
Die  ALBERTINA nimmt eine bedeutende Schenkung von Ben Willikens zum Anlass  und zeigt von März bis Mai das unverwechselbare Œuvre des Künstlers. Das  menschenleere Werk des legendären Rektors der Münchner Kunstakademie  und Meisters der Ästhetik der leeren Räume nimmt den Betrachter durch  seine frappierende Kälte in Beschlag. 
Seine großformatigen  Gemälde, die zumeist streng komponierte, menschenleere Räume zum  Hauptmotiv haben – insbesondere jener Werkzyklus, der durch Leonardo da  Vincis Abendmahl inspiriert ist – machten Willikens in der zweiten  Hälfte der 1970er Jahre berühmt.
Der 1939 in Leipzig geborene  Willikens verbrachte 1969 aufgrund einer Krankheit fast ein Jahr in  einer geschlossenen Anstalt. Dieses einschneidende Erlebnis verarbeitete  der Künstler in einer Serie von Acrylbildern, die die eisige  Bildsprache von Gängen, einprägsamen Orten und Gegenständen aus der  Klinik einfangen. Diese selbsterlebte Barbarei und Grausamkeit der Leere  zeigt uns Willikens als eindrucksvolles, thermisches Ereignis der  Farbe.
Die Ausstellung zeigt knapp 50 Werke, die zwischen 1971  und 2021 entstanden sind und spannt so einen Bogen über das gesamte  Schaffen des Künstlers. Drei Werkgruppen bilden die Hauptsäulen der  Präsentation: Willikens‘ Anstaltsbilder der 1970er Jahre, in denen er –  vor allem in seiner Zeit als Stipendiat in Florenz und Rom – diesen  düsteren Abschnitt seines Lebens motivisch verarbeitete. Ein weiterer  Schwerpunkt wird mit Werken aus der jüngst entstandenen Serie ORTE 2  gesetzt, in der Willikens sich noch einmal mit der Zeit des  Nationalsozialismus beschäftigt. Als Kontrapunkt dazu zeigt die  ALBERTINA Schlüsselwerke aus dem Zyklus Räume der Moderne.
Seine  Anstaltsbilder und Räume sind Bilder ohne jegliche Menschen, so wie man  es aus der Architekturmalerei gewohnt ist. Doch damit hat die Malerei  von Ben Willikens nichts zu tun: Obwohl durchwegs menschenleer, steht  das Individuum im Mittelpunkt. Dieses reflektiert sich in eben jenen  Objekten, die seiner Haft dienen: Käfige, Schlüssel, Eisentüren, Bahren  oder Spinde.
Die Eiseskälte der Anstaltsbilder, die den Künstler  schlagartig bekannt machten, findet sich auch im Spätwerk Willikens’,  das vor allem auch eine Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich ist:  Man wirft einen schaudernden Blick in das Labor des gefürchteten  Ausschwitz-Arztes Josef Mengele oder aus dem Fenster von Hitlers  Wohnraum am Obersalzberg. Immer einher geht dabei die Ästhetik des Bösen  mitsamt ihrer Banalität. Die Grausamkeit der Leere verleiht auch dieser  Schaffensphase ihre besondere Kraft.
In der Ausstellung zu sehen  sind auch Werke von Robert Longo, Eduard Angeli, Sasah Okun und  Helnwein, der zwar ähnliche Themen behandelt, diese jedoch anhand seiner  Figuren thematisiert. Gewählt wurden KünstlerInnen, die für Willikens’  Schaffen von besonderer Relevanz sind.
ALBERTINA
Albertinaplatz 1
1010 Wien
www.albertina.at
Bild: Ben Willikens: Raum 1614 (ORTE 2), 2021
Acryl auf Leinwand (ALBERTINA, Wien 
© Bildrecht, Wien, 2022)
Foto: Michael Steinle 
Ben Willikens: "Kälte - Räume"
... ist von 04.03. – 01.05. 2022 in der ALBERTINA zu sehen
Veröffentlicht am: 19.02.2022
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