
Man wird nicht als Mann geboren, man wird dazu gemacht. Das legendäre Zitat von Simone de Beauvoir – im Original auf Frauen gemünzt – trifft abgewandelt auch bei der maskulinen Gendersozialisation den Nagel auf den Kopf.
Wo verortet „Mann“ sich im Spannungsfeld zwischen patriarchalen Mustern und alternativen Entwürfen? Wie fühlt es sich an, wenn die Identitätsreise eine queere oder non-binäre ist? Donat Blum und Valentin Moritz (Hgg.) versammeln in „Oh Boy“ 18 mutige Selbstbefragungen bekannter deutschsprachiger Autor*innen zu einer vielstimmigen Bestandsaufnahme.
Kaleidoskopartig streifen die Beiträge den Kern aktueller Debatten, angefangen von toxischer Männlichkeit über Geschlechtercodes bis zur Ausgrenzung, die trans* Menschen erfahren. Kim de l´Horizon, bekennend genderfluid und gefeiert für den Debütroman „Blutbuch“, setzt mit dem rauschhaften Text „A Song of Silence and other Scheiss“ an einem neuralgischen Punkt an: Das Aushandeln von Identität ist immer auch ein Ringen mit dem eigenen Körper.
Angespannte Vater-Sohn-Beziehungen, Erlebnisse auf einer schwulen Cruisingparty, der ambivalente Erinnerungskosmos, der von Kleinstädten wachgerufen wird: „Oh Boy“ taucht in sehr diverse Erfahrungssphären ein. Was die Geschichten von Friedemann Karig, Sascha Rijkeboer, Jayrôme C. Robinet, Daniel Schreiber, Peter Wawerzinek, Deniz Utlu, Hermes Phettberg und vielen weiteren eint, ist der authentische und nahbare Erzählton: ein Debattenbuch für alle, die finden, es ist höchste Zeit für ein Neudenken von Männlichkeit.
Oh Boy. Männlichkeit*en heute
Herausgeber: Donat Blum / Valentin Moritz
Comic: Joris Bas Backer
Nachwort: Mithu M. Sanyal
Verlag: Kanon
Preis: 20,00 Euro
ISBN: 978-3-98568-066-5