
Gepflückt  oder geschüttelt? Bei der Ernte der Oliven und beim Pressen des  Olivenöls ist Fingerspitzengefühl gefragt. Details entscheiden über die  Qualität. Wir klären auf, wie in Europa hochwertiges und schmackhaftes  Olivenöl hergestellt wird und verraten alles Wichtige rund um die  Produktion von Olivenöl.
   
Feinschmecker und Experten bezeichnen  das europäische Olivenöl wegen seiner vielfältigen  Verwendungsmöglichkeiten als flüssiges Gold. Es ist seit rund 6.000  Jahren ein hoch geschätztes und unverzichtbares Lebensmittel und spielt  eine wichtige Rolle in der mediterranen Küche. Aber nicht nur im  Mittelmeerraum, sondern auch in Ländern wie Deutschland. Allerdings  verbrauchen die Deutschen nur etwa einen Liter Olivenöl pro Kopf,  während die Spanier mit 11,4 Litern, Griechenland mit 10,3 Litern und  Italien mit 7,1 Litern aufwarten können.
   
Olivenöl in Deutschland: Verbrauch steigend 
Doch  die Prognosen stehen gut. Auch wenn der deutsche Olivenölverbrauch noch  relativ gering ist, erwarten die Experten für die kommenden Jahre einen  deutlichen Anstieg der Nachfrage. Grund dafür ist einerseits das  steigende Bewusstsein der deutschen Verbraucher für die vielen positiven  Eigenschaften des flüssigen Golds. Andererseits sind die Deutschen  zunehmend bereit, neue kulinarische Wege zu gehen und möchten sich  gesünder ernähren. Folglich setzen immer mehr Verbraucher auf natürliche  und qualitativ hochwertige Lebensmittel wie extra natives Olivenöl. 
Im  Laufe dieses Jahrhunderts hat Deutschland seinen Olivenölverbrauch  verdreifacht und erreichte im Jahr 2022 einen Spitzenwert von 80.000  Tonnen. Die Deutschen sind damit unter den nicht-mediterranen Ländern  der größte Verbraucher von Olivenöl in Europa. Spanien hat am meisten  von diesem Marktwachstum profitiert. In Zahlen heißt das: 2013 lieferte  Spanien 13,52 Prozent aller in Deutschland konsumierten Olivenöle. Ein  Jahrzehnt später betrug dieser Anteil 31,65 Prozent und Spanien  exportierte insgesamt fast 25.000 Tonnen Olivenöl nach Deutschland.
Obwohl  Olivenöl auch in unseren Breitengraden zu einem beliebten Lebensmittel  geworden und aus der deutschen Küche nicht mehr wegzudenken ist, wissen  viele Menschen immer noch zu wenig über dieses Lebensmittel. Vor allem  über die Art und Weise, wie es hergestellt wird. Deshalb möchte die von  Aceites de Oliva de España ins Leben gerufene und von der Europäischen  Union kofinanzierte Kampagne Olive Oil World Tour die Geheimnisse dieses  Lebensmittels und den einfachen Prozess seiner Gewinnung vorstellen und  Interessenten näherbringen.
Olivenhain: Die Quelle des flüssigen Golds
Das  Öl stammt direkt aus der Frucht des Olivenbaums, der Olive. Sobald sich  die Olivenblüten in Früchte verwandelt haben, wachsen die Oliven, bis  sie am Ende des Sommers ihre volle Größe erreicht haben und weiter  reifen. Im Herbst und Winter werden sie geerntet, wobei sie je nach  Sorte ihre Farbe von grün über rötlich bis violett und schwarz  verändern. Laut Carlos Ruiz, Koordinator des LIFE-Projekts Olivares  Vivos, „ist der Olivenbaum wahrscheinlich die wichtigste europäische  Kulturpflanze im Hinblick auf die Biodiversität. Dafür gibt es zwei  Gründe: Erstens, weil er im Mittelmeerraum, dem artenreichsten Gebiet  Europas, beheimatet ist, und zweitens, weil in Europa fast sechs  Millionen Hektar mit Olivenbäumen bepflanzt sind.“ Kein Wunder, dass der  Baum eine entscheidende Rolle für die Wirtschaft, Kultur und Umwelt des  Mittelmeerraums spielt. 
Während des gesamten Wachstumszyklus  der Oliven benötigt der Olivenbaum sorgfältige Pflege, einschließlich  Schneiden und Bodenbearbeitung. Carlos Ruiz betont die entscheidende  Rolle eines fruchtbaren Bodens als Grundlage des Ökosystems Olivenhain  und die Notwendigkeit eines nachhaltigen Anbaus. „Ein Boden, der stets  mit Pflanzendecke bedeckt ist, frei von Pestiziden und mechanisch  bearbeitet wird, bildet die Basis, auf der das gesamte Ökosystem des  Olivenhains gedeiht.“ Geschmacksvielfalt: Von Sorten und Aromen In  Europa wachsen viele verschiedene Olivensorten, die eine große Vielfalt  an extra nativen Olivenölen mit sehr unterschiedlichen Aromen und  Geschmacksrichtungen garantieren. Allein in Spanien werden rund 200  verschiedene Olivensorten angebaut. "Es gibt heute vier Sorten, die sich  durch eine hohe Produktion auszeichnen: Picual, Arbequina, Cornicabra  und Hojiblanca", erklärt Teresa Pérez, Leiterin des Interprofesional del  Aceite de Oliva Español. Dabei ist die in Andalusien beheimatete Sorte  Picual die weltweit wichtigste und aus ihr wird rund ein Viertel des  weltweiten Olivenöls gewonnen.
Ernte: Qualität, Geschmack und unterschiedliche Erntemethoden
Für  die Ölherstellung müssen die Oliven zunächst geerntet werden, um dann  in einem sehr schnellen und einfachen Verfahren aus ihnen das flüssige  Gold zu pressen. In der Regel wird zwischen Oktober und Februar  geerntet. Der genaue Erntezeitpunkt hängt von verschiedenen Faktoren ab.  Dazu gehören die Lage des Olivenhains, die Olivensorte und sogar die  Art des Öls, das gewonnen werden soll. 
Es gibt unterschiedliche  Erntemethoden. Welche man wählt, hängt ebenfalls von den oben genannten  Faktoren ab.  Zum einen gibt es die traditionelle Methode des "Vareo".  Dabei schütteln die Olivenbauern die Äste der Bäume mit langen Stöcken  oder tragbaren mechanischen Geräten, sodass sich die Früchte vom Baum  lösen und herunterfallen. Um sie aufzufangen und einzusammeln, haben die  Bauern Netze oder Planen um die Bäume gelegt. Alternativ können  Traktoren eingesetzt werden, die eine Art umgedrehten Regenschirm um den  Baum spannen und die Oliven mit einem Rüttelarm vom Baum lösen. Es gibt  ein weiteres System zur mechanisierten Ernte von Olivenhainen, in denen  die Bäume zwar dicht nebeneinander stehen, aber nicht sehr hoch sind.  Bei diesem Verfahren bewegen sich die Maschinen über die Bäume, rütteln  an ihnen und sammeln die abgelösten Früchte direkt ein.   
Ölmühle: Reinigen, mahlen und zentrifugieren
Ob  Handlese oder maschinelle Ernte – um die Frische der Oliven zu erhalten  und ein hochwertiges Produkt zu gewährleisten, werden die Früchte  sofort in die Ölmühle gebracht.  Dort werden sie gereinigt und von  Rückständen wie Blättern oder kleinen Zweigen befreit. Anschließend  werden sie zu einer Paste gemahlen und als halbflüssiger Brei in eine  Zentrifuge geleitet. Dieser Brei ist eine Mischung aus Öl, Olivenkernen,  Fruchtfleisch, Schale und Wasser. Um die Bestandteile zu trennen, wird  die Paste zentrifugiert. Dabei werden die einzelnen Bestandteile Wasser,  Öl und Trester dank ihrer unterschiedlichen Dichten voneinander  getrennt. Das Ergebnis sind native Olivenöle, die ausschließlich durch  mechanische Verfahren hergestellt werden.
Filtration: Reinigung des Öls
Dieses  Öl ist nicht völlig transparent, da es noch mikroskopisch kleine Reste  von Pflanzenstoffen und Wasser enthält. Diese feinen Partikel können  durch verschiedene Filtersysteme entfernt werden, um das Öl  transparenter und haltbarer zu machen. Es kann jedoch auch als  ungefiltertes Öl vermarktet werden. 
Lagerung: Konservierung des Öls
Das  frisch gewonnene Öl kommt in dunkle Edelstahltanks, um es vor Luft,  Licht und Wärme zu schützen und ein frühzeitiges Altern oder  Ranzigwerden zu vermeiden. Anschließend erfolgt eine strenge  physikalisch-chemische und organoleptische Analyse des Öls, bevor  Experten seine Handelsklasse festlegen. Wird das Olivenöl als extra  nativ oder nativ eingestuft, kann es in Flaschen abgefüllt werden.
Quelle: © Olive Oil World Tour
Bild: Pixabay
Olivenöl: Wie entsteht das flüssige Gold?
Bei der Produktion von Olivenöl entscheiden viele Details und Faktoren über die Qualität des Endproduktes
Veröffentlicht am: 08.02.2024
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