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New York 2022: E-Autos und Handschalter

... beobachtet von Jens Meiners, Autoren-Union Mobilität



Sie war nach Los Angeles die zweite richtige internationale Automesse seit der Corona-Pandemie, die New York International Auto Show - und sie ist gleichzeitig die älteste Nordamerikas: Jetzt konnte sie nach einer zweijährigen Pause wieder am bewährten Standort, in der Javits Hall am Hudson River, stattfinden.

Zwischenzeitlich waren die Messehallen als Covid-Krankenhaus, dann als Impfzentrum genutzt worden, jetzt waren dort wieder viele der interessantesten Autos des neuen Jahrgangs zu sehen.

Da waren zum Beispiel die obligatorischen Elektroautos wie der Volkswagen ID 4, Kia EV6, Hyundai Ioniq 5 sowie die Schwestermodelle Toyota bZ4X und Subaru Solterra. Bei Kia war außerdem der EV9 als Studie zu sehen, ein konkreter Ausblick auf einen anspruchsvollen SUV der gehobenen Mittelklasse. Ford zeigte abermals den Pritschenwagen F-150 Lightning, der auf der populären F-Serie basiert, während Chevrolet einiges Aufhebens darum machte, dass es sich beim elektrischen Silverado um ein eigenständiges Modell handele.

Auch bei den „World Car Of The Year”-Awards, die am Morgen des ersten Pressetages ausgezeichnet wurden, räumten Elektroautos ab: Der Ioniq 5 holte sich den Gesamtsieg und gleichzeitig den Spitzenplatz unter den Elektroautos und als „World Car Design Of The Year“; in der Luxusklasse führte der Mercedes-Benz EQS, und die Performance-Kategorie wurde der Audi e-Tron GT ausgezeichnet. Zum „World Urban Car“ wurde mit dem Toyota Yaris Cross der einzige Verbrenner gewählt. „World Car Person Of The Year“ ist der Chefdesigner des Hyundai-Konzerns, Luc Donckerwolke, der seine Trophäe persönlich entgegennnahm.

Der scheinbare Durchmarsch der Elektroautos darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass in mehreren Kategorien auch Fahrzeuge mit klassischen Verbrennungsmotor bis in die Endausscheidung vordrangen. Diese Autos sind gerade erst auf den Markt gekommen und werden noch viele Jahre lang vom Band laufen. Eine in New York vorgestellte Auswertung des Beratungsunternehmens AItastic ergibt, dass der europäische Markt mit seinem Fokus auf Elektromobilität global zunehmend eine Sonderstellung einnimmt.

Und so kann es kaum verwundern, dass auf der Automesse in New York noch einen zweiter Trend erkennbar wurde: Handgeschaltete Autos. Der nur in Nordamerika mit klassischem Getriebe erhältliche VW Golf R, die Schwestermodelle Toyota GR 86 und Subaru BRZ, der phantastische neue Nissan Z, der Subaru WRX und der angekündigte Toyota Supra: Sie alle künden von einem neuerwecktem Wunsch nach Authentizität in einer Welt langweiliger Autos, die alles besser wissen und dem Fahrer nicht nur den Schalthebel, sondern am liebsten auch das Steuer aus der Hand nehmen möchten.

Während in Europa ein sportliches Auto nach dem anderen aus dem Angebot verschwindet, um exorbitante Strafzahlungen zu vermeiden, wird es diese Autos in Nordamerika weiterhin geben. Dies gilt insbesondere, da das Interesse an synthetischen Kraftstoffen weiter wächst; auch in den USA weiß man, dass mit ihnen klassisch angetriebene Autos völlig CO2-frei betrieben werden können.

Natürlich haben sich auch US-Autohersteller – insbesondere Ford und GM – demonstrativ zur E-Mobilität bekannt. Denn das gibt positive Schlagzeilen und wohlwollende Kommentare der Politiker. Aber was passiert, wenn die Kunden nicht mitziehen? Noch immer liegen die Zulassungen im einstelligen Bereich. Die Industrie kennt die Problematik. Und im Gespräch auf der Messe lässt ein US-Manager durchblicken: „Natürlich haben wir einen Plan B.“

Foto: Autoren-Union Mobilität/Hyundai

 


Veröffentlicht am: 27.04.2022

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