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Schwergewichtiger Frauenliebling

Michael Kirchberger testet den Kia EV9 GT-Line



Autos aus Korea gelten als preiswert, solide und meist auch vernünftig. Doch die Ausnahme bestätigt einmal mehr die Regel. Kia hat mit dem EV9 einen Koloss mit Elektroantrieb vorgelegt, der auf gut fünf Meter Länge dem Chauffeur und bis zu sieben Mitfahrern reichlich Raum bietet und auch beim Gepäcktransport nicht klein beigeben muss. Motorisiert ist der dicke Batzen in der Ausführung GT-Line mit zwei Elektromaschinen, die es zusammen auf 283 kW (385 PS) Leistung und ein Systemdrehmoment von eindrucksvollen 700 Newtonmeter bringen.

Die Fahrleistungen gebieten Achtung, die theoretische Reichweite von mehr als 500 Kilometern auch. In der Praxis sieht das dann aber ganz anders aus. Nur der Preis zeigt sich unbeeindruckt, er liegt sowohl auf dem Papier der Liste wie auch im Verkaufsgespräch mit dem Händler bei 83.370 Euro. Eine ordentliche Forderung für einen, der gerne als Familientransporter Karriere machen möchte.

Das Layout des Antriebsstrangs folgt dem Erfolgsrezept der Marke. Dank 800-Volt-Technik ist der gewaltige Akku in weniger als einer halben Stunde wieder auf 80 Prozent seiner Kapazität gebracht, mit bis zu 196 kW presst die Schnelladesäule den Strom in die Batterie. Die kann 99,8 kWh speichern, das sollte für lange Strecken ausreichend sein. Allerdings wollen die beiden Antriebsmotoren, einer für die Vorder- und einer für die Hinterachse, ordentlich mit Energie versorgt werden. Schließlich reizt das Sprintvermögen. Wer will, beschleunigt den EV9 in 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Auch bei der Höchstgeschwindigkeit gibt sich Kia nicht bescheiden, 200 km/h sind drin. Aber auch wer sich beim Tritt aufs Pedal mäßigt und den Elektriker mit Gefühl und moderaten Tempi bei sechs Grad Außentemperatur bewegt, kann kaum auf einen Reichweitenbonus zählen. Zwischen 28,8 und 36,7 kWh Verbrauch lagen unsere Durchschnittswerte, schließlich wollen Innenraum und Akku temperiert werden, die WLTP-Angabe, die eine Reichweite von 505 Kilometer suggeriert, bleibt ein theoretischer Wert.



Im Alltag heißt es, nach etwa 300 Kilometer eine möglichst kräftige Ladestation anzusteuern. Die kurze Pause lässt sich komfortabel in den elektrisch verstellbaren Sitzen wegdämmern, auch eine ausfahrbare Beinauflage steigert gemeinsam mit der Massagefunktion das Wohlbefinden beim Zwangsaufenthalt. Die Mitfahrer kommen ebenfalls in den Genuss gesteigerten Sitzkomforts, zumindest in der zweiten Reihe lassen sich die Rückenlehnen elektrisch justieren. Gesellig wird der EV9 dank des Lounge-Modus in Fond. Zweite und dritte Sitzreihe lassen sich zum Gruppenensemble umstellen, unabhängig vom Alter der Passagiere ist dies stets eine kommunikationsfördernde Anordnung.

Fahren lässt sich der schwere Wagen einfach, wenn es genügend Platz im Umfeld gibt. Ist dies nicht der Fall, erfordert der dem langen Radstand geschuldete Wendekreis von fast 13 Meter etwas aufwändigere Rangiermanöver. Die 360-Grad-Darstellung der Umgebung wird dabei dankend angenommen. Auch ist der EV9 mit seinem Stahlfahrwerk nicht so geschmeidig gefedert, wie man es erwarten würde und macht keinen Hehl aus dem teils maroden Zustand innerstädtischer Straßen. Sind das gute Voraussetzungen für den Einsatz als Elterntaxi? Wir wissen es nicht, aber Kias Größter wurde gerade von einer aus 55 Jurorinnen bestehenden Jury zum Welt-Frauenauto gekürt.

Die mächtige Masse spielte bei der Entscheidung offenbar keine Rolle, denn mit einem Leergewicht von 2664 Kilogramm gehört der EV9 zweifelsfrei zu den Schwergewichten des Marktes. Aber keine Bange, mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3240 Kilogramm darf er noch mit dem Führerschein Klasse B gefahren werden. Das Fahrverhalten leidet unter den üppigen Pfunden nicht, mit einem fein abgestimmten Fahrdynamiksystem ausgestattet bleibt die Schwerlastfuhre auch im Grenzbereich sicher in der Spur. Wer aber die höchstmögliche Anhängelast von 2500 Kilogramm ausnutzt, ist mit einem Sechs-Tonnen-Gespann unterwegs und muss dann natürlich nochmals eine drastische Einbuße bei der Reichweite hinnehmen. Die Zuladung von 576 Kilogramm erscheint üppig, könnte aber angesichts eines Kofferraumvolumens von 333 bis 2318 Liter an ihre Grenzen stoßen.



Das Design des Elektrikers aus Fernost wirkt martialisch und wuchtig, harmoniert daher mit der seiner Gewichtsklasse. Riesige Räder im 21-Zoll-Format füllen die Radhäuser. Bug, Heck und die Flanken stehen betont senkrecht und die lange Motorhaube lässt eher auf einen fetten V8 darunter schließen als auf E-Antrieb und Leistungselektronik. Immerhin beherbergt sie einen vorderen Kofferraum, in dem sich Adapter und Ladekabel verstauen lassen. Besonders charmant will der EV9 dennoch nicht sein. Klare Kante gilt auch im Innenraum. Große Flächen und üppige Displays an der Schalttafel, wenig Tasten und Drehsteller, dafür eine Flut von Touchflächen, manche Bedienungen sind einfach umständlich.

Wie es richtig geht, zeigt Kia mit der Taste am Lenkrad, mit dem sich der Spurassistent direkt, einfach und schnell ausschalten lässt. Das ist auf schmaler Landstraße oder in Autobahnbaustellen keine schlechte Idee, denn bei fast zwei Meter Wagenbreite (ohne Außenspiegel) greift der Assistent sonst öfter ins Geschehen ein, als es der Sicherheit dienlich wäre. Nervig auch das Geklingel beim Überschreiten von Tempolimits. Diese Warnung, die einer EU-Vorschrift folgt, lässt sich nicht einfach so abschalten, was wirklich stört, wenn die Verkehrszeichenerkennung mal wieder mit einer Fehlinterpretation glänzt und nicht detektiert, dass die Tempo-30-Zone längst verlassen wurde.



Die Ausstattung ist bei der GT-Line-Ausführung komplett, selbst die Metallic-Lackierung ist in der Kaufsumme enthalten. 660 Euro Aufpreis kostet lediglich das Swivel-Sitzsystem mit Lounge-Funktion. Head-up-Display, LED-Scheinwerfer oder der videogestützte Rückspiegel und Meridian-Soundsystem, alles ist an Bord. Sogar die 230-Volt-Steckdose, an die sorglos ein Elektrogrill oder ähnliches Gerät angeschlossen werden kann, gehört zur Serienausstattung.

Für einen Besuch in Paris eignet sich der EV9 jedoch nicht. Für ihn werden nicht nur 18 Euro Parkgebühren in der Stunde fällig, auch die engen Straßen rund um Sacre Coeur lassen sich mit ihm nicht ohne erhöhten Adrenalinspiegel erkunden. (cen)

Fotos: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger

 


Veröffentlicht am: 20.03.2024

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