Im  November kommt er auf die Straße, und hingucken wird wohl jeder. Denn  der neue Bulli wird von seiner Fan-Gemeinde mit großer Spannung  erwartet. Einige darunter dürften aber enttäuscht sein. 
Zwar  firmiert der T7 als logischer Nachfolger des T6.1 unter dem Namen  Multivan, so flexibel und variantenreich wie der Vorgänger ist er jedoch  nicht. Sicher, im Innenraum geht es überaus variabel zu, bis zu sieben  Sitze sind an Bord. Und zum ersten Mal zieht Hybridtechnik im  Antriebsstrang ein. Aber VW Nutzfahrzeuge stellt den Neuen klar als  besonders familientaugliches Fahrzeug vor.
Wer ein Gewerbe  betreibt, ausgenommen ist allenfalls die Personenbeförderungsbranche,  oder Campen gehen will, muss weiter zum T6.1 greifen, der auch in  Zukunft die Basis für den California stellen wird oder als Kastenwagen  den Handwerker und seine Gerätschaften zum Kunden bringt. Freunde des  batterieelektrischen Vans müssen hingegen auf den ID Buzz warten, der  von kommendem Jahr an als reiner Stromer auf die Reise geht.
Bei  44.839 Euro beginnt die Preisliste, dafür gibt es einen  1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 100 kW (136 PS), der aber mit 220  Newtonmeter Drehmomentspitze wirklich die Basis markiert. Kräftiger gibt  sich der TSI mit zwei Litern Hubraum und 204 PS (150 kW), der dann  schon 320 Nm als maximale Durchzugskraft anbietet. 49.932 Euro kostet  diese Variante. Das aktuelle Spitzenmodell ist der 1,4-l-e-Hybrid,  dessen Verbrennungsmotor auf 150 PS (110 kW) kommt, im Verbund mit dem  elektrischen Kollegen entsteht eine Systemleistung von 218 PS (160 kW)  und 350 Nm Drehmoment. Angetrieben werden bisher ausschließlich die  Vorderräder, ein Allradantrieb ist in Planung.
Die  Lithium-Antriebsbatterie des e-Hybrid hat eine Kapazität von 10,4 kWh  und reicht für 46 bis 50 Kilometer rein elektrische Fahrt. Geladen wird  sie an einem 3,6 kW-Lader in rund dreieinhalb Stunden, an einem mit 2,3  kW in fünf Stunden. An Bord ist immer ein automatisches  Doppelkupplungsgetriebe (DSG), beim Hybrid-Bulli hat es sechs Gänge und  wurde speziell für diese Antriebsform entwickelt. Die Benziner und ein  im nächsten Jahr folgender 48.748 Euro kostender Diesel mit 150 PS (110  kW) werden mit einem siebengängigen DSG ausgerüstet.
Soviel zur  Theorie, steigen wir ein. Und stellen fest, dass es weniger hoch hinaus  geht als beim T6.1 und seinen Vorgängern. Der Fahrer sitzt niedriger als  bisher. Aber der notwendige Schritt fällt nicht kleiner aus, denn es  gilt zwar nicht die Höhe, aber die Breite des Türschwellers zu  überwinden. Das ist nicht unkomfortabel, nur eben anders als früher. Am  Lenkrad angekommen empfängt einen ein angenehmes Raumgefühl. Das Cockpit  ist aufgeräumt, das Armaturenbrett glatt und flächig. Die neue  Innenraumarchitektur von Volkswagen soll wohl zeigen, dass hier eher der  Vergleich mit Golf und Co. angesagt ist, der Bulli will einfach kein  Nutzfahrzeug mehr sein, nicht einmal ein leichtes.
Dafür gäbe es  aber Gründe zur Genüge. Den VW hat den Multivan ordentlich abgespeckt,  mehr als 200 Kilogramm wurden eingespart. An Gewicht verloren haben die  vorderen Kotflügel dank Aluminium-Einsatz, am Fahrwerk wurde gefeilt und  die gewiss angenehmste Erleichterung verschaffen die neuen Sitze. Sie  wiegen je nach Ausführung zwischen 23 und 29 Kilogramm, 25 Prozent  weniger als die im bisherigen Multivan. Ein- und Ausbau fallen daher  leichter. 1941 Kilogramm wiegt die aktuell leichteste Version des T7  insgesamt.
Der e-Hybrid startet wie die meisten seiner Art,  nämlich lautlos. Der Antrieb teilt nur über die Signalleuchten seine  Einsatzbereitschaft mit, die elektrische Parkbremse gilt es zu lösen,  dann bringt insbesondere die E-Maschine (ihr Potenzial liegt bei  strammen 86 kW /115 PS) den Multivan ordentlich auf Trab. Sehr  nachhaltig ist der Beschleunigungsdrang allerdings nicht. Während der T7  e-Hybrid beim Ampelstart zum City-König wird, verlassen ihn die Kräfte  beim Zwischenspurt auf der Landstraße ab Tempo 80. So braucht er dann  auch 11,6 Sekunden für den Standardsprint, 2,2 Sekunden mehr als der 2.0  TSI, der die Übung in 9,4 Sekunden erledigt. Auch bei der  Höchstgeschwindigkeit kann er nicht mithalten und schafft 190 km/h  Spitze, der starke Benziner ist zehn Stundenkilometer schneller.
Dem  Fahrvergnügen tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil. Der Hybrid-Bulli  gefällt mit seiner Fähigkeit des langsamen und vor allem fast  geräuschlosen Anschleichens. Damit er niemanden erschreckt, gibt er bei  langsamer Fahrt surrende Geräusche von sich. Wenn die Fortbewegung  zügiger wird, geht der gute Federungskomfort zu Lasten der  Fahrstabilität. Zwar lässt sich der Bulli 7.0 kaum aus der Kurve werfen,  die Karosserie neigt sich jedoch deutlich spürbar dem äußern Rand der  Biegung zu. In schnell gefahrenen Kombinationen wird es dann durchaus  unruhig, aber wer will mit einem Familien-Van schon beschleunigt durch  die Kurven wedeln?
Für den Chauffeur steht eher die Frage des  Verbrauchs im Vordergrund. Die Angaben zum Konsum sind wie bei allen  Plug-in-Hybriden eher Augenwischerei. 1,5 Liter Benzin sollen dem  elektrifizierten Bulli auf den ersten 100 Kilometer mit voll geladener  Batterie ausreichen. Die 7,25 kWh, die sie dazu beigesteuert hat, finden  sich in der Rechnung nicht wieder, egal ob der Ladestrom aus grüner  Energie oder Kohle erzeugt wurde. Zumindest ist für die Distanzen  jenseits der messrelevanten Strecke mit einem deutlich höheren Verbrauch  zu rechnen, wir prognostizieren etwa sieben Liter, was immer noch nicht  zu viel ist. Der kleine Benziner kommt laut Verbrauchsnorm mit 6,6  Litern über 100 Kilometer, der stärkere verlangt 7,6 Litern Benzin.
Neben  der sanften Abstimmung gefallen die knackig zupackenden Bremsen und vor  allem die überaus präzise Lenkung. Die Sitzposition des Fahrers ist  ohnehin der in einer Limousine noch ähnlicher geworden, die  Übersichtlichkeit gegeben und die Passagiere im Fond reisen mit höchstem  Komfort. Durch zwei elektrisch öffnende Schiebetüren gelangen sie an  Bord, das modulare Sitzkonzept erlaubt unterschiedlichste  Konfigurationen. Über das Schienensystem im Wagenboden lassen sich die  äußeren Sessel sogar beheizen. Dachhoch beladen passen 469 Liter Gepäck  hinter die letzte Sitzreihe, werden alle Stühle ausgebaut kommen bis  3672 Liter unter. Die um 20 Zentimeter auf 5,17 Meter verlängerte  Karosserie der Langversion kann bei identischem Radstand sogar 763 bis  4053 Liter einladen.
Neu ist ein 1,8 Quadratmeter großes  Panorama-Glasdach, auch Car-2-Car-Gefahrenmeldungen sind künftig  möglich. Drei Ausstattungen, Multivan, Life (ab 48.784 Euro) und Style  (ab 60.761 Euro) werden angeboten, die Langversion kostet mindestens  1862 Euro Aufpreis. Die Sicherheitsassistenten versammeln sich in  Mannschaftsstärke, immer dabei sind die City-Notbremse,  Ausweichunterstützung und Abbiegeassistent, Verkehrszeichen- und  Müdigkeitserkennung sowie der Spurhalteassistent. 
Foto: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
Nicht mehr ganz so multi
... so das Fazit von Michael Kirchberger, Autoren-Union Mobilität, nach dem Test des VW T7 Multivan
Veröffentlicht am: 30.10.2021
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