Skoda blickt in diesen Tagen auf 125 Jahre Historie zurück. Damit zählt das tschechische Unternehmen zu den traditionsreichsten noch produzierenden Automobilherstellern weltweit.
Ihren Anfang nahm die weltweite Erfolgsgeschichte kurz vor Weihnachten 1895, als Václav Laurin und Václav Klement in Mladá Boleslav – heute immer noch Stammsitz – eine Werkstatt für die Reparatur und Fertigung von Fahrrädern gründeten. Später produzierten sie auch Motorräder und Automobile, ab 1925 unter dem Namen Skoda.
Die Leidenschaft für den Radsport einte die beiden Gründer. Laurin und Klement wollten Fahrräder von guter Qualität zu erschwinglichen Preisen bauen. In ihrer kleinen Werkstatt fertigten sie ab Frühjahr 1896 mit drei Angestellten Räder mit Fuß- oder Handantrieb. Ein Jahr später produzierten bereits 21 Mitarbeiter fünf verschiedene Fahrradmodelle, die den Namen Slavia trugen. Das Angebot umfasste bald auch Modelle für Kinder und Frauen sowie Tandems, Zweiräder mit Ketten- oder Wellenantrieb sowie Dreiräder für den Personen- oder Gütertransport.
Die Gründerväter Laurin und Klement erkannten das seinerzeit wachsende Mobiltätsbedürfnis und entwickelten ihr Angebot ständig weiter: Am 18. November 1899 stellten sie der Öffentlichkeit die ersten beiden Motorräder von L & K vor, die Typen Slavia A und B. Zugunsten einer einfacheren Bedienung und höherer Stabilität war der Motor im unteren Bereich des Rahmens eingebaut. Diese Positionierung setzte sich später als weltweiter Standard durch und gilt als Verdienst des Technikers Václav Laurin.
Seinen rasanten Aufschwung verdankt das Unternehmen auch den Visionen und dem kaufmännischen Talent von Václav Klement. Ihm gelang es, große Aufträge sowohl auf dem heimischen Markt als auch in Industrieländern wie Deutschland und Großbritannien zu gewinnen. Den guten Ruf der motorisierten Zweiräder aus Mladá Boleslav bestätigten auch die Erfolge bei anspruchsvollen Rennveranstaltungen. Legendenstatus erreichte bereits das Motorsportdebüt beim Rennen Paris–Berlin 1901, als Narcis Podsedníček nach 1196 Kilometern mit großem Vorsprung als Erster eintraf. Den Höhepunkt der Motorrad-Ära bildete der Sieg einer L & K CCR bei der inoffiziellen Motorrad-Weltmeisterschaft in Dourdan in der Nähe von Paris am 25. Juni 1905.
Am 27. Dezember des selben Jahres stellte das Unternehmen aus Mladá Boleslav sein erstes Automobil vor: den Laurin & Klement Voiturette A. Die leichte und wendige Konstruktion aus Tschechien besaß einen Ein-Liter-Zweizylinder und war bis zu 40 km/h schnell. Nicht einmal ein Jahr nach dem Einstieg in den Automobilbau umfasste das Angebot eine breite Palette von Zwei- und Vier-Zylinder-Modellen. Mit dem ersten Achtzylinder aus europäischer Fertigung, dem Typ FF von 1907, stärkte L & K sein Prestige. Zudem feierte das Unternehmen sowohl geschäftliche als auch motorsportliche Erfolge und stieg zum größten Automobilhersteller in Österreich-Ungarn auf. Bereits vor dem ersten Weltkrieg wurden die Fahrzeuge in mehrere Dutzend Märkte in aller Welt exportiert.
Drei Jahrzehnte nach der Firmengründung fusionierte Laurin & Klement 1925 mit einem starken strategischen Partner: dem Pilsener Maschinenbaukonzern Skoda. Der geflügelte Pfeil im Markenlogo sollte Geschwindigkeit und Fortschritt symbolisieren. Bald darauf stellte Skoda Auto die Fertigung in Mladá Boleslav auf die Fließbandproduktion um. Durch den Erfolg der Modelle Popular, Rapid, Favorit und Superb etablierte sich Skoda ab 1936 als die heimische Nummer eins der Autohersteller. Fernfahrten kreuz und quer durch Europa, Asien, Amerika und Afrika festigten den Ruf der Marke, robuste und zuverlässige Fahrzeuge zu bauen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen im Rahmen der Ostblock-Bildung verstaatlicht. Werke in Kvasiny und Vrchlabí erweiterten die Fertigungskapazitäten, und es wurden trotz Planwirtschaft selbstständig neue Modelle entwickelt. Bis heute steht Skoda für die damals fortschrittlichsten Fahrzeuge im Kommunismus, etwa mit dem ersten Octavia von 1959 und dem Cabriolet Felicia, das als eines der schönsten Autos gelten darf, das hinter dem Eisernen Vorhang gebaut worden ist.
Die Einweihung eines neuen Werksgeländes in Mladá Boleslav ermöglichte im März 1964 eine rasante Steigerung des jährlichen Produktionsvolumens. Im selben Jahr erschien die Heckmotor-Limousine 1000 MB, die bald als eines der fortschrittlichsten Ein-Liter-Modelle der Welt galt. Mit dem Sportcoupé 110 R von 1970 setzte Skoda auch international ein Zeichen. Der davon abgeleitete Skoda 130 RS stieg ab 1975 als „Porsche des Ostens“ zu einem der erfolgreichsten Renn- und Rallye-Fahrzeuge seiner Kategorie auf.
In das Umbruchsjahr 1989 startete das Unternehmen mit einem wesentlichen Wettbewerbsvorteil: dem 1987 präsentierten Favorit. Das in italienisch klarer Linienführung designte Schrägheckmodell besaß ein zeitgemäßes Layout mit quer eingebautem Frontmotor und Frontantrieb. Dieses moderne Fahrzeug bildete ein wesentliches Argument für Europas größten Autohersteller, den Volkswagen-Konzern, Skoda zu übernehmen. Am 16. April 1991 erweiterte der Autohersteller als damals vierte Marke die VW-Gruppe. Der Favorit erhielt unter den neuen Besitzern zahlreiche Verbesserungen.
Mit dem Nachfolger Felicia ab 1994, der auch mit 1,6-Liter-Golf-Motor bestellt werden konnte, und dem wenig später folgenden Octavia, begann dann die bis heute andauernde Erfolgsgeschichte der größten Importmarke in Deutschland. Volkswagen hat dem Unternehmen inzwischen die konzernweite Verantwortung für die Märkte in Indien und Nordafrika übertragen. Seinen Ursprüngen verpflichtet fühlt sich das Unternehmen als Radsport-Sponsor bis heute.
Foto: Auto-Medienportal.Net/Skoda