen Konzern?
Jorge Díez:
Genaugenommen  machte ich bereits im Jahr 2000 ein Praktikum bei Audi. Das war die  Zeit, als Walter de Silva die Kühlergrills der Autos veränderte. Eines  der ersten richtigen Projekte war dann die Arbeit an der zweiten  Generation des Audi TT. Einer der Gründe, warum ich überhaupt zu Audi  gekommen bin, denn die erste Generation des TT war ein Traum. Ich war  hin und weg. Damals war für mich klar, dass der beste Ort, um mehr über  Design zu lernen, Audi ist. Dass mein erstes großes Projekt dann der TT  war, hat mich natürlich sehr stolz gemacht.
Sie unternahmen eine Reise durch den Volkswagen Konzern. Können Sie uns Ihre Eindrücke aus der Zeit schildern?
Jorge Díez:
Zu  dieser Zeit war ich bei Seat; designte aber auch für Audi. Da ging  Walter de Silva nach Wolfsburg, um die Kernmarke Volkswagen zu  verändern. Für mich war das äußerst interessant, denn Wolfsburg ist der  Ort, wo alles anfängt. Hier schlägt das Designherz des gesamten  Konzerns. Auch wenn das Wetter nicht so schön ist wie in Barcelona, war  es für mich sehr interessant, denn hier kam alles zusammen. Ich habe in  Wolfsburg sehr viel gelernt.
Ihre Zeit als Chef der Seat  Exterieur-Design-Abteilung steht für einige der Erfolge der vergangenen  Jahre: die dritte Generation des Leon, die vierte des Ibiza und das  erste SUV der Seat Geschichte. Was charakterisiert diese Modelle?
Jorge Díez:
Was  ich bei Audi und Volkswagen lernte, half mir dabei, eine präzisere  Designsprache und Perfektion in jedem Detail zu entwickeln – dies aber  mit spanischem Flair. Soll heißen: Mit etwas mehr Kultur und mehr  Dynamik. Unsere beiden Marken Cupra und Seat wurden getrennt, damit sie  eigene Identitäten entwickeln können. Das ist eine bemerkenswerte  Aufgabe. So können wir für Seat etwas Schönes kreieren: sehr mediterran  und auch für Familien. Mit Cupra auf der anderen Seite haben wir eine  Marke ohne Geschichte. Es ist, als hätte man ein weißes Blatt Papier und  könnte frei entscheiden, was man in der Zukunft sein will. Wirklich  schön.
Wie wichtig sind Umwelt und Kultur in Spanien, besonders Barcelona für ihre tägliche Arbeit?
Jorge Díez:
Mit  einem Auto bringt man nicht einfach nur einen Gegenstand in ein anderes  Land, sondern hat auch die Chance, Kultur zu transportieren. Wenn sie  sich Audi oder Volkswagen ansehen, sind die Linien logisch und rational.  Dies hängt mit dem Deutschen Bauhaus zusammen. Dadurch gibt es eine  Tradition der Perfektion im Automobil. In südlichen Ländern ist das  etwas anders. Dort gibt es einen Geist von Traum und Emotion. In Spanien  haben wir ein ganz besonderes Licht, das uns beeinflusst. Außerdem ist  Barcelona lauter. Das zeigen auch unsere Autos an, die ebenfalls lauter  und ausdrucksstärker sind. So lässt sich Kultur sehr schön zum Auto  hinzufügen.
Was sind die Top-Design-Aspekte beim Cupra Urban Rebel Concept Car?
Jorge Díez:
Für  mich ganz klar die Linien, die den Charakter und die Einstellung  prägen. Sie kennen das, wenn jemand eine großartige Einstellung hat,  kann er alles erreichen, was er will. So ist der Geist dieses Autos,  seine Bestimmung zu kennen, zu wissen, was es will. Und das wird durch  die Linienführung deutlich. Wir haben eine Linie, die ist für mich sehr  wichtig: Auf der Seite gibt es eine diagonale Linie, die von Barcelona  inspiriert wurde. Aus der Draufsicht ist die Architektur der Stadt sehr  rechteckig und besteht aus zahlreichen Quadraten. Doch es gibt eine  große diagonale Straße, die „Avinguda Diagonal“ Barcelonas. Sie führt  auf schnellstem Wege in das Herz der Stadt. Deshalb haben wir diese  Linie kreiert, um die Dynamik aufzugreifen. Für mich ein sehr schöner  Aspekt. Der zweite Punkt ist die Lichtsignatur. Sie ist sehr besonders  und anders. Sie besteht aus drei Dreiecken, die künftig öfter als  Zeichen für Cupra genutzt werden. Sie stammen aus der Dekonstruktion des  Cupra Logos. So wird es auch im Dunkeln erkennbar sein.
Was sind Ihre wichtigsten Seat- und Cupra-Themen der kommenden fünf Jahre?
Jorge Díez:
Nach  der Arbeit am Tavascan, einem SUV mit wirklich coolem Charakter, werden  wir unseren Fokus auf kleine batterieelektrische Autos richten. Ein  kleiner Stromer ist das wichtigste Projekt für uns, denn wir wollen  Spanien elektrifizieren. Daher geht es nicht nur darum, ein Auto zu  bauen, sondern unserem Land zu helfen, elektrisch mobil zu werden und  die Vision zu ändern. Deswegen arbeiten wir intensiv daran, Spanien in  das Elektro-Zeitalter zu führen. Es ist schließlich immer etwas ganz  Persönliches, wenn man sein Land voranbringen kann.
Der Cupra Born ist ein Modell, das heraussticht, nicht nur für die Marke, sondern auch für den Volkswagen Konzern.
Jorge Díez:
Die  Front ist unglaublich dynamisch, wie auch das Interieur. Doch wir  lieben es zu fahren. Also haben wir alles, was der Fahrer mag, in seiner  Umwelt belassen. Wir arbeiten zudem mit recycelten Materialien. Die  Sitze etwa bestehen aus Meeresplastik. Da Barcelona am Meer liegt, hat  dies für uns auch eine unmittelbare Bedeutung. Dies werden wir künftig  immer öfter beim Nutzungserlebnis und der Produktion der Autos erleben.
Foto: Autoren-Union Mobilität/Seat





