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27.04.2024

 

 

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Freitags frei und der Strom kommt vom Dach

Interview mit Wolfgang Speck von Knaus Tabbert



Knaus Tabbert gehört heute zu den großen drei deutschen Konzernen der Caravaning-Branche. 1962 wurde das Unternehmen vom Architekten Helmut Knaus in Marktbreit am Main gegründet, später siedelte man nach Jandelsbrunn in Bayerischen Wald um, nicht zuletzt um staatliche Subventionen im Rahmen der Zonenrandförderung zu erhalten. 1997 übernahm Knaus den Wohnwagenhersteller Tabbert aus Mottgers. Auch Reisemobilproduzent Weinsberg sowie die Wohnwagenmarken Wilk und Eifelland gehören inzwischen zum Unternehmen, das gerade die Vier-Tage-Woche einführt.

Michael Kirchberger von der Autoren-Union Mobilität sprach mit Geschäftsführer und Finanzchef  Wolfgang Speck, der auch eine zusätzliche Marke ankündigt.

Wie zufrieden sind Sie mit den Zulassungen 2023, und wie ist Knaus Tabbert in das neue Jahr gestartet?
Wolfgang Speck:
Hochzufrieden! Das Knaus-Tabbert-Team hat 2023 nach den vorläufigen Zahlen mit insgesamt über 1,4 Milliarden Euro Umsatz erneut ein sensationelles Rekordjahr geschafft, das ist eine Steigerung zum sehr erfolgreichen Vorjahr von über 37 Prozent. In das neue Jahr sind wir mit ordentlich Schwung aus dem vergangenen gestartet. Wir wollen Innovationsführer der Branche bleiben. Deshalb ist die Schlagzahl bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge unverändert hoch. Wir werden noch dieses Jahr eine zusätzliche Marke etablieren, die einen völlig neuen Ansatz in die Caravaning-Branche bringen wird. Dazu reden wir mehr, wenn es soweit ist.

Doch zurück zur wirtschaftlichen Situation in 2024: Im Umfeld Europas erleben wir Deutschen gerade die schwächste Entwicklung unseres Landes seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Das kann natürlich nicht ohne Auswirkungen für die Freizeitfahrzeugindustrie bleiben. Und das, obwohl das Interesse an unserer Urlaubsform ungebrochen hoch ist. Nach den schon überhitzten Boom-Jahren der Vergangenheit, fahren wir nun in eine gewisse Normalität – allerdings auf hohem Niveau. Das bedeutet: Fahrzeuge sind wieder verfügbar, es gibt Auswahl auf dem Handelsplatz und genug Zeit, Kunden zu beraten oder ihnen weitere Serviceleistungen anbieten zu können.

Diese Normalisierung ist durchaus auch gut, gibt sie uns doch Gelegenheit, die bisherigen Belastungsspitzen in der Fertigung auf ein normaleres Maß zuführen. Gleichzeitig denken wir über neue Arbeitszeitmodelle nach, um die bei uns Beschäftigten zu entlasten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Knaus Tabbert in Jandelsbrunn und Mottgers, die durchschnittlich 40 Stunden arbeiteten, kehren nun zu den tariflich vereinbarten 35 Wochenstunden zurück, die wir allerdings nun auf vier Tage verteilen. Heißt konkret: Wir führen in der Produktion die Vier-Tage-Woche ein: Feitags bleiben unsere gewerblichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter also zu Hause. Dass erhöht natürlich auch unsere Attraktivität als zukunftsweisender Arbeitgeber in den Regionen unserer Standorte. Gleichzeitig optimieren wir laufend weiter die Produktion, erhöhen die Produktivität und Leistungsdichte an den verbleibenden vier Tagen. Ein gutes Beispiel für diesen fortlaufenden Prozess ist unsere neue Aufbaufertigung in Halle 20: Hier können wir hochautomatisiert Seitenwände, Dächer und Böden für die Werke bauen. Das bedeutet eine erhebliche Effizienzsteigerung und erhöht zudem unsere konstante Fertigungsqualität. Damit steht 2024, nach enormen Expansionsanstrengungen in 2022 und 2023 ganz im Zeichen der Optimierung. Die nächsten Wachstumsjahre stehen vor uns: Bis 2027 wollen wir beim Umsatz die Zwei -Milliarden-Euro-Marke erreichen.


Es heißt, dass der Absatz eher bei Billigmarken nachgegeben hat, die im Einsteigersegment oder der unteren Mittelklasse unterwegs sind. Der Premiummarkt ist davon nicht betroffen?
Wolfgang Speck:
Unsere vorläufigen Zahlen aus 2023 sprechen eine klare Sprache. Wir können mit unserem breiten Portfolio den Kunden Fahrzeuge von 13.000 bis 750.000 Euro anbieten – hier ist für jeden etwas dabei. Was wir auch sehen: Bei Reisemobile stieg unser Umsatz um 64,7 Prozent auf 817 Millionen Euro. Besonders gut laufen auch Campervans, hier konnten wir uns sogar um 75,9 Prozent im Umsatz auf 345,1 Millionen Euro steigern. Anders der Wohnwagenmarkt: Er ist aus gesamtwirtschaftlichen Gründen spürbar angespannter. Daher haben wir beispielsweise ein Wohnwagenband in Jandelsbrunn erweitert, um hier künftig flexibler und schneller auf Markttendenzen zu reagieren – auf dieser Multi-Line können wir jetzt zusätzlich auch Reisemobile produzieren.

Rechnen Sie mit einer erneuten Belebung, wenn die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in Ruhestand gehen?
Wolfgang Speck:
Allein in Westdeutschland wurden im geburtenstärksten Jahr der Geschichte, 1964 über 1,3 Millionen Babys geboren, die werden dieses Jahr 60 und sind gesund und fit wie nie zuvor. Schon heute gehen jeden Monat mehr als 80.000 Arbeitende in den Ruhestand – mit steigender Tendenz. Das Gros dieser finanzstarken Boomer-Generation kommt aber noch. Einige davon gehen jetzt bald in Rente und entwickeln neue Lebensentwürfe für eine aktive Zukunft. Und genau da können wir mit unseren Fahrzeugen attraktive Angebote zur Freizeitgestaltung machen. Aber auch bei den jüngeren Kunden sehen wir derzeit großes Interesse an unseren Fahrzeugen. Viel Freude macht uns auch der sehr erfolgreiche Vermietservice Rent and Travel, den wir übrigens dieses Frühjahr auch in Italien anbieten. Carsharing ist trendy und angesagt. Zudem ist Mieten die ideale Möglichkeit zum Reinschnuppern in unsere Urlaubsform. Mein Fazit also: Wir haben noch viele gute Jahre vor uns.

Mit welchen Modellen ist aktuell Wachstum zu erreichen, und welche Neuheiten können wir in diesem Jahr noch erwarten?
Wolfgang Speck:
Campervans haben sicherlich die spannendste Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit gezeigt. Dieser gestiegenen Nachfrage tragen wir aktuell schon mit vielseitigen Fahrzeugen auf Ford, Fiat und MAN Rechnung. Dennoch sehen wir hier noch Potentiale, die wir zeitnah anpacken werden. Aber auch bei den klassischen Reisemobilen bleibt Luft nach oben. Wichtig dabei: Wir möchten die gestiegenen Ansprüche der Kunden nach höherem Komfort und ja, auch mehr Luxus, noch stärker im Blick haben.

Antriebsalternativen zum Verbrenner stehen in der 3,5-Tonnen-Klasse und schon gar nicht darüber zur Verfügung. Wann könnte sich das ändern?
Wolfgang Speck:
Zunächst einmal wünsche ich mir in dieser Diskussion, bitte, von allen Seiten mehr Technologieoffenheit. Und gerade seitens der Politik würde ich mir für unsere Industrie bessere Unterstützung sowie mehr Planungssicherheit wünschen.

Wir sehen ja gerade, in welchem massiven Umbruch die Automobilbranche steckt. Hier ist zu befürchten, dass wegen der aktuellen Stimmung viel Know-how der Verbrennermotoren-Entwicklung ins Ausland abwandert, diese Arbeitsplätze sind dann jedoch weg. Gleichzeitig ist die Autoindustrie derzeit kaum in der Lage, gleichwertig nutzbare E-Autos zu vernünftigen Preisen für Otto-Normalfahrer anzubieten. Hier müssen wir aufpassen, und für die gesamte Branche unsere Kunden kommunikativ besser abholen. Bei allem Verständnis für den wirklich wichtigen wie nötigen Klimaschutz, man muss sich diesen Wandel als Gesellschaft auch leisten können. So wie es gerade in Deutschland wirtschaftlich läuft, sehe ich hier weiter erheblichen politischen Handlungsbedarf. Aus meiner Sicht kommen alternativ angetriebene Autos immer mehr, aber wir werden dennoch Jahrzehnte verbrennerbetriebene Fahrzeuge bewegen. Das scheint die Brüsseler Politik ebenfalls zu erkennen, wird doch gerade das – aus meiner Sicht – vorzeitige Verbrenner-Aus in Europa erneut diskutiert, Natürlich darf dabei die technologische Entwicklung für geringeren Schadstoffausstoß nicht stehenbleiben.

Wie so etwas in einem vollwertigen Reisemobil funktionieren kann, zeigt unsere Knaus-Studie e-Power Drive, ein Reisemobil das Benzin tankt, aber elektrisch fährt. Ein gute Initiative in die richtige Richtung hierzu ist auch die bisher erfolgreiche Lobbyarbeit zu Anhebung des zulässigen Gesamtgewichts von 3,5 auf 4,25 Tonnen. Da sind wir auf einem guten Weg. Das gibt der gesamten Branche mehr Spielraum in der Entwicklung von Reisemobilen mit batterie-elektrischen oder alternativen Antrieben zum Nutzen von Umwelt und Verbrauchern.


Reisemobile haben meist ein sehr langes Leben. Wenn es sich dann doch dem Ende zuneigt, wie recyclingfähig sind Freizeitfahrzeuge?
Wolfgang Speck:
Ein wichtiges Thema: Denn Nachhaltigkeit ist grundsätzlich wesentlicher Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Wir bewegen uns als ja Branche in der Natur, deshalb wollen wir sie auch besonders bewahren und schützen. Die Ökobilanz eines Urlaubs mit Freizeitfahrzeugen einer Familie mit Kindern ist deutlich besser als mit dem Flugzeug oder Kreuzfahrtschiff. Vom Footprint ganz zu schweigen. Dazu kommt: Die jährliche Laufleistung von Freizeitfahrzeugen ist im Schnitt vergleichsweise eher gering. Und, Sie sagen es selbst: Die Haltezeit des Erstkäufers eines Freizeitfahrzeugs ist enorm, sie liegt bei rund zehn Jahren. Und danach freuen sich meist noch Gebrauchtkäufer viele weitere Jahre über ihr Reisemobil oder Wohnwagen. Das nenne ich wirklich nachhaltig.

Im Übrigen verwenden wir beim Bau der Fahrzeuge überwiegend natürliche Materialien wie Holz, Filz, Textilien, Papier aber auch Stahl, Aluminium – alles Werkstoffe die bereits heute gut recycelt werden. Bauteile aus sortenreinen Kunststoffen sind bei uns für die Wiederverwertung entsprechend markiert. Und schon bei der Produktion achtet ein Team aus Umwelt- und Energiemanagern auf die Umweltverträglichkeit und Ressourcenschonung. Ein weiteres Beispiel unserer hohen Ansprüche: Im größten Werk Jandelsbrunn werden die Hallen aus dem eigenen hocheffizienten Kraftwerk beheizt. Und die erwähnte neue Halle 20 verfügt über eine der flächengrößten Solaranlagen Niederbayerns. Wir können dort den Energiebedarf nahezu autark gestalten.
(cen)

Foto: Autoren-Union Mobilität/Knaus Tabbert

 


Veröffentlicht am: 20.03.2024

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