Der Reisemobilhersteller Carthago wurde 1979 von Karl-Heinz Schuler in Ravensburg gegründet. Damals nahm er sich vornehmlich VW-Busse vor und baute sie in einer eher kleinen Werkstatt zu Campern um. Heute beschäftigt das Unternehmen mit Sitz im oberschwäbischen Aulendorf mehr als 1500 Mitarbeiter und zählt in Europa zu den führenden Premiumherstellern. Kernkompetenz sind integrierte Reisemobile vom Carthago C-Compactline bis zum Liner-for-two, für etwas niedrigere Preise ist die Tochtermarke Malibu zuständig.
Geschäftsführer Bernd Wuschack ist davon überzeugt, das Caravaning weiter im Trend bleibt und stellt im Interview mit Michael Kirchberger von der Autoren-Union Mobilität Neuheiten in der 3,5-Tonnen-Klasse in Aussicht.
Wie zufrieden sind Sie mit den Ergebnissen 2023, und wie ist Carthago in das neue Jahr gestartet?
Bernd Wuschak:
Grundsätzlich sind wir – wenn man die Rahmenbedingungen betrachtet – noch zufrieden. Wir sind als Hersteller teilweise immer noch von Lieferstörungen im Bereich der Basisfahrzeuge betroffen, was am Ende lange Lieferzeiten für unsere Kunden hervorruft. Und zum anderen haben wir noch einen entsprechend großen Auftragsbestand abzuarbeiten. Die Schattenseite ist, dass wir aufgrund der Limitierungen und der damit reduzierten Kapazitäten unser tatsächliches Marktpotenzial nicht ausschöpfen konnten. Zudem hat die beschriebene Situation sich auch auf die Kostensituation entsprechend negativ ausgewirkt. Auf dieser Basis haben wir aber durch ein Höchstmaß an Flexibilität den für alle Beteiligten besten Kompromiss erzielt.
Es ist zu hören, dass der Absatz vor allem bei Einsteiger-Marken nachgegeben hat. Ist der Premium-Markt davon nicht betroffen?
Bernd Wuschak:
Ich denke, dass man diese Aussage nicht nur pauschal an Segmenten fest machen kann. Grundsätzlich erleben wir nach einer Hype-Phase während der Pandemie zwischenzeitlich eine allgemeine Verunsicherung bei den Verbrauchern. Das Kriegsgeschehen, ausbleibende politische Weichenstellungen, Energiepreissteigerungen oder Inflations- und Zinsentwicklungen schaffen Verunsicherung. Und Verunsicherung führt immer zu einer Konsumzurückhaltung. Davon sind wir ebenso betroffen, auch wenn wir dabei sicherlich den Vorteil haben, dass unsere Kunden über eine überdurchschnittliche Kaufkraft verfügen und in der Regel Ihre aktive berufliche Laufbahn abgeschlossen haben. Was dazu führt, dass man sich einen Lebenstraum erfüllt – auch unabhängig von aktuellen Geschehnissen.
Rechnen Sie mit einer erneuten Belebung, wenn die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in Ruhestand gehen?
Bernd Wuschak:
Grundsätzlich sehen wir die zukünftige Entwicklung der Branche positiv. Unsere Urlaubsform ist absolut im Trend. Das Interesse ist ungebrochen groß, auf Messen werden teilweise Besucherrekorde verbucht. Campingurlaub ist in der Mitte der Gesellschaft etabliert und nebenbei auch eine der nachhaltigsten Urlaubsformen. Freiheit, Flexibilität und Unabhängigkeit sind Megatrends, die sich mit der erdgebundenen Reiseform gut verbinden lassen.
Mit welchen Modellen ist aktuell Wachstum zu erreichen, und welche Neuheiten können wir in diesem Jahr noch erwarten?
Bernd Wuschak:
Wir sehen grundsätzlich mit allen unseren Modellreihen Wachstumspotenziale. Diese werden auch permanent evolutionär weiterentwickelt, um unseren Kunden echte Vorteile in der tagtäglichen Praxis zu bieten. Einen Trend in der Zukunft sehen wir innerhalb der 3,5t Gewichtsklasse. Bedingt durch die Altersentwicklung und damit einhergehend die Führerscheinklasse wird dieses Segment aus unserer Sicht eine Belebung erfahren. Entsprechende Produktneuheiten, die hier innerhalb der Premiumklasse neue Benchmarks setzen werden, stellen wir zum Caravan-Salon in Düsseldorf im Herbst 2024 vor.
Antriebsalternativen zum Verbrenner stehen in der 3,5-Tonnen-Klasse und schon gar nicht darüber zur Verfügung. Wann könnte sich das ändern?
Bernd Wuschak:
Aus unserer Sicht ist der Verbrennerantrieb mittelfristig die geeignetste Antriebsart für unsere Urlaubsform. Die Motoren sind in der aktuellen Abgasnorm sehr wirtschaftlich und auch effizient und damit alternativlos. Dazu kommt, dass wir eine ausreichende Zuladung realisieren können, Dieselkraftstoff überall erhältlich ist und die Reichweiten mit einer Tankfüllung einige hundert Kilometer betragen. Also alles wichtige Kriterien, die unsere Kunden heute schätzen. Wir sehen keine wesentliche Änderung in unserem Segment vor 2030. (cen)
Fotos: Autoren-Union Mobilität/Carthago
Carthago will's leichter nehmen
Michael Kirchberger sprach mit Bernd Wuschak
Veröffentlicht am: 13.03.2024
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