
Zwölf  Rangerinnen und Ranger sind in Sachen Naturschutz unterwegs im Tölzer  Land, das sich südlich von München bis zur Tiroler Grenze erstreckt.  Sabine Gerg ist eine von ihnen: Seit ihrer Kindheit ist die 48-Jährige  am liebsten draußen und kennt inzwischen nahezu jeden Stein und jeden  Baum im Isartal. 
2019 hat sie ihre Liebe zu Flora und Fauna zum  Beruf gemacht und geht regelmäßig mit ihrem Hund Berti „auf Streife“.  Auch in der kalten Jahreszeit. 
Frau Gerg, wie sieht die Arbeit eines Rangers im Winter aus?
Sabine Gerg:
Liegt  wenig Schnee, haben wir Zeit, uns schon mal auf das Frühjahr  vorzubereiten. Zum Beispiel bauen wir die Dreifüße für die  Beschilderungen der Vogelschutzinseln, unterstützen die Planungen für  das Aufstellen der Amphibienwanderzäune und bereiten Führungen vor.  Sobald genügend Schnee für Wintersport liegt, steht dann wieder die  Besucherlenkung im Vordergrund.
Warum müssen Besucher auch im Winter gelenkt werden – hält die Natur nicht gerade Winterschlaf?
Sabine Gerg:
Die  Natur eigentlich schon. Der Mensch jedoch nicht. Gerade deswegen ist  richtiges Verhalten nötig. Denn Wildtiere fahren im Winter den  Stoffwechsel auf Sparflamme herunter. Werden sie aufgescheucht, müssen  sie einen ungesunden Kaltstart für die Flucht hinlegen. Dadurch brauchen  sie unglaublich viel Energie und können dabei im schlimmsten Fall sogar  verenden. Es ist daher sehr wichtig, dass Wintersportler auf den Wegen  oder Skirouten bleiben und ausgewiesene Schongebiete gar nicht betreten.  Besonders gefährlich sind Kettenreaktionen. Also wenn ein  Skitourengeher eine Spur zieht, wo er nicht soll, und ihm dann andere  unüberlegt folgen.
Wieso ist es für Wildtiere so schwer, sichere Plätze für den Winter zu finden?
Sabine Gerg:
Früher  war Wandern eher ein Thema für die Herbstsaison. Mittlerweile ist es  ein ganzjähriger Trendsport geworden. Im Winter kommen noch die  Skitouren- und Schneeschuhgeher dazu. Immer öfter sind Leute auch nach  Einbruch der Dunkelheit mit weit sichtbaren LED-Lampen unterwegs. Genau  dann, wenn dämmerungsaktive Arten Nahrung suchen oder sich die Beine  vertreten. Das heißt, die Tiere finden keine Ruhe mehr. Gerade die  scheuen Rauhfußhühner brauchen aber ungestörte Rückzugsgebiete. Genauso  die Alpenschneehühner. Sie finden in Schneehöhlen, unter anderem am  Schafreuter, Schutz und Wärme.
Welche Tiere sind bei uns im Winter unterwegs?
Sabine Gerg:
Wer  die Wildspuren im Schnee betrachtet, merkt gleich, dass sowohl im Tal  als auch auf dem Berg einiges los ist. Da könnte man endlos aufzählen.  Von Gams, Rotwild und Hasen in den höheren bis in die weniger hohen  Lagen über Biber entlang der Isar bis hin zu vielen Wasservögeln am  Stausee in Bad Tölz. Die Fische nicht zu vergessen: An der Isar ist  gerade die Laichzeit der Leitfische. Ein Betreten der  Flachwasserbereiche oder ein Durchwaten mit Gummistiefeln, wie es so  manche Online-Plattform vorschlägt, da der Fluss gerade zur Winterzeit  oft wenig Wasser führt, ist daher bitte unbedingt zu unterlassen.
Wie kann ich möglichst ohne Tiere und Natur zu stören den Winter draußen genießen?
Sabine Gerg:
Eine  gute Vorbereitung, schon von zu Hause aus, ist sehr wichtig.  Informationen gibt es vorab in den Touristinformationen des Tölzer  Landes, hier ist eine Karte mit vielen Wintersportmöglichkeiten und  Tourenvorschlägen erhältlich. Online sind im Tourenportal der Region  nicht nur die Routen für die Wintersportler samt GPS-Daten abrufbar,  sondern auch die Naturschutzgebiete sowie Wild-Wald-Schongebiete  verzeichnet.
Was ist bei den Wild-Wald-Schongebieten besonders zu beachten?
Sabine Gerg:
Für  die Wildschutzgebiete gelten absolute Betretungsverbote, meist bis 30.  April. Auch von Wildfütterungen sollte man sich fernhalten. Denn gerade  im Winter ist es nicht nur für die Tiere selbst, sondern auch zum Schutz  des Waldes vor Wild-Verbiss besonders wichtig, dass diese in Ruhe  fressen können. Ich würde mir wünschen, dass die Besucher ihren gesunden  Menschenverstand einschalten. Wenn Wander-Apps das ultimative Erlebnis  in unberührte Abschnitte versprechen, sich bitte selbst hinterfragen, ob  das jetzt unbedingt sein muss. Dass man seinen Müll mitnimmt, nicht  draußen übernachtet, keinen unnötigen Lärm oder Feuer machen darf und  Hunde fußläufig bzw. an der Leine führt, ist eigentlich  selbstverständlich.
Wie ist die Akzeptanz, wenn Sie Besucher aufklären?
Sabine Gerg:
Die  meisten sind sehr verständnisvoll, niemand schadet der Natur ja  absichtlich. Und es finden viele gute Gespräche statt, die auch  fruchten. Eine Minderheit – vielleicht fünf bis zehn Prozent – werden  wir wohl auch in Zukunft schlecht bis gar nicht erreichen. Sie haben  leider kein Interesse an dieser einzigartigen Gegend, sondern nur ihren  Spaßfaktor und ihre Bequemlichkeiten im Blick. Ich sage nur Driften mit  dem Auto in einem Naturschutzgebiet bei der Wildfütterung…
Das Tölzer Land
Das  Tölzer Land repräsentiert als Tourismusmarke die 21 Städte und  Gemeinden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen. Die Region erstreckt  sich südlich von München bis zur Tiroler Grenze. Der Starnberger See im  Nordwesten, Kochel- und Walchensee im Südwesten und der  Sylvenstein-Stausee im Süden bieten zahlreiche Erholungsmöglichkeiten –  ebenso wie Isar und Loisach, die sich als blaue Bänder durch die  Bilderbuchlandschaft schlängeln. Weil die Natur das höchste Gut im  Tölzer Land ist, wurde die Initiative „Naturschutz beginnt mit Dir“  gestartet. 
Tölzer Land Tourismus
Prof.-Max-Lange-Platz 1
83646 Bad Tölz
Tel.: 08041 / 505206
info@toelzer-land.de
www.toelzer-land.de
www.dein-toelzer-land.de
Foto: Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen
Sabine Gerg: „Wir wollen bei den Wintersportlern Verständnis wecken“
Die Rangerin im Tölzer Land im Interview über die herausfordernde Aufgabe, die Natur- und Tierwelt im Tölzer Land mit Freizeit-Bedürfnissen in Einklang zu bringen
Veröffentlicht am: 25.01.2022
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