Vor wenigen Jahren noch erwog man bei Mitsubishi, sich vom deutschen Markt zurückzuziehen. Jetzt aber legt die Marke trotz der Krisen zu und ist zweitstärkster japanischer Importeur bei uns.
Geschäftsführer Werner H. Frey, der schon als Vertriebschef im Opel-Vorstand saß und zeitweise bei Fiat das Sagen hatte, konnte den Absatz stabilisieren und das, obwohl es kaum neue Produkte mit den drei Diamanten am Kühlergrill gab.
Michael Kirchberger, Mitglied der Autoren-Union Mobilität, sprach mit dem 1951 in Mannheim geborenen Auto-Manager über die Chancen und Prognosen des ältesten japanischen Serienherstellers bei uns.
Herr Frey, Sie streben gerade wieder Absatzrekorde an, obwohl es im Portfolio von Mitsubishi nur fünf Baureihen gibt, drei SUV, einen Kleinwagen und einen Pick-up. Wie geht das?
Werner H. Frey:
Wir haben eben die richtigen Modelle im Programm. Unser Bestseller ist der Space Star, der Kleinwagen ist in Deutschland mit 22.000 Einheiten das meistverkaufte japanische Auto überhaupt. Das Grundmodell gibt es schon für unter 11.000 Euro, und natürlich mit unserer Fünf-Jahres-Garantie. Der gerade erneuerte Eclipse Cross ist als Plug-in-Hybrid sehr beliebt und auch der ASX, unser zweites SUV, schlägt sich gut und der große Outlander, ebenfalls mit Plug-in-Technik, auch. Der Pick-up L200 ist nicht nur unser sehr variantenreiches Angebot an Handel und Gewerbe, auch Offroad-Freunde finden dank des robusten Allradantriebs in ihm einen guten Begleiter durch schwieriges Gelände.
Bei den leichten Nutzfahrzeugen, die sich auch als Basis für ein Reisemobil eigenen, war Mitsubishi mal deutlich stärker. Sehnen Sie sich nach einem Nachfolger des L 300?
Werner H. Frey:
Ja, der Markt für leichte Nutzfahrzeuge ist überaus reizvoll, aber ob wir da aus unserer Allianz mit Renault und Nissan in den nächsten Jahren beliefert werden, kann ich heute noch nicht sagen. Aber den Space Star haben wir als preisgünstige Alternative etwa für Lieferdienste ausgestattet. In wenigen Minuten werden Kofferraum und Rückbank dann zum Frachtabteil, wir bieten dafür eine Holzplatte an, die ohne Bohrungen oder andere aufwändige Maßnahmen sicher eingelegt werden kann. McDonalds zum Beispiel hat schon mehrere Space Star im Einsatz.
Gerüchten zufolge bekommt Ihre Modellpalette bald Zuwachs. Es soll einen Nachfolger des einst erfolgreichen Kompaktwagens Colt geben.
Werner H. Frey:
Das kann ich zum heutigen Zeitpunkt weder bestätigen noch dementieren. Fest steht jedoch, dass es zwei neue Modelle auf der CMFB-Plattform der Allianz geben wird, das eine ist der Nachfolger des ASX, der im ersten Quartal 2023 startet. Das zweite Fahrzeug ist kein SUV und wird im B-Segment angesiedelt sein. Das bringen wir dann in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres auf den Markt. Beide neuen Modelle werden unseren Auftritt stärken, so dass wir auch für die Zukunft ein Absatzvolumen von 39.000 Fahrzeugen sehen. Wahrscheinlich werden es sogar mehr. Das stabilisiert dann auch unseren Erfolg als zweitgrößte japanische Marke in Deutschland. Diesen Platz behaupten wir übrigens schon im dritten Jahr.
Werden die neuen Modelle elektrifiziert?
Werner H. Frey:
Auch da bitte ich um Geduld. Aber wir haben bereits in der Vergangenheit kommuniziert, dass es in den kommenden 13 Jahren 35 neue elektrisch angetriebene Mitsubishi-Modelle geben wird.
Sie haben mit einer aufwändigen Initiative Ihre Händler fit für die Zeit der Elektromobilität gemacht. Der E-Auto-Kunde bekommt damit alles aus einer Hand, bis hin zum Energievertrag und Handwerkertermin für den Anschluss einer Wallbox. Hat das die Bereitschaft für die E-Mobilität erhöht?
Werner H. Frey:
Ja, auf jeden Fall. Wir haben alle unsere 400 Händler geschult, so dass sie jedem Käufer eine fundierte Beratung bis hin zu den Fördermitteln geben können. Das hat die Akzeptanz der E-Mobilität beim Kunden deutlich verbessert. Einige andere Marken haben uns dabei schon kopiert. Es gibt wohl kaum ein schöneres Kompliment und zeigt uns, dass wir da auf dem richtigen Weg sind. Das Händlernetz ist mir sowieso sehr wichtig, wir sind mit 400 Handelspartnern ins vergangene Jahr gegangen und haben es mit der gleichen Zahl beendet.
Man hört überall von Materialknappheit und Lieferengpässen. Wie sieht es bei Mitsubishi aus?
Werner H. Frey:
Wir sind lieferfähig, auch kurzfristig. Space Star, ASX und Eclipse Cross sind vorrätig, andere Modelle stehen nach wenigen Wochen bereit. Das wird sich auch in Zukunft kaum ändern, denn wir bekommen kurze Transportwege und den damit verbundenen Preisvorteil. Der nächste ASX wird in Spanien gebaut, das andere neue Fahrzeug in der Türkei produziert werden.
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