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Zurück zu alten Tugenden

... mit dem Citroën ë-C4 X



Das Design von Citroën war historisch meistens etwas besonderes: Fortschrittlich, individualistisch, provokant. Nicht nur die Ente, sondern auch DS, CX und viele weitere Modelle stehen dafür. Doch die Markentugenden waren zwischenzeitlich teilweise verschüttet, die Marke neu positioniert.

Doch jetzt werden die klassischen Eigenschaften wieder sorgfältig freigelegt, bei einigen Baureihen regelrecht zelebriert. Ein schönes Beispiel dafür sind der C4 und die erst im vergangenen Jahr vorgestellte, nur 400 bis 600 Euro teurere Stufenheck-Variante C4 X. Jetzt gibt es die Schwestermodelle mit einem völlig neuentwickelten Elektroantrieb.



Der neue Antrieb leistet nun achtbare 115 kW (156 PS), verbraucht etwas weniger Strom und ist zudem an eine größere Batterie mit 54 kWh statt 50 kWh Ladakapazität gekoppelt. Der Preisaufschlag zum weiter erhältlichen Basis-Elektroantrieb mit 100 kW (136 PS) beträgt je nach Ausstattungsniveau lediglich 1000 bis 1050 Euro.

Hochgelegt und mit dem typischen neuen Citroën-Gesicht verströmen die beiden C4 Crossover-Flair. Das Heck wirkt bei der Fließheckvariante sportlich-futuristisch, die konventioneller gestaltete, 25 Zentimeter längere Stufenheckversion bietet aber handfeste Vorzüge: Der Gepäckraum fasst hier statt 380 Litern stolze 510 Liter, ist allerdings nur über eine reguläre Klappe zugänglich. Unterschiede auch beim Raumangebot hinten: Das Stufenheckmodell hat noch mehr Platz.



Vor dem Fahrer spannt sich ein Cockpit auf, das mit digitalen Instrumenten und großzügiger Verglasung geradezu einem Raumschiff entstammen könnte. Das griffige Lenkrad wirkt hochmodern, an Ablageflächen herrscht kein Mangel. Die Fächer sind zum Teil als Schubladen ausgeprägt. Die Stoffe, Farben und Sitzmuster sind erfrischend kreativ; sie heben sich wohltuend vom monochromen Einerlei ab, das in dieser Klasse ansonsten herrscht.

Besonders hochwertig wirken die Materialen allerdings nicht, vor allem der Dachhimmel billig. Und das wäre eigentlich auch in Ordnung, denn der C4 ist ein sehr günstiges Auto: Die Preise mit Verbrennungsmotor beginnen bei nur 19.490 Euro. Doch mit Elektroantrieb, für den ë-C4, werden auch beim kleinen Motor mindestens 35.590 Euro fällig. Und dafür verlangt der eine oder andere Kunde möglicherweise eine höherwertige Anmutung.



Die Reichweite des ë-C4 liegt im recht wohlwollenden offiziellen WLTP-Zyklus bei bis zu 420 Kilometern, das Auto ist schnellladefähig und sparsam. Nur 14,7 kWh pro 100 Kilometer zapft der E-Antrieb aus dem Akku. Am Antrieb gibt es nichts auszusetzen; mit seinen 115 kW steht das Elektroauto gut im Futter. 270 Newtonmeter Drehmoment bringen den rund 1,6 Tonnen schweren Wagen in glatten zehn Sekunden von null auf 100 km/h, bei 150 km/h wird abgeregelt. Damit kommt der Citroën im Stadtverkehr und auf Landstraßen durchaus zügig voran. Er spricht spontan aufs Fahrpedal an und liefert die leise und unaufgeregte Performance, an die man sich bei modernen Elektroautos gewöhnt hat.

Dazu passt die komfortbetonte Auslegung des Fahrwerks, die sich auf klassische Citroën-Tugenden besinnt. Reisen lässt sich in diesem Auto hervorragend, im fahrdynamischen Grenzbereich bleibt der elektrische C4 gutmütig und berechenbar. An die Bremse muss man sich gewöhnen: Der Pedalweg ist lang, die Rekuperationsstufen sind deutlich spürbar, bis die hydraulische Bremse greift. Man kann damit gut klarkommen, zu forcierter Gangart animiert der Citroën so allerdings nicht. Nur Automobilhistoriker werden sich daran erinnern, dass die Marke früher einen diametral anderen Ansatz verfolgte: Kurzer Pedalweg, giftiges Zupacken.



Wer ein erschwingliches, geräumiges und praktisches Elektroauto sucht, ist mit dem ë-C4 in jedem Fall gut bedient. Dabei ist die Entscheidung für die jeweilige Karosserieform wegen des geringen Preisunterschieds reine Geschmackssache. Mit Stufenheck und dem neuen, stärkeren E-Motor beginnen die Preise bei 37.040 Euro; dafür bietet die Konkurrenz typischerweise deutlich weniger Auto. Und nicht zuletzt weniger Design, weniger Innovation und weniger Individualismus. (cen)

Fotos: Autoren-Union Mobilität/Citroën

 


Veröffentlicht am: 28.10.2023

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