Stellantis-Boss  Carlos Tavares hat angekündigt, bis 2038 nur noch vollelektrische  Fahrzeuge auf den Markt bringen zu wollen. Doch bis dahin ist noch Zeit  und die Nachfrage nach den Stromern ist gerade auch nur noch so lala. 
Immer  gut, noch eine andere Antriebsoption in petto zu haben. Wie der Jeep  Avenger, nur als reines Elektroautos angekündigt, inzwischen aber auch  als Verbrenner-Hybrid verfügbar, folgt nun Fiat beim 600 dem Beispiel  des US-Konzernbruders. Das B-Segment-Crossover ist nach dem Start als  E-Version ab sofort auch mit Mild-Hybrid-Antrieb zu haben – den sogar in  zwei Leistungsstufen.
Wie beim Jeep kommt als Verbrenner ein  1,2-Liter-Turbobenziner zum Einsatz, der aus 1,2 Liter Hubraum eine  Leistung von 74 kW (100 PS) schöpft. Bei der stärkeren Variante leistet  der Dreizylinder 136 PS (100 kW). Kombiniert sind beide stets mit einem  21 kW (29 PS) starken Startergenerator. Im ersten Fall entstehen so 260  Nm Drehmoment, im anderen 285 Nm, die in beiden Modellen über ein neu  entwickeltes 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe mit manuellen Schaltwippen  am Lenkrad auf die Straße gelangen. Die Fahrleistungen gibt Fiat  merkwürdigerweise mit identischen 10,5 Sekunden für den Sprint aus dem  Stand auf Tempo 100 und 184 km/h in der Spitze an.
Doch wichtiger  als die Quartett-Daten sind ohnehin die Komfort- und  Verbrauchsvorteile, die das Mild-Hybrid-System generiert. Der  Riemen-Starter-Generator (RSG) startet den Verbrenner schneller und  deutlich vibrationsärmer als ein konventioneller Anlasser. Beim Anfahren  wechselt das System unmerklich vom Elektro- in den Verbrennerbetrieb.  Und auch beim Beschleunigen unterstützt der Elektromotor den Benziner  spürbar mit zusätzlicher Leistung und Drehmoment. Beim Bremsen wiederum  arbeitet der RSG als Stromerzeuger, indem durch Rekuperation elektrische  Energie für die zusätzliche Lithium-Ionen-Batterie gewonnen wird.
Kurze  Strecken bis zu einem Kilometer im Stop&Go-Verkehr, beim Rangieren  oder auch beim Dahingleiten, wo der Verbrenner vollständig vom  Antriebsstrang entkoppelt wird, fährt der Fiat 600 Hybrid so rein  elektrisch. Während der Fahrt ist von dem Wechsel nichts zu spüren. Wohl  aber an der Zapfsäule, hilft die Elektrifizierung doch, den  Spritverbrauch auf den WLTP-Normwert von 5,5 Liter und damit auch die  CO2-Emissionen um bis zu 15 Prozent im Vergleich zum reinen Verbrenner  mit Automatikgetriebe zu drücken. Bei unserer 70-Kilometer-Testrunde  durchs Rhein-Main-Gebiet zeigte der Bordcomputer tatsächlich gerade  einen halben Liter mehr an.
Dabei ist das Fahren selbst höchst  komfortabel. Der kleine Dreizylinder mit 100 PS hält sich im  Normalbetrieb akustisch zurück, lässt erst bei stärkerem Tritt aufs  Gaspedal von sich hören, wobei die E-Maschine noch einen kleinen  Extra-Boost liefert. Die Doppelkupplungs-Automatik setzt das Ganze  schnell und unaufgeregt in Vortrieb um. Das Fahrwerk ist anständig  getrimmt und weiß mit den Unzulänglichkeiten des hiesigen  Straßenzustands souverän umzugehen.
Etwas ungewöhnlich, aber wohl  der Elektro-Herkunft geschuldet, befinden sich die Getriebewahlschalter  als Tastenleiste in der Mittelkonsole. Das schafft zumindest Platz für  ein großes Fach im Mitteltunnel, das durch eine ebenso einfache wie  praktisch klappbare Segmentabdeckung geschützt wird. In der Topversion  „La Prima“ farblich geschmackvoll, ebenso wie das Dashboard und  Armauflagen in den Türen, in hellgrau abgesetzt, verleiht es dem  ansonsten trist-schwarz gehaltenen Interieur einen pfiffigen Touch. Auch  die großflächig in die Sitze eingestickten Fiat-Schriftzüge sind ein  echter Hingucker.
Über die Bein- und Kopffreiheit auf den  Rücksitzen sollten Menschen bis 1,85 Meter wenig zu meckern haben. Das  Kofferraumvolumen steigt im Vergleich zum elektrischen Fiat 600 um 25  auf 385 Liter, mit umgeklappten Rücksitzlehnen auf 1256 Liter.
Die  Preise für den Fiat 600 sinken mit dem Hybrid-Modell deutlich. Während  die Elektro-Variante bei 36.490 Euro startet, gibt es das Basismodell  des 600 Hybrid schon ab 24.990 Euro, die stärkere Version kostet 1500  Euro mehr. Zur Serienausstattung zählen bereits das Digital-Cockpit und  10,25-Zoll-Infotainment-System inklusive Smartphone-Integration,  Klimaanlage, Sitzheizung, LED-Scheinwerfer sowie jede Menge  Assistenzsysteme. 17-Zoll-Alufelgen und Ambientebeleuchtung gibt es  jedoch erst mit dem Style-Paket (1600 Euro), Rückfahrkamera,  Klimaautomatik und Keyless-Go mit dem Komfort-Paket (1600 Euro).
Das  bringt die Topausstattung „La Prima“ (ab 29.990 Euro) bereits alles ab  Werk mit und außerdem 18-Zoll-Aluräder, Massagefunktion für den  Fahrersitz, Kunstlederbezüge mit den „Fiat“-Monogrammen,  Navigationssystem, kabelloses Ladepad, elektrische Heckklappe sowie mehr  Fahrassistenz in Form einer Toter-Winkel-Überwachung und adaptivem  Tempomat mit Stau-Funktion. Die meisten dieser Features gehören auch zu  einem Sondermodell, mit dem die Italiener in diesem Jahr den 125.  Geburtstag ihrer Markengründung feiern. Der Fiat 600 Hybrid 125 Jahre  Edition wird als Leasingfahrzeug ohne Anzahlung für nur 125 Euro pro  Monat angeboten, allerdings auch nur mit 5000 Kilometer  Jahreslaufleistung. (aum)
Foto: Autoren-Union Mobilität/Frank Wald
Der Fiat 600 Hybrid
... elektrifiziert statt elektrisch
Veröffentlicht am: 10.07.2024
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