(von Jörg & Timothée HARTWIG) Der Tag erwacht mit einem kurzen Hahnenschrei über dem Hof von Rachel Roussel Voisard in Chapelle-Voland, einem kleinen, ansonsten sehr ruhigen Dorf rund zwanzig Kilometer nördlich von Louhans. Hier, im Herzen der Bresse bourguignonne, sind Hühner mehr als nur Nutztiere, sie sind Botschafter einer langen Tradition. Mit ihrem weißen Gefieder, dem roten Kamm und den stahlblauen Beinen sind sie schon äußerlich etwas Besonderes.
Rund 600 Hühner hält Rachel auf ihrem Hof. Keine riesige Menge, aber dafür wird jedes einzelne Tier mit großer Sorgfalt aufgezogen. „Das ist Handwerk, keine Industrie", sagt sie überzeugt. Gearbeitet wird jeden Tag, auch sonntags und an Feiertagen. Doch die Freude daran ist geblieben. „Bügeln? Das ist mühsam. Aber zu meinen Hühnern gehen? Immer ein Vergnügen."
Besucher sind auf dem Hof willkommen. Ein kurzer Anruf genügt, und Rachel zeigt kleinen Gruppen ihre Farm. Besonders stolz ist sie auf die großen Ausläufe: Zehn Quadratmeter Platz pro Huhn sind hier Pflicht. Auch beim Futter achtet sie auf Qualität: Es ist eine hauseigene Mischung aus Mais vom Nachbarn, eigenem Weizen und etwas Milchpulver.
Die Hühnerzucht hat in der Bresse eine lange Tradition und war schon immer Frauensache. Die Frauen zogen die Tiere auf, verkauften sie auf dem Markt und wurden so finanziell unabhängig. Rachel führt dieses Erbe fort, unterstützt von zwei Mitarbeiterinnen und einer Auszubildenden.
Ein Huhn vom Erzeuger kostet etwa 25 Euro. Ein besonders feiner Kapaun, wie er zu Weihnachten beliebt ist, kann bis zu 200 Euro kosten. Doch dafür bekommt man ein echtes Juwel. Kenner bereiten es klassisch im Ofen zu, langsam gegart, regelmäßig mit dem eigenen Bratensaft übergossen. Der Geschmack? Ganz pur, ganz Bresse.
Rachel erzählt auch ein wenig über die Geschichte: Bresse-Geflügel der Rasse « Gauloise » gilt als eines der edelsten Geflügelprodukte der Welt. Es stammt aus der Region Bresse im Osten Frankreichs, zwischen Ain, Saône-et-Loire und Jura. Seine Geschichte reicht zurück bis ins 17. Jahrhundert. Schon 1825 lobte der berühmte Feinschmecker Brillat-Savarin das Bresse-Huhn als „Königin der Geflügelarten". Spitzenkoch Paul Bocuse nannte es später sogar „das beste Geflügel der Welt".
1957 bekam das Bresse-Geflügel als erstes Geflügel überhaupt die geschützte Herkunftsbezeichnung AOC. Seit 1996 trägt es zusätzlich das AOP-Siegel. Diese Auszeichnungen garantieren, dass Haltung und Zucht strengen Regeln folgen. Die Hühner haben viel Platz, wachsen langsam, etwa fünf Monate, und werden mit hochwertigem Futter versorgt, das auch Kräuter und etwas Milch enthält. All das sorgt für das besonders zarte, saftige Fleisch mit seiner feinen, buttrigen und leicht nussigen Note.
In der Spitzengastronomie ist das Bresse-Huhn fest etabliert. Und einmal im Jahr, im Dezember, wird es bei den „Glorieuses de Bresse" gefeiert, Wettbewerben, bei denen die schönsten Tiere prämiert werden. Diese Feste locken nicht nur Einheimische an, sondern auch viele Besucher von weither.
PRAKTISCHE INFORMATIONEN
Ein Besuch auf dem Hof
Wer Rachel Roussel Voisard und ihre Bresse-Hühner persönlich kennenlernen möchte, kann ihren Hof in Chapelle-Voland besichtigen. Besucher sind nach vorheriger Anmeldung herzlich willkommen.
Rachel Roussel-Voisard
1946 rue de Lamarre, Hameau de Lamarre
39140 Chapelle-Voland, Frankreich
Tel.: +33 (0)3 84 44 11 58
Rachel.roussel-voisard@wanadoo.fr
Bresse-Hühner kaufen
Frisches Bresse-Geflügel direkt vom Erzeuger? Kein Problem! Hier finden Sie eine Übersicht an Verkaufsstellen in der Region.
Oder besuchen Sie den traditionellen Geflügelmarkt jeden Montagmorgen in Louhans – ein echtes Erlebnis!
Restauranttipps für Genießer
Wer das Bresse-Huhn lieber gleich perfekt zubereitet genießen möchte, findet hier eine Auswahl empfehlenswerter Adressen in der Region.
Für Gourmets mit höchsten Ansprüchen sei ein Besuch im Restaurant von Sternekoch Georges Blanc empfohlen.
Foto: © Tmothée HARTWIG
BRESSE-HUHN
DER SUPERSTAR DES FEDERVIEHS AUS FRANKREICH
Veröffentlicht am: 11.05.2025
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