Man  selbst spricht nicht gerne vom ältesten, sondern vom  traditionsreichsten Automobilclub Deutschlands: Und so hieß er zunächst  auch einfach Deutscher Automobil-Club (DAC). Aus ihm wurde knapp zwei  Jahrzehnte später der Automobilclub von Deutschland, der jetzt sein  125-jähriges Jubiläum feiert.
Es lagen gerade einmal 13 Jahre von  der offiziellen Erfindung des Automobils mit Verbrennungsmotor bis zur  Vereinsgründung. Rund um Victor Herzog von Ratibor griffen einige  fortschrittliche Menschen die wachsende Begeisterung für das Automobil  auf und gründeten am 31. Juli 1899 in Berlin den Deutschen  Automobil-Club (DAC), der von 1904 bis 1918 zum Kaiserlichen  Automobil-Club (K.A.C.) wurde. Der Zusammenschluss sah sich den  Interessen und Bedürfnissen der Autofahrer sowie der Weiterentwicklung  der Automobilität verpflichtet. Nach dem Ende der Kaiserzeit gab sich  die Vereinigung dann den noch heute gültigen Namen Automobilclub von  Deutschland (AvD).
Als 1933 die NSDAP bei den Reichstagswahlen  zur stärksten Kraft wurde, änderte der AvD im Jahr 1934 seine Satzung,  um der Gleichschaltung in der Einheitsfront der deutschen Kraftfahrer  und der Eingliederung in den DDAC (Der Deutsche Automobil-Club) zu  entgehen. Der Name wurde in Deutscher Ausland-Club e. V. (DAC) geändert,  die Pflege der automobilen Tradition gestrichen und der Vereinssitz  nach London verlegt.
15 Jahre später war der Zweite Weltkrieg  vorbei und Deutschland lag in Trümmern. Bereits im Winter 1947/48 wurden  die ersten Vorschläge zur Wiederbelebung des AvD laut. Mitte Mai 1948  kam es zu einem Treffen von Verleger August Christ, Georg Zettritz und  Ministerialrat Dr. Eras, bei dem die Grundlagen und die Zielsetzung  einer Wiedergründung besprochen wurden. Für den 5. Juni 1948 wurde das  erste informelle Treffen im Wiesbadener Hansa-Hotel einberufen –  einschließlich der Bitte an die Teilnehmer, Getränke und Verpflegung  selbst mitzubringen. Die Idee stieß auf Begeisterung. Binnen weniger  Wochen schrieben sich hunderte ehemalige AvD-Mitglieder in die Listen  für die Neugründung ein und der Gründungsfonds sammelte 40.000 Deutsche  Mark.
Wiedergründung
Am 6. November 1948 war es dann Saal  des Kurhauses von Königstein im Taunus soweit: Der Automobilclub von  Deutschland wurde erneut gegründet. es gab eine neue Satzung, der  ehemalige hessische Ministerpräsident und Rektor der Universität  Heidelberg, Professor Dr. Karl Geiler, wurde zum vierten Präsidenten in  der AvD-Geschichte gewählt. Den Posten des Sportpräsidenten übernahm der  Rennfahrer Manfred von Brauchitsch. Zu den weiteren Funktionsträgern  zählten unter anderem Dr. Heinrich von Brentano, Bundesaußenminister im  ersten Kabinett Adenauer, sowie Dr. Harald Koch, Hessischer Minister für  Verkehr und Wirtschaft.
Da das ehemalige AvD-Haus in Berlin dem  Krieg zum Opfer gefallen war und die Hauptstadt durch die Blockade der  Sowjets nicht zu erreichen war, fand der Club in Frankfurt am Main seine  neue Heimat. Als Übergangsquartier wurden zunächst zwei Räume genutzt,  die der in Gründung befindliche Deutsche Turner-Bund zur Verfügung  stellte. Aufgrund der allgemein schlechten Versorgungslage mussten  anfänglich Holz und Kohlen zum Heizen der Räume von den Beschäftigten  selbst mitgebracht werden. Dennoch war der AvD so erfolgreich, dass bald  auch in München, Baden-Baden, Düsseldorf, Köln, Krefeld, Hagen,  Dortmund, Essen, Aachen, Wiesbaden, Braunschweig, Bremen, und Hamburg  wieder Orts- bzw. Korporativclubs ins Leben gerufen wurden.
Bis  Ende 1949 stieg die Mitgliederzahl von 483 auf 1541 Personen und  übersprang dann im Laufe des Jahres 1952 die 4000er-Marke. In jenem Jahr  bezog der AvD auch das erste eigene Clubhaus der Nachkriegszeit. Doch  schon bald wurde das Gebäude zu klein. Bereits 1955 wechselte der  älteste deutsche Automobilclub seinen Sitz in eine mondäne Stadtvilla am  Mainufer. Ende der 1960er-Jahre wurde der Bau eines eigenen  Bürogebäudes in Frankfurt-Niederrad beschlossen. Der damals moderne  Entwurf orientierte sich deutlich an der richtungsweisenden  US-amerikanischen Architektur jener Zeit und kann als Ausdruck des  Optimismus gelten.
Bis heute ist der Automobilclub von  Deutschland in Frankfurt am Main beheimatet. Im Jahr 2017 wurde die neue  Hauptverwaltung in der Goldsteinstraße fertiggestellt und bezogen.  (aum)
Foto: Autoren-Union Mobilität/AvD
125-jähriges Jubiläum des AvD - Teil 2
Wiedergründung 1948
Veröffentlicht am: 23.07.2024
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