Das am südlichen Rand der Mecklenburgischen Seenplatte gelegene Städtchen Rheinsberg bildet in den Mittelpunkt der „Rund um Berlin-Classic“ des Automobilclubs von Deutschland.
Die Frühlingsrallye für klassische Automobile im Nordosten Deutschlands führt die Teilnehmer am 10. und 11. Mai 2024 auf die Spuren Theodor Fontanes. Dieser hatte Rheinsberg bereits in seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ erwähnt, später setzte Kurt Tucholsky dem Städtchen mit seinem Buch „Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte“ ein literarisches Denkmal.
Zwar verfolgt auch die 19. Auflage der „AvD Rund um Berlin-Classic“ ein touristisches Konzept, die Herausforderung liegt jedoch in der Genauigkeit, die gesetzten Zeitvorgaben möglichst exakt zu erreichen und die vorgegebene Durchschnittsgeschwindigkeit, die anhängig vom Fahrzeugalter zwischen 25 und 35 km/h beträgt, bestmöglich einzuhalten. Zudem werden die Teilnehmer während der einzelnen Etappen immer wieder zu Gleichmäßigkeitsprüfungen gebeten. Hier besteht die Aufgabe darin, eine definierte Fahrstrecke mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit zu absolvieren. Wer zu schnell oder zu langsam fährt, kassiert Strafpunkte.
Unter den bereits eingegangenen Nennungen finden sich gleich zwei legendäre Klassiker aus der Vorkriegszeit. Der zwischen 1928 und 1930 lediglich 33-mal gebaute Mercedes-Benz SSK gilt in der Welt der Automobilisten wegen seiner üblichen Lackierung und der langen Motorhaube als „Weißer Elefant“. Dank einer Kompressor-Aufladung leistet der 7,1 Liter große Reihensechszylinder zwischen 200 und 250 PS – genug um den gewaltigen Zweisitzer auf bis zu 185 km/h zu beschleunigen. Zu damaliger Zeit ein Fabelwert. Auch das zweite Highlight des diesjährigen Teilnehmerfelds verfügt über Wurzel im Rennsport. Die Konstruktion des Bentley 4,5 Litre von 1936 basiert auf den legendären Blower-Bentley mit denen britische Gentleman-Racer zu Beginn der 1930er bei den europäischen Langstreckenrennen für Furore sorgten. Insgesamt verließen zwischen 1936 und 1937 nur 665 Fahrgestelle die Bentley-Produktion, von denen alle im Anschluss vom renommierten Karosseriehersteller Vanden Plas einen viersitzigen Aufbau erhielten. Allein ein Käufer ließ sein Fahrzeug von der Firma Corsica einkleiden.
Darüber hinaus werden auch zahlreiche Fahrzeuge aus der Nachkriegszeit mit Baujahren von den 1950er-Jahren bis in die 1990er-Jahre das Teilnehmerfeld der 19. AvD Rund um Berlin-Classic zu einem rollenden Museum machen. Wie beispielsweise jener Wartburg 353 WR 460 Rallye, mit dem Jürgen Hellmann 1985 die DDR-Rallyemeisterschaft gewann.
Der diesjährige Rallye-Start erfolgt auf dem Schulplatz der Fontanestadt Neuruppin vor der Kulisse des alten Gymnasiums und eingerahmt von einem Ensemble historischer Gebäude. Anschließend führt die Route über ruhige Landstraßen nach Dessow in die ehemalige Schlossbrauerei. Im Anschluss verläuft die Strecke über Neustadt (Dosse) und Kyritz an der Knatter, entlang des Ufers des Salzsees über teils gepflasterte Straßen zur Kuckucksmühle, einer historischen Wassermühle. Nach der Durchfahrtkontrolle auf dem zentralen Marktplatz von Wittstock (Dosse) geht es zurück nach Rheinsberg.
Am zweiten Tag führt die Runde durch die Prignitz-Region am südlichen Rand der Mecklenburger Seenplatte. Stationen sind unter anderem das Dorf Luhme bei Zollstockaxel, der ehemalige Flugplatz Alt Daber bei Wittstock und Schloss Freyenstein. Danach bittet Rallyeleiter Hartmut Groehl zu einer speziellen Sonderprüfung auf dem Gelände der Meyenburger Möbel GmbH. Dem ehemaligen Geschäftsführer Dietmar Gornig – selbst Rallyeteilnemer und Sieger der AvD-Histo-Monte-Tour von 2016 – ist es zu verdanken, dass die Teams in den Park des Meyenburger Schlosses fahren dürfen. Dort wartet auf sie eine Durchfahrtskontrolle mit exklusivem Fotopunkt. Die Mittagspause erfolgt am Hafen in Plau am See. Über die historische Hubbrücke wird vorbei am Gutshaus Walow das Luftfahrttechnische Museum Rechlin angesteuert. Schloss Mirwo ist dann Schauplatz einer Durchfahrtskontrolle, ehe es zurück nach Rheinsberg geht. (aum)
Foto: Autoren-Union Mobilität/AvD/Marcus Müller