Das  kleine Stoffverdeck klappt automatisch nach hinten. Elektrisch schwenkt  die Tür nach oben und gibt den Einstieg in das eng geschnittene Cockpit  frei. Für ein Elektroauto ist die Sitzposition erstaunlich tief. 
Sport-Modus  an, Schalter für den Vortrieb auf „D“, schon geht sie los, die erste  Probefahrt im neuen MG Cyberster auf dem legendären Rundkurs von  Goodwood in Südengland. In sehr flotten 3,2 Sekunden beschleunigt der  Cyberster auf 100 km/h. Die Lenkung ist direkt, die Brembo-Bremsen sind  bissig, so geht es in die erste Kurve. Schon nach wenigen Minuten ist  klar: Dies ist ein würdiger Nachfolger für die knackigen Roadster, für  die MG einst stand.
Vor  100 Jahren begann die Geschichte der Marke MG als Hersteller kleiner,  erschwinglicher Sportwagen. An diese Tradition knüpft der Cyberster an:  60.000 Pfund (ca. 69.800 Euro) kostet das neue Flaggschiff der Marke mit  375 kW (503 PS) in Großbritannien. Zwei Motoren hat diese GT-Variante,  einen an jeder Achse. Mit reinem Hinterradantrieb und 250 kW (340 PS)  ist der Cyberster 5000 Pfund günstiger. Dann schnellt er in 5,2 Sekunden  auf Tempo 100. Das ist im Elektrozeitalter zwar nicht besonders  schnell, aber der reine Hinterradantrieb hat seinen eigenen Reiz: Das  Heck dreht noch noch ein wenig schneller in die Kurve als beim stärkeren  Allrad-Modell.
Wieviel der Cyberster in Deutschland kosten wird,  steht noch nicht fest. Doch so weit weg wird der Preis nicht sein. Noch  im Spätsommer soll der Roadster auf 19- oder 20-Zöllern auf den  deutschen Markt rollen. Dort trifft er auf wenig Konkurrenz. Cabrios  sind selten geworden. Mit Elektroantrieb sind sie noch seltener. Und  einen elektrischen Roadster gibt es gar nicht. Denn der elektrische  Porsche Boxster kommt erst im nächsten Jahr.
Was  ein Roadster mit Elektroantrieb bietet, das zeigt bis dahin schon mal  der Cyberster: Fahrspaß pur. Sehr direkt lenkt der Cyberster ein,  beschleunigt explosiv aus jeder Kurve heraus und hält den Fahrer in  sportlich engen Schalensitzen auf seinem Platz. Der tiefe Schwerpunkt,  der Batterie im Wagenboden geschuldet, sorgt für wenig Seitenneigung. So  geht Roadster!
Entwickelt wurde der Cyberster in Longbridge bei  Birmingham, einer der Keimzellen der einstmals großen britischen  Autoindustrie. Das Design des Cyberster stammt aus dem Londoner Studio  der Marke. Bis auf das verchromte, achteckige Markenemblem und die  typischen Roadster-Proportionen mit langer Motorhaube und kurzem Heck  erinnert wenig an die berühmten Ahnen wie MGA und MGB. Der MGB war  seinerzeit mit mehr als einer halben Million Exemplaren sogar der  meistverkaufte Sportwagen der Welt.
Mit  dem Ende des MGB 1980 wurde das Werk in Abingdon an der Themse  geschlossen. Der Cyberster wird nun in Schanghai gebaut – und das mit  erstaunlich guter Qualität: Offene Autos neigen dazu, sich in Kurven zu  verwinden, gibt es doch kein Dach, das für Steifigkeit sorgt. Nicht so  der Cyberster. Er knarrt nicht, kein Verwinden stört die Lenkgeometrie,  er ist solide wie eine walisische Burg.
Die Beschleunigung wird  von einem künstlichen Motorsound untermalt, der unaufdringlich mit dem  Fahrtwind um die Wette tönt. Wer stattdessen Musik schätzt, lässt die  acht Lautsprecher der Bose-Musikanlage ran.
Es versteht sich von  selbst, dass es den Cyberster nur mit Elektroantrieb gibt: Die  74-kWh-Batterie verspricht bis zu 507 Kilometer Reichweite nach WLTP.  Von zehn bis 80 Prozent soll die Batterie in 38 Minuten geladen werden.  Das sind ordentliche Werte. So bietet der neue MG pure Fahrfreude ganz  Abgase. Das macht die Testfahrt auf dem historischen Rennkurs von  Goodwood nochmal beeindruckender: Man vermisst zwar den Auspuffsound  eines Vier- oder Sechszylinders, aber der frische Fahrtwind unter dem  südenglischen Himmel sorgt für Roadster-Feeling pur. (aum)
Fotos: Autoren-Union Mobilität/MG Motor
Unterwegs im MG Cyberster
So geht Roadster
Veröffentlicht am: 18.07.2024
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