
Zum ersten Mal wird dem Künstler Hans Ticha eine umfangreiche Retrospektive durch die Kunsthalle Rostock ausgerichtet. Als mehrfach preisgekrönter Meister der Buchgrafik genießt er einen weitreichenden Ruf.
„Über 120 Leihgaben aus namhaften Museen wie der Neuen Nationalgalerie Berlin, dem Deutschen Historischen Museum Berlin, dem Haus der Geschichte Bonn und dem Sportmuseum Leipzig sowie noch nie ausgestellte Werke aus Privatsammlungen haben wir zusammengetragen, um die bisher größte Werkschau zu präsentieren.“ sagt Dr. Jörg-Uwe Neumann, Direktor der Kunsthalle Rostock.
Ticha, der 1940 in Bodenbach, dem heutigen Děčín geboren wurde, besticht in seinen Bildern durch feinsinnige Ironie und eine präzise Malweise. Dabei bewegt er sich durch eine Vielzahl von Themen und setzt sich mit Gesellschaft, Politik, Sport und Unterhaltung kritisch als auch humorvoll auseinander.
Die Ausstellung beginnt mit Werken, die während seines Studiums an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee entstehen, wo er von 1965 bis 1970 studiert. Vor allem maritime Motive mit Booten, Fischern und Badenden am Ostseestrand kennzeichnen sein Frühwerk aus den 1960er-Jahren. Darauf folgen die berühmten Sportbilder mit dem Skandalgemälde „Mannschaft“ von 1975. Hintergrundinformationen darüber erfährt man über Audiobeiträge direkt in der Ausstellung. Seine sogenannten Politbilder wie „Klatscher“ oder „Mauer“ malt Hans Ticha ab Ende der 1970er-Jahre im Verborgenen. Sie thematisieren das gesellschaftliche Leben in der DDR mit seinen erstarrten Ritualen und sinnentleerten Handlungen etwa auf Parteitagen der SED oder auf Demonstrationen zum 1. Mai. Diese Bilder kann der Künstler nicht ausstellen. Er muss sie in seinem Atelier in Berlin-Prenzlauer Berg verstecken. Erst nach der Wende finden sie erstmalig ein öffentliches Publikum auf der Biennale in Venedig. Eine große Auswahl der Politbilder als auch Vorzeichnungen dazu sind in der Kunsthalle Rostock zu sehen. In der Wendezeit beschäftigt sich Ticha mit Kommerz und der Werbewelt aus der Sicht eines Ostdeutschen. Ticha verlässt 1990 Ostberlin und geht zunächst nach Mainz und wenig später nach Maintal, wo er seine neue Heimat findet. Bis heute äußert sich der mittlerweile 85-jährige Maler weiterhin kritisch zum Zeitgeschehen. So finden sich in der Rostocker Ausstellung aktuelle Gemälde mit Titeln wie „Wutbürger“ oder „Wir sind heute das Volk“, die bisher noch nie gezeigt wurden.
In der Ausstellung gibt es zu ausgewählten Werken deutsch- oder englischsprachige Audiobeiträge, die mit dem eigenen Smartphone durch einen QR-Code gescannt und angehört werden können. Zudem können Besucher:innen an einer Mitmachstation auf kreative Weise das Werk von Hans Ticha erkunden.
Nach der Ausstellung in Rostock wandern die Bilder in das Neue Museum Nürnberg. „Diese Kooperation, die wir dem Galeristen Johannes Zielke und Astrid Hiepe von der Galerie LÄKEMÄKER verdanken, möchte verdeutlichen, dass Hans Ticha mittlerweile als ein deutsch-deutscher Künstler zu verstehen ist.“ so die Kuratorin der Ausstellung Antje Schunke.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog, der im Museumsshop erhältlich ist.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11– 18 Uhr
Montag geschlossen
Förderung und Unterstützung des Ausstellungsprojekts
Das Ausstellungsprojekt wird gefördert durch das Bankhaus Metzler, die OSPA-Stiftung, die Hanse- und Universitätsstadt Rostock, das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern, die Wall GmbH, die ROSTOCK PORT GmbH, die Nordwasser GmbH, die Stadtwerke Rostock AG und den Verein „Freunde der Kunsthalle Rostock e. V.
Kunsthalle Rostock gGmbH
Hamburger Straße 40
18069 Rostock
Tel: 0381/440 40 510
www.kunsthallerostock.de
Bild: Hans Ticha: Mannschaft, 1975, Öl auf Leinwand, 145 x 90 cm, Klassik Stiftung Weimar, Museen; Inv.-Nr.: G 2282 © Hans Ticha, VG Bild-Kunst, Bonn 2025
HANS TICHA. RETROSPEKTIVE
... in der Kunsthalle Rostock
Veröffentlicht am: 22.12.2025
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