
Wer  sich 2024 ein neues Fahrrad kaufen möchte, findet im Fachhandel eine  große Auswahl an unterschiedlichen Modellen. Um den Überblick zu  bekommen und das passende E‑Bike oder Fahrrad zu finden, bietet der  pressedienst-fahrrad eine Reihe an Fragen, die man sich stellen sollte,  bevor man einen Laden aufsucht.
Grundsätzlich: E‑Bike oder Fahrrad?
Die  wichtigste Frage vorab: Will man ein Rad mit Motorunterstützung oder  wird man auch ohne E‑Antrieb glücklich? Der Motor nimmt Steigungen den  Schrecken. Touren werden durch neue Ziele erweitert und dank der  Akku-Unterstützung sind bei gleichem Kraftaufwand weitere Strecken  möglich. Auf alltäglichen Wegen schwitzt man weniger, friert aber im  Winter schneller. Räder ohne Motor sind hingegen leichter und günstiger.  Sie sind technisch weniger anspruchsvoll, was z. B. dem Selberschrauben  bei kleinen Reparaturen zugute kommt. Beim Radfahren steht zusätzlich  die körperliche Belastung stärker im Mittelpunkt. Der Trainingseffekt  fällt bei E‑Bikes im Alltag zwar geringer aus, lässt sich aber für  Sportler:innen präzise steuern. Im Alltag bringen E‑Bikes mehr Menschen  öfter aufs Rad, macht also individuell mehr Lust auf Bewegung. Dank der  verschiedenen Unterstützungsmodi kann man die physische Beanspruchung  selbst steuern. Das ist auch ein weiterer Effekt der „Fahrzeugwerdung“  des Fahrrads: Wie beim Kfz muss man lernen, die gegebene Energie  wohldosiert einzusetzen.
E‑Bike: Reichweite oder Gewicht?
Wer  sich für ein E‑Bike entscheidet, kommt schnell an den Punkt der  Akku-Frage. Große Akkus sorgen für eine hohe Reichweite, was gerade bei  längeren Touren und mit Gepäck ein wichtiger Vorteil ist, da man keine  bzw. weniger Ladepausen einplanen muss. Die Räder der  „Superdelite“-Serie von Riese & Müller sind beispielsweise mit einer  Doppel-Akku-Lösung ausgestattet, die eine Akku-Kapazität von 1.125  Wattstunden liefert. Die Räder wiegen allerdings über 30 Kilogramm. Wenn  man das Rad häufig tragen muss, z. B. zum Abstellen in den Keller, wird  man das Mehrgewicht spüren. Es gibt mittlerweile allerdings auch  vermehrt sogenannte Light-E-Bikes, z. B. die „Ubn“-Serie, ebenfalls von  Riese & Müller. Diese zeichnen sich durch einen kleinen Akku und ein  geringes Fahrradgewicht von unter 20 Kilogramm aus, was das Tragen  spürbar vereinfacht. Die Akkus sind kleiner – für Alltagsstrecken aber  meist ausreichend. Für längere Touren kann bei Bedarf an manchen  Modellen (z. B. „E‑Flitzer“ von Winora) ein sogenannter Range Extender,  also ein zweiter Akku zur Reichweitensteigerung, dazugekauft werden. Man  sollte sich deshalb grundsätzlich die Frage stellen, welche Routen man  mit dem Rad hauptsächlich fahren möchte.
E‑Bike-Akku: integriert oder abnehmbar?
In  den Rahmen integrierte Akkus gewinnen immer mehr Befürworter:innen. Sie  ermöglichen eine schlanke, aufgeräumte Optik; mitunter ist das E‑Bike  kaum von einem normalen Fahrrad zu unterscheiden. Ein Beispiel ist das  „E‑Strada 7.3.4 FEQ“ von Stevens. Zusätzlich bietet der integrierte Akku  besseren Schutz vor Diebstahl, Sturz, Schmutz und Wasser und verbessert  das Handling des Rades durch den oft tieferen Schwerpunkt. Allerdings  sollte man sich bei der Auswahl des Rades Gedanken machen, an welcher  Steckdose es geladen werden soll. Manche integrierten Akkus lassen sich  durch eine Klappe entnehmen, andere nur noch mit großem Aufwand und  Spezialwerkzeug, was eine gut erreichbare Steckdose erforderlich macht.  Für Menschen, die den Akku abseits vom Rad laden müssen oder wollen,  sind leicht abnehmbare Akkus nötig, z. B. wie am „Upstreet 5“ von Flyer.  Zudem sind Räder mit aufgesetzten Akkus oft günstiger und auch ein  Austausch des Akkus bei einem Defekt ist leichter.
Motorposition: Mitte, vorne, hinten?
Der  Mittelmotor ist bei E‑Bikes am weitesten verbreitet. Durch seine  Position sitzt sein Mehrgewicht an einem für das Handling tiefen Punkt  des Rads und kommt dem „normalen“ Radfahrgefühl am nächsten. Außerdem  reagiert der Motor durch Sensoren unmittelbar auf die Pedalkraft. In den  letzten beiden Jahren erfuhr der Hinterradnabenmotor, wie beim „Camden“  von Tout Terrain, allerdings eine Renaissance. Die Kraftübertragung ist  direkter, der Motor mitunter leichter und in der Anschaffung günstiger.  Frontnabenmotoren spielen hingegen kaum noch eine Rolle.
Rahmenform: Diamant oder Tiefeinsteiger?
Tiefeinsteiger,  auch Einrohrrahmen genannt (z. B. „Evia“ von Koga), galten über lange  Jahre als eine Art „Oma-Räder“, da der große Vorteil, das einfache  Aufsteigen, gerade älteren Menschen entgegenkommt. Im Zuge des  E‑Bike-Booms erkennen auch jüngere und männliche Radfahrende immer mehr  die Vorteile des tiefen Durchstiegs, etwa wenn sie mit einem Kindersitz  unterwegs sind oder der Weg viele Stop-and-Go-Passagen hat. Auf der  anderen Seite punkten Diamantrahmen (z. B. „Domingo 12“ von Winora),  auch Herrenräder genannt, durch hohe Stabilität. Zusätzlich lässt sich  im Rahmendreieck Zubehör wie Trinkflaschen, Schloss, Ersatz-Akku oder  Rahmentaschen anbringen. Eine Mischform ist der sogenannte Trapezrahmen.  Durch das tiefgezogene Oberrohr bietet er einen Kompromiss aus  einfacherem Auf- und Absteigen sowie der Zubehörmontage.
Rahmenmaterial: Carbon, Alu oder doch Stahl?
Die  Einordnung von Rahmenmaterialen nach Gewicht ist ein verbreiteter  Trugschluss. Aus allen Materialien lassen sich günstige, schwere und  teure, leichte Rahmen fertigen, die Spektren überschneiden sich. Dennoch  muss man sagen, dass Carbon sich bei sportlichen Rädern wie (E-)MTBs  (z. B. „Lyke CF 11“ von Haibike) oder Rennrädern (z. B. „Orca“ von  Orbea) mehr und mehr durchsetzt, denn Carbonrahmen zeichnen sich oftmals  durch ein geringes Gewicht und gute Dämpfungseigenschaften aus. Zudem  können sie bedarfsorientiert dimensioniert werden, d. h. bei der  Herstellung können Rahmenpunkte entweder steif oder komfortabel  gestaltet werden. Zudem spricht für Carbon die direkte Kraftübertragung.  Am häufigsten eingesetzt wird aber Aluminium. Das Material ist  langlebig, da es wenig anfällig ist für Korrosion und stabil bei  Unfällen. Außerdem überzeugt es durch eine hohe Steifigkeit und punktet  insbesondere durch seine günstige Herstellung. Bei Alltagsrädern  („Elegance Lite“ von Stevens) und Einstiegs- bis Mittelklasse-E-Bikes  (z. B. „Yucatan“ von Winora) ist Aluminium der Werkstoff Nummer eins.  Aluminium verbraucht in der Produktion allerdings die meiste Energie.  Stahl kommt in der Großserien-Fertigung nicht mehr zum Einsatz, es wird  allerdings gerne noch in Kleinserien (z. B. bei Velotraum) und im  Maßrahmenbau genutzt. Stahl erfordert einen geringen Energieaufwand bei  der Herstellung und gilt als äußerst langlebig und ebenso komfortabel,  da er hohe Dämpfungseigenschaften besitzt. Außerdem ist er leicht zu  reparieren, was ihn für Expeditionsräder und Reiseräder interessant  macht. Aluminium und Stahl lassen sich gut recyceln, während Carbon nach  Beschädigung (noch) als Sondermüll gilt.
Position: sitzen oder liegen?
Aufrecht  auf dem Fahrrad zu sitzen ist eine Selbstverständlichkeit – für die  meisten. Doch Menschen mit körperlichen Problemen oder Einschränkungen  könnten über den Kauf eines Liegerades oder Trikes nachdenken, wie sie  etwa der Hersteller HP Velotechnik (z. B. mit dem Sesselrad „Delta tx“)  anbietet. Durch die Sitzposition und individualisierbare Sitze mit Lehne  werden die Gelenke und der Rücken entlastet. Dreiräder gelten zudem als  äußerst kippstabil und sicher. Liegeräder sind aufgrund ihrer  aerodynamischen Form oft auch schnell, was sie für Pendler:innen  interessant macht.
Schaltung: Nabe oder Kette?
Aufgrund  ihrer Wartungsarmut sind Nabenschaltungen, die zu den  Getriebeschaltungen zählen, im Citybereich und bei Radreisenden beliebt.  Die Schaltungskomponenten sind vor äußeren Einflüssen gut geschützt und  brauchen kaum Service. Die Gänge lassen sich auch im Stand ändern, z.  B. an einer Ampel, und da es keine Gangüberschneidungen gibt,  ermöglichen Getriebeschaltungen ein intuitives, lineares Schalten.  Ähnliche Attribute bietet auch Zentralgetriebe von Pinion am Tretlager.  Seine mittige Position bietet eine bessere Gewichtsverteilung und über  ein leichtes Hinterrad freut man sich nicht nur am gefederten Rad. Die  Schaltungen waren bislang im Reise- und Trekkingsegment zu finden,  werden aber auch immer häufiger an Mountain- und Citybikes genutzt. Ihr  höheres Gewicht und die unveränderlichen Gangabstufungen machen  Getriebeschaltungen für den Sportbereich allerdings oft uninteressant.  Hier ist die Kettenschaltung gefragt, die leichter läuft, dabei  allerdings deutlich wartungsintensiver ist, da alle Bauteile  offenliegen. Kettenschaltungen können dafür an den individuellen  Fahrstil angepasst werden, denn relativ einfach kann man Kettenblätter  und Kassetten tauschen und in der Größe ändern. Bei E‑Bikes wird das  Thema Integration von Motor und Getriebe in einer Einheit, wie bei der  „Motor-Gearbox-Unit“ von Pinion immer interessanter. Ein Trend bei  E‑Bikes sind automatische Schaltungen, die in Zusammenarbeit mit dem  Motor die Schaltprozesse optimieren bzw. die gewünschte Kadenz  einhalten. Bei der Optimierung bieten elektronisch angesteuerte  Schaltungen spannende technische Möglichkeiten. Sie setzen sich sowohl  bei Getriebe- als auch bei Kettenschaltungen immer weiter durch – mit  Kabel oder Funksignal.
Antrieb: Kette oder Riemen?
Ein  klarer Vorteil von Nabenschaltungen und Zentralgetrieben: Sie sind mit  einem Carbonriemenantrieb kombinierbar. Der Antriebsstrang von Gates ist  besonders wartungsarm und langlebig, er braucht z. B. kein Kettenöl und  ist einfach mit Wasser zu reinigen. Das macht ihn für  Ganzjahresfahrer:innen und Reiseradfahrende interessant. Eine Kette (z.  B. von KMC) ist hingegen günstiger, braucht keinen dafür konstruierten  Rahmen und lässt sich bei einem Defekt einfacher tauschen. Zudem erzielt  sie, gute Pflege vorausgesetzt, einen besseren Wirkungsgrad. In  Kombination mit einer Kettenschaltung wird das Effizienz-Optimum des  Antriebs erreicht, weshalb sie im sportlichen Bereich immer noch die  stärkste Verbreitung hat.
Laufräder: groß oder klein?
Größere  Laufräder punkten durch bessere Überrolleigenschaften und höhere  Fahrstabilität – im Gelände sorgt das für Traktion sowie ein ruhiges  Fahrgefühl. Deshalb rollen die meisten Mountainbikes (z. B. „Occam“ von  Orbea) auf 29-Zoll-Reifen. Kleinere Laufräder sind hingegen agiler,  stabiler und ermöglichen mitunter eine schnellere Beschleunigung. Bei  Rennrädern und Trekkingbikes sind 28-Zoll-Räder Standard, wobei im  Trekking- und Citybereich auch 27,5 Zoll im Kommen sind (z. B. „Shopper“  von Tout Terrain). Stadträder zeigen fast alle Laufradgrößen –  Kompakträder wie das „Radius“ von Winora rollen auf 20-Zoll-Rädern und  sind sehr beliebt, weil sie sich platzsparend abstellen lassen und ein  wendiges Fahrverhalten versprechen. Kleine Laufräder ermöglichen zudem  einen tiefen Schwerpunkt, was das Be- und Entladen vereinfacht und sie  so für Cargobikes interessant macht, zu sehen etwa bei den „CS“-Modellen  von Ca Go. Im Reiseradbereich kommen wegen dem Mix der Eigenschaften  auch noch 26-Zoll-Räder zum Einsatz.
Reifen: breit oder schmal?
Der  Reifen ist nach wie vor das wichtigste Komfort- und Sicherheitselement  am Fahrrad. Breite Reifen können mit geringerem Luftdruck gefahren  werden. Dadurch steigen Traktion, Komfort und Pannenschutz. Beispielhaft  für die wachsende Verbreitung sind hier das Crossover-Segment mit der  Mischung aus Alltagsrad und Mountainbike, z. B. „Goroc X“ von Flyer, und  der Breitreifen-Rennradbereich (z. B. „E‑Getaway“ von Stevens) zu  nennen. Schmalere Reifen genießen den Vorteil des geringeren  Luftwiderstandes bei höheren Geschwindigkeiten, aber auch des agileren  Fahrverhaltens. Der Trend der letzten Jahre zu immer breiteren  Exemplaren ist jedoch unverkennbar. Selbst Rennradprofis nutzen  mittlerweile die Vorteile breiterer Reifen.
Schaltung an KinderfahrradBremse: Felge oder Scheibe?
Felgenbremsen  gelten als leicht, einfach zu reparieren und günstig. Sie sind oft an  Einstiegs‑, Leichtbau- und Kinderrädern (z. B. „LS-Pro“ von Puky“) zu  finden. Allerdings haben sich an den meisten Fahrradtypen, auch an  Kinder-MTBs (z. B. „X‑Coady“ von Eightshot) mittlerweile hydraulische  Scheibenbremsen durchgesetzt. Die bessere Bremsleistung, insbesondere  bei Nässe, und die bessere Dosierbarkeit sind die ausschlaggebenden  Argumente. Hydraulische Bremssysteme brauchen regelmäßige Wartung von  Fachmenschen. Einmal im Jahr sollte das System entlüftet werden – wofür  man einen Besuch beim Fachhändler einplanen sollte.
Mann testet Federgabel an Mountainbike.Gabel: Federung oder starr?
Durch  eine Federung werden auch am Fahrrad Fahrbahnunebenheiten ausgeglichen  und der Kontakt zwischen Reifen und Fahrbahn optimiert. Die Kontrolle  über das Fahrrad steigt, das Fahrverhalten wird stabiler. Starrgabeln  sind hingegen deutlich leichter. Zudem sind sie günstiger und benötigen  keine Wartung.
Quelle: www.pd-f.de / Luka Gorjup | Lux Fotowerk
Fragen zum Fahrradkauf
... die sich jede:r stellen sollte
Veröffentlicht am: 04.04.2024
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