
Die  Aussprache ist vielen nicht klar und die Bedeutung erst recht nicht:  Die Rede ist von Gluten, einem Inhaltsstoff vieler Getreidearten. Die  Betonung liegt übrigens laut Duden auf dem „e“ und nicht auf dem „u“.  Das Wort stammt aus dem Lateinischen und heißt wortwörtlich übersetzt  „Leim“, was auch schon einen Hinweis auf seine Backeigenschaften gibt.
Gluten  ist ein Klebereiweiß, das in vielen bekannten Getreidearten wie Dinkel,  Gerste oder Weizen vorkommt. Es zeichnet sich vor allem durch seine  teigbildenden Eigenschaften beim Backen aus und ist deshalb in der  Bäckerszene sehr beliebt. Allerdings gibt es auch Menschen, die Gluten  nicht vertragen und folglich darauf verzichten müssen.
Der Einfluss von Gluten
Für  Bäcker ist das Klebereiweiß Gluten aufgrund seiner Backeigenschaften  ein wichtiger Getreideinhaltsstoff. Bei der Zubereitung von  glutenhaltigen Teigen verbindet sich das enthaltene Eiweiß durch die  Zugabe von Wasser zu einer zähen Masse und verhält sich wie Kleber.  Dabei bestimmt die Menge des Glutens die Backeigenschaften – je mehr  Gluten ein Mehl enthält, desto besser die Elastizität, Feuchtigkeit,  Frischhaltung sowie Krumen- und Krustenbildung. Neben dem Einsatz in  Backwaren wird Gluten auch in anderen Bereichen der  Lebensmittelindustrie geschätzt. Besonders als Bindemittel und als  Emulgator wird Gluten gerne ausgewählt. Aber auch als Trägerstoff von  Aromen in Eis, Süßwaren, Wurst oder Tee kommt das Klebereiweiß oft zum  Einsatz.
Glutenhaltig versus glutenfrei
Glutenfrei  bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein Produkt keinerlei Gluten enthält.  Produkte, die maximal 20 mg Gluten pro kg Lebensmitteln enthalten,  gelten als glutenfrei und werden oft von den Herstellern mit der  glutenfreien Ähre gekennzeichnet.
Zu den glutenfreien Getreidearten  zählen Pseudogetreide wie Amaranth, Buchweizen und Quinoa, aber auch  glutenfreier Hafer, Guarkernmehl, Hirse, Johannisbrotkernmehl, Mais,  Reis, Soja und Tapioka.
Glutenhaltige Getreide sind Bulgur, Couscous,  Dinkel, Einkorn, Emmer, Gerste, Grünkern, Hafer, Kamut, Roggen,  Triticale, Urkorn und Weizen.
Aber auch verarbeitete Lebensmittel  können Gluten enthalten – entweder von Natur aus oder, da es aufgrund  seiner günstigen technologischen Eigenschaften Produkten zugesetzt wird.  Die aller meisten Back- und Teigwaren, Bier, Flocken und Müslis sowie  panierte Speisen sind glutenhaltig. Vorsicht gilt zudem bei  Dessertcremes, Essig, Fertiggerichten- und soßen, Gewürzzubereitungen,  Joghurt mit Zusätzen, Pudding und Sojasoße. Unbedenklich sind hingegen  naturbelassene Produkte wie Eier, Fleisch und Fisch, Gemüse,  Hülsenfrüchte, Nüsse, Obst, Öle und Fette sowie Milchprodukte.
Wenn Gluten krank macht
Etwa  ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland ist von der  Autoimmunerkrankung Zöliakie betroffen, wobei eine hohe Dunkelziffer  vermutet wird. Dies ist eine chronische Erkrankung, die sich primär auf  den Darm auswirkt, aber auch andere Organsysteme betreffen kann. Dabei  besteht eine lebenslange Unverträglichkeit gegenüber Gluten. Nehmen die  Betroffenen Gluten zu sich, so führt dies zu einer Entzündung des  Dünndarms und langfristig zu einer Veränderung der Darmschleimhaut sowie  zu einem Mangel an Nährstoffen, da sie das Gluten nicht komplett  verdauen können.
Die Zöliakie wird auch als das „Chamäleon der  Medizin“ bezeichnet, da ihr Erscheinungsbild so vielfältig ist. Die  Symptome reichen von Appetitlosigkeit, Blutarmut und Gewichtsverlust,  über Hautveränderungen, Muskelschwäche, Müdigkeit und Osteoporose, bis  hin zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen. Nur ein Bruchteil der  Betroffenen reagiert mit den typischen Verdauungsbeschwerden wie  Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Manche Betroffenen reagieren  stark auf kleinste Glutenmengen, andere zeigen untypische oder gar keine  Symptome.
Egal wie die Symptomatik aussieht, Betroffene müssen sich  ihr Leben lang strikt glutenfrei ernähren, um Begleit- und  Folgeerkrankungen zu vermeiden. Unter Einhaltung der glutenfreien  Ernährung kann meist ein normales, beschwerdefreies Leben geführt werden  und es sind keine Medikamente von Nöten.
Die einen verteufeln  Gluten und denken, es schadet ihrer Gesundheit. Personen, die nicht von  Zöliakie betroffen sind, müssen sich beim Verzehr von glutenhaltigen  Produkten jedoch keine Sorgen machen. Sie können das Gluten normal  verstoffwechseln und erlangen, anders als oftmals behauptet, keinen  Vorteil aus einer glutenfreien Ernährung. Die anderen verehren Gluten,  da es mit seinen positiven Backeigenschaften einen positiven Effekt auf  Backwaren ausübt. Und dann gibt es noch die Personen, die aufgrund einer  Gluten Unverträglichkeit ein Leben lang darauf verzichten müssen.  Gluten wird auch zukünftig die Meinungen spalten und jeder muss für sich  entscheiden, ob er es zu sich nimmt oder darauf verzichtet.
Foto: Pixabay
Quelle: Infoservice des Wissensforum Backwaren e.V.
Gluten – Umstrittener Getreideinhaltsstoff mit vielen Vorteilen
Spannendes aus der Welt der Backzutaten
Veröffentlicht am: 10.08.2022
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